Interview mit Gleichstellungsbeauftragter: "Frauen gelten als Zuverdiener"
Am "Equal Pay Day" kriegen Frauen in vielen Geschäften 23 Prozent Rabatt. So viel verdienen sie weniger als Männer, erklärt die Neuköllner Gleichstellungsbeauftragte.
taz: Frau Edler, verdienen Sie genauso viel, wie ein Mann an Ihrer Stelle verdienen würde?
Sylvia Edler: Da die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Berlin zum öffentlichen Dienst gehören, verdienen Frauen und Männer gleich. Allgemein sind aber Frauen in besser bezahlten Führungspositionen unterrepräsentiert.
Sylvia Edler: Die 43-Jährige arbeitet als Gleichstellungsbeauftragte des Bezirksamtes von Neukölln.
Frauen wird in zahlreichen Berliner Geschäften am 26. März 23 Prozent Rabatt auf ausgewählte Produkte gewährt. Die Aktion steht im Rahmen des "Equal Pay Day".
Organisiert wird die Aktion von den Frauenbeauftragten der zwölf Berliner Bezirke, dem FrauenComputerZentrumBerlin e. V. und dem Business and Professional Women Club Berlin e. V.
Infos zum Frauen-Einkauf finden sich unter: www.23-prozent.de
Den Neuköllner Wegweiser mit Kontaktadressen für die unterschiedlichen Fälle von Diskriminierung findet man unter www.berlin.de/baneukoelln/gleichstellungsbeauftragte/publikationen.html
Wie groß sind die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in Berlin?
Im Bundesdurchschnitt verdienen Männer 23 Prozent mehr als Frauen. Für Berlin beträgt der durchschnittliche Lohnunterschied sogar 25 Prozent. Männer werden immer noch als Hauptverdiener angesehen, während Frauen nach wie vor als Zuverdienerin gelten. Frauen arbeiten häufiger in Berufen mit geringem Lohn und seltener in Führungspositionen. Sie haben mehr Berufsunterbrechungen, arbeiten häufiger in Teilzeit.
Die 23 Prozent Lohnunterschied sind jetzt in Berlin Thema einer Kampagne.
In diesem Jahr findet der Equal Pay Day zum dritten Mal in Deutschland statt. Bundesweit wird mit Informationsständen, Diskussionsrunden und Filmvorführungen auf den Lohnunterschied hingewiesen. In Berlin rufen die OrganisatorInnen Unternehmen auf, Frauen heute auf ausgewählte Produkte und Dienstleistungen 23 Prozent Rabatt zu geben. Es haben sich über 160 Unternehmen für die Aktion gemeldet. In Neukölln beteiligen sich zum Beispiel das Hotel Estrel, Fix Foto, der Heimathafen Neukölln und viele mehr.
Was ist Ihr Beitrag zum Equal Pay Day?
Das Neuköllner Integrationsprojekt "7 auf einen Streich" hat zusammen mit verschiedenen arabisch-türkischen Projekten rote Taschen hergestellt, die auf die roten Zahlen in den Geldbeuteln der Frauen hinweisen sollen. Wir haben rund 350 Taschen gestrickt, gehäkelt und genäht. Am 23. März haben wir sie in den Neukölln Arcaden kostenlos an Frauen verteilt. Heute sollen die Frauen mit den Taschen zur Arbeit oder einkaufen gehen, damit der Lohnunterschied symbolisch sichtbar wird.
Sie fordern, ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft einzuführen. Wie soll das genau aussehen?
Frauenförderung müsste strukturell und gesetzlich verankert werden, zum Beispiel sollten auch Vorstandsposten paritätisch besetzt werden. Die Telekom ist mit ihrem Beschluss, bis zum Jahr 2015 30 Prozent der Topmanagerstellen mit Frauen zu besetzen, auf dem richtigen Weg.
Was tun Sie gegen die Lohndiskriminierung von Frauen?
Wir bieten Fortbildungen und Trainingsworkshops an, die den Frauen helfen sollen, in Gehaltsverhandlungen selbstbewusster aufzutreten.
Wo kann sich eine Frau im Fall einer Diskriminierung in Ihrem Bezirk hinwenden?
In Neukölln haben wir einen Wegweiser mit Kontaktadressen für die unterschiedlichen Fälle von Diskriminierung herausgegeben.
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