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Interview: Frauenmangel bei Piraten"Barbies müsste man verbieten"

Bei den Piraten gibt es einen großen Männerüberschuss. Zwei Piratinnen diskutieren, was man dagegen tun könnte - und ob das überhaupt ein Problem ist.

Keine Frau, nirgends: Piraten im Berliner Parlament Bild: DPA
Interview von Svenja Bergt

taz: Frau Arlt, Frau Zinn, in der Piratenfraktion im Abgeordnetenhaus sitzen 14 Männer und eine Frau. Hat die Piratenpartei ein Frauenproblem?

Alexandra Arlt: Zumindest haben wir den gesellschaftlichen Status quo - bei dem es etwa 50 Prozent Männer und 50 Prozent Frauen geben müsste - noch nicht erreicht.

Jessica Zinn: Ich finde, eine Gleichverteilung ist stark überbewertet. Männer und Frauen interessieren sich nun einmal unterschiedlich stark für unterschiedliche Bereiche. In Kindergärten wird nicht so schnell die Hälfte der Erzieher männlich sein.

Im Interview: 

Alexandra Arlt

Die 30-jährige Erziehungswissenschaftlerin trat als Direktkandidatin im Wahlkreis Kreuzberg 1 an. Sie ist seit Dezember 2010 bei der Piratenpartei.

Jessica Zinn

Die 31-jährige Humanwissenschaftlerin sitzt für die Piraten in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg. Sie wurde mit der Bundestagswahl 2009 auf die Partei aufmerksam.

Arlt: Das ist aber nicht biologisch, sondern ein Sozialisations-Ding. Das kann man ändern.

Woran liegt es denn, dass bei den Piraten von außen mehr Männer sichtbar sind?

Arlt: Das frage ich mich auch. Vielleicht, weil wir immer noch als Nerdpartei wahrgenommen werden?

Also als Partei, in der vorwiegend Computerfreaks sind …

Arlt: Ich finde jedenfalls, wir brauchen mehr Frauen.

Zinn: Wir haben doch welche.

Arlt: Aber ich will mehr.

Zinn: Für eine Partei mit IT-Wurzeln haben wir schon sehr viele Frauen. Sie interessieren sich aber weniger dafür, im Vordergrund zu stehen und Ämter zu besetzen, als Männer.

Arlt: Auch das ist ein Sozialisationsproblem. Frauen wird anerzogen bescheiden zu sein, während Männer sich als Alphas geben und konkurrieren müssen.

Sind die Piraten post-gender, also über Geschlechterrollen hinaus?

Arlt: Nein. Die Geschlechtersterotype treffen auch bei uns weitgehend zu. Die Frauen sind leider überwiegend im Hintergrund und auch die Presse transportiert aktuell das Bild einer reinen Männerpartei.

Zinn: Ich hatte nie das Gefühl, als Frau bei den Piraten schlechter oder anders behandelt zu werden. Das spricht doch dafür, dass wir über die Gender-Debatte hinaus sind.

Arlt: Natürlich ist das Fernziel, die Geschlechterrollen loszuwerden. Wir wollen eine Post-gender-Gesellschaft. Aber noch haben wir sie nicht. Und wir müssen als Partei mit dem Zustand arbeiten, wie er gerade ist.

Wie ließe sich eine Post-gender-Gesellschaft erreichen?

Arlt: Ich denke, am besten geht das durch bessere und günstigere Kindererziehung. Dabei ist es wichtig, dass man den Kindern nicht vorschreiben darf, wie sie zu sein haben. Man muss den einzelnen Menschen sehen und nicht das Geschlecht. Außerdem sind Frauen und Männer durch die Arbeitsmarktverhältnisse bestimmt. Es gibt beispielsweise die meisten Teilzeitjobs in von Frauen dominierten Berufen, während ein Kfz-Mechaniker sicher Probleme hätte, wegen seiner kleinen Kinder eine Teilzeitstelle zu finden.

Zinn: Ich verstehe nicht, warum nicht darauf geschaut wird, wie unterschiedlich die Männer bei uns sind, sondern nur nach der Anzahl von Männern und Frauen gefragt wird. Bei den Piraten sind teilweise die Männer weiblicher sozialisiert als die Frauen. Ein Mann kann auch eher schüchterner oder zurückhaltender und daher benachteiligt sein.

Arlt: Klar, aus deiner Perspektive gibt es diese ganzen Gender-Probleme nicht. Du lebst schon lange in einer Hacker-Community, alle sind sich ähnlich, es gibt ein reflektiertes Umfeld. Ich komme aus einer Kleinstadt, da sieht das anders aus.

Zinn: Es stimmt natürlich, dass Probleme, wie die Benachteiligung von Frauen in meiner Umgebung eher weniger auftreten. Trotzdem finde ich beispielsweise die Diskussion über eine Quote veraltet. Zu sagen, wir besetzen einen Posten so lange nicht, bis es eine geeignete Frau dafür gibt, das geht nicht.

Arlt: Ich lehne die Quote auch ab. Was sollen wir damit, wenn die Geschlechterstereotype so bleiben wie zuvor? Vor allem: Wenn sich 100 Männer und eine Frau auf einen Posten bewerben, und sie wird genommen, nur weil sie Brüste hat, das kanns nicht sein.

Zinn: Deshalb sollte es keine Fotos in Bewerbungen geben.

Sind es wirklich nur die Fotos?

Zinn: In den aktuellen Stellenausschreibungen der Piratenpartei sollen die Bewerber auch keine Angaben zu Alter oder Geschlecht machen. Ein Punkt, warum die Geschlechterzugehörigkeit bei den Piraten eine geringere Rolle spielt als bei anderen Parteien, ist auch, dass bei uns ein großer Teil der Kommunikation über das Internet abläuft. Dort kann man anonym auftreten. Man lernt sich kennen, ohne zu wissen, wie der andere aussieht und welches Geschlecht er hat. Das, was zählt, ist, was man sagt und was man macht.

Das klingt, als würden Sie davon ausgehen, dass mit der Zeit die Stereotype schon von selbst verschwinden.

Zinn: Genau. Die Bilder der Frau als Hausfrau und Mutter und des Mannes als Ernährer, die haben wir ja schon ziemlich aufgebrochen. Wer jetzt aufwächst, sieht, dass er viel mehr Wahlmöglichkeiten hat als jemand, der in den 50er Jahren aufgewachsen ist. Ich glaube, diese ganze Diskussion erledigt sich irgendwann von selbst.

Arlt: Aber das ist wirklich nur unsere kleine, intellektuelle Insel. Schau doch mal Werbung im Fernsehen. Oder neulich, da hatte ich eine Cerealienpackung in der Hand. Und was zeigte die Geschichte darauf? Die brave große Schwester und mit dem kleinen Bruder, der als totaler Rowdy dargestellt wurde. Klischee, schlimmer gehts doch nicht.

Zinn: In einem Gespräch hat mir eine Hauptschullehrerin erzählt, dass für viele ihrer Schülerinnen die einzige Perspektive ist, Kinder zu kriegen und ein Hausfrauendasein zu führen.

Arlt: Und jetzt stell dir mal vor, die hätte noch andere Perspektiven. Da müssen wir ansetzen, und zwar mit Bildung.

Bildung muss aber nicht verhindern, dass Jungs in der Kita mit Autos und Mädchen mit Puppen spielen.

Arlt: Barbies müsste man ohnehin verbieten. Was bitte soll denn das für ein Vorbild sein, magersüchtig mit Silikonbrüsten. Pädagogisch sinnvolles Spielzeug ist das jedenfalls nicht.

Wenn es danach ginge, müsste man auch ziemlich vieles andere verbieten.

Arlt: Verbieten hilft nicht wirklich, aber ich denke, dass eines der großen Probleme tatsächlich die Industrie ist, die hinter den Geschlechterrollen steckt. Die Kosmetika verkaufen will und chirurgische Eingriffe und Kleidung. Das ließe sich alles nicht mehr verkaufen, wenn allen vermittelt würde, dass sie so in Ordnung sind, wie sie sind. Das ganze System basiert darauf, Komplexe aufzubauen mit Normen, in die kein Mensch jemals passen wird.

Zinn: Das ist die kapitalistische Logik. Sie zielt nicht auf Humanismus und Gleichberechtigung ab.

Das heißt, ohne grundsätzlichen Systemwechsel keine Gleichberechtigung?

Arlt: Ein Anfang wären neben Bildung auch Strukturen, die es ermöglichen, dass Frauen Karriere machen, wenn sie das wollen. Betriebskindergärten zum Beispiel.

Glauben Sie, wenn die Piraten bei der nächsten Abgeordnetenhauswahl in fünf Jahren antreten, haben sie mehr als eine Frau auf ihrer Landesliste?

Zinn: Es werden mehr sein. Bislang wurden wir vor allem als Nerdpartei wahrgenommen. Es gab eine Menge Vorurteile in Richtung Internet- oder Männerpartei. Mittlerweile kommen auch Frauen zu uns, die uns zum Beispiel wegen unseres Sozial- oder Bildungsprogramms gut finden.

Arlt: Ich würde mir wünschen, dass die Frauen sehen, dass man bei uns was machen kann. Das haben wir wohl bislang nicht so gut kommuniziert. Und die Nerds sind eigentlich ganz handzahm. Neulich wurde ich gefragt, wie das mit den Frauen bei uns aussieht und ich sagte, wir hätten sogar Männer in Kleidern.

Zinn: Trotzdem finde ich es albern, reine Frauentreffen zu machen.

Arlt: Das finde ich auch. Reine Frauentreffen sind auch den Männern gegenüber diskriminierend.

Sollte denn die Hälfte der Piraten-Abgeordneten weiblich sein?

Arlt: Ja.

Zinn: Ich finde das nicht wichtig. Ich will jemanden, der ordentlich arbeitet und Ahnung hat. Wir werden nie das Ziel erreichen, die Gesellschaft abzubilden. Ziel muss es sein, dass jeder frei entscheiden kann, was er machen will.

Arlt: Das wird aber noch eine ganze Zeit dauern, bis man von wirklicher Gleichberechtigung sprechen kann. Die Gesellschaft muss aufhören, Frauen zu benachteiligen.

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21 Kommentare

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  • D
    DieNieMitPuppenSpielte

    "Barbies müsste man verbieten"

     

    Kens auch!

  • B
    blah

    ich weiß, es klingt schon fast schleimerisch. aber wie cool ist das eigentlich, daß die Frauen, mit denen das Gespräch geführt wurde, sich nicht zu schade sind, sich hier zu äußern (ist für bei den meisten Politikern ansonsten undenkbar)? danke dafür! :)

  • M
    meykosoft

    Auf dieser Grafik fehlt die Piratenpartei bisher auch:

     

    http://meykosoft.jimdo.com/anderes/

  • JZ
    @Jessica Zinn

    Ja, Sie sind privilegiert und Sie leben in einer Ausnahmesituation. Die Piraten sind rückschrittig, aber das wissen Sie ja und Sie werden es in ein paar Jahren selbst erlebt haben, wenn Sie an die Gläserne Decke gestoßen sind.

     

    Der größte Fehler den Sie m. M. n. machen ist, dass Sie denken, dass das was in Berlin stattfindet, die Realität von Frauen widerspiegelt, die sich aber nur hier ereignet. Schon bei ihrer Nachbarin Aysche sieht die Realität anders aus, da müssen Sie nicht mal weit weg fahren. Was meinen Sie, wie das erst in anderen Ländern sein mag?

     

    Ihre Ignoranz gegenüber der Ungleichbehandlung von Frauen ist fürchterlich oder naiv.

     

    Sie interessieren sich für Eichhörnchens Sexualität, na das wird uns bestimmt beim Thema der Alleinerziehenden Mütter90% und Väter10% bestimmt weiterhelfen! Sie sollten mit ihrer Einstellung zur Ernsthaftigkeit evtl. doch besser beim Barbie-Puppen-Spielen bleiben! Dafür eine Fotogaliere für Sie von Mariel Clayton, von ihr können Sie lernen. Ach ja, das müssen Sie ja nicht, weil Sie ja sooooooooo emanzipiert sind, hahahahaha!

     

    http://streetcouch.com/bad-barbie/?pid=131

     

    Kennen Sie bspw. das "Manifest für die Freiheit"?

     

    "Frauen fordern Trennung von Religion und Staat

     

    Nur wenige Tage nach der Machtergreifung der Islamisten in Tunesien und Libyen haben 76 Frauenrechtlerinnen ein Manifest veröffentlicht, in der sie Freiheit und Säkularisierung für den Mittleren Osten und Nordafrika fordern. Zu den Erstunterzeichnerinnen gehören unter anderem die ägyptische Frauenrechtlerin Nawal El Sadaawi (Foto mitte), die algerische Soziologin Marieme Helie Lucas, die iranischen Menschenrechtsaktivistinnen Mina Ahadi und Maryam Namazie (Foto rechts) sowie Gita Sahgal (Foto links). Sie fordern eine vollständige Trennung von Religion und Staat, die Abschaffung der Scharia im Familien- und Zivilrecht sowie im Strafgesetzbuch, Unabhängigkeit des Bildungssystems von Religion, Religionsfreiheit und das Verbot der Zwangsverschleierung und Geschlechtertrennung. „Im Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen in Libyen, wo der nicht gewählte Übergangsrat die Scharia ausgerufen hat, stellen sich die Unterzeichnerinnen dieses Manifestes vehement gegen die Instrumentalisierung der Proteste durch die Islamisten“, schreiben sie. Am 24. Oktober hatte der Vorsitzende des nationalen Übergangsrat, Mustafa Abdul Dschalil, unter allgemeinem Jubel und „Allah ist groß“-Rufen der anwesenden Bevölkerung auf dem großen Platz in Bengasi nach dem Tod Gaddafis unter anderem erklärt: „Männer, ihr könnt wieder vier Frauen heiraten! Denn so steht es im Koran, dem Buch Gottes. Ihr könnt beruhigt nach Hause gehen, denn ihr müsst nicht eure erste Frau um Erlaubnis fragen.“ Mehr zum Thema EMMAonline, 28.10.2011

     

    Mina Ahadi

     

    International Committee against Execution

     

    International Committee against Stoning

     

    Email: minaahadi@aol.com

     

    Tel: 0049 (0) 1775692413

     

    http://notonemoreexecution.org

     

    http://stopstonningnow.com/wpress/

     

     

    Gruß Wenstruba

  • JZ
    Jessica Zinn

    Ich bin privilegiert.

    Ich habe als Kind mit Autos oder Puppen spielen können, habe Röcke schmutzig gemacht und bin auf Bäume geklettert. In ingenieurwissenschaftlichen Kursen waren Frauen bei mir wirklich keine Minderheit. Ich hatte Frauen als Dozenten, ob in der Informatik oder der Holzwerkstatt. Es gab schon immer reichlich Menschen mit verschiedensten sexuellen Vorlieben um mich herum. Ich kenne alleinerziehende Mütter und Väter. Bei der Arbeit gibt es Kinderbetreuungszimmer, Eltern teilen sich die Elternzeit und ich wundere mich häufig wieviele Männer in Berlin einen Kinderwagen schieben. Ich bestehe tatsächlich auch auf gleiche Anteile an der Hausarbeit.

    Ja, ich lebe in einer männerdominierten Umgebung (IT-bereich) und es kommt vor, dass ich mich ärgere, weil betont wird, dass ich eine Frau bin.

     

    Das Geschlecht ist für mich ein sehr schwaches Unterscheidungsmerkmal. Stellen Sie sich vor, Sie vergleichen männliche und weibliche Maler, Juristen, Ingenieure, Lehrer o.ä. Relevante Unterschiede finden Sie wohl eher zwischen den Berufsgruppen als zwischen den Geschlechtern (Früher mag das anders gewesen sein. ^^).

    Mir ist egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe, Essgewohnheiten, Religion oder welchen Kleidungsstil jemand hat. Inzwischen kann man bei vielen Menschen keine großen Unterschiede aufgrund des Geschlechtes mehr feststellen, sondern eher aufgrund des Alters bzw. der Umgebung in der sie leben und gelebt haben.

     

    Es tut mir ja leid für die Menschen, die immer meinen es müsse Frauenbenachteiligung bei den Piraten geben. Es gibt überall immer wieder Benachteiligung in der Gesellschaft. Auch bei Piraten gibt es einzelne Idioten und Arschlöcher. Ja, wo nicht?

     

    Bei Piraten, also bei Nerds, Geeks, Freaks, Schwulen, Bisexuellen, Polyamourösen, transsexuellen Eichhörnchen, Menschen mit unbestimmtem Geschlecht, Aktivisten, Veganern, whatever ... also z.B. seltsamen Randgruppenvertretern, Menschen mit verschiedensten Vorlieben, etc. denen das Geschlecht auch nach Parteiprogramm SCHEISSEGAL ist, ständig darauf rumzureiten, dass wir angeblich frauenfeindlich seien und dringend mehr Frauen bräuchten ist sooooooo lächerlich.

    Sucht euch einn neues Thema! Wie wäre es mit Eichhörnchen?

     

    PS: Bitte bedenken Sie, dass ein Interview immer nur einige Sätze aus einem längeren Gespräch enthält, die zusammengekürzt wurden. Natürlich wird der inhaltliche Schwerpunkt von der Journalistin gelegt.

  • A
    Antiquote

    Frau Arlt, Sie widersprechen sich, wenn Sie einerseits eine Post-Gender-Gesellschaft fordern und andererdeits nach mehr Frauen verlangen bzw. dass diese 50% ausmachen sollen. Gerade in einer Post-Gender-Gesellschaft wird es nicht immer eine 50/50-Verteilung geben.

    Gerade weil die Piratenpartei ihre Liste offensichtlich nicht nach dem Reisverschluss-Prinzip aufgestellt hat (Frau, Mann, Frau, Mann, Frau...), spricht sie mich an.

    Zwar sagen Sie, dass Sie eine Quote ablehnen, aber Ihre Forderung nach 50% Frauen ist ja eben nichts anderes als eine Quote. Wir brauchen keine Quoten, weder in Parteien, Unternehmen noch sonst wo! Jede Quote verhindert eine Post-Gender-Gesellschaft.

    Und zu Ihrem letzten Satz, Frau Arlt, die Gesellschaft müsse aufhören Frauen zu benachteiligen: Da kann ich Sie beruhigen, dass hat sie längst. Sie konzentriert sich stattdessen ebenso wie sämtliche Frauen- pardon Gleichstellungsbeauftragten und Poltiker/-innen auf die Diskriminierung von Vätern und insbesondere von Jungen, um ihnen jede Chance für ihre Zukunft zu rauben.

  • KA
    @Karin Alexandra Arlt

    Meine Eltern...schwester, ich könnte speien! Wie so oft, will hier ein Naivchen die Weisheit von Milliarden Frauen in Frage stellen. Mag ja sein, dass ihr Papi ein bischen geholfen hat, dass ihre Mutti die normalen Ungerechtigkeiten geschluckt hat, es mag auch sein, dass es ganz wenige Väter-Männer gibt, die helfen. Aber noch mal, "zeigen Sie mir einen einzigen Vater, der drei Kinder erzieht, ihnen die Frühstücksbrote erst für den Kindergarten, später für die Schule schmiert, ihnen Hausaufgabenhilfe gibt, die Wohnung sauber hält, Arbeiten geht, sich jeden Kummer der drei Kinder anhört, Lösungen findet und sie abends ins Bett bringt und sie tröstet. Finden Sie einen, der sich um Behörden, Kindergartenplätze incl. Berechtigungsscheine sorgt, sich um die richtigen Schulen und den jeweils fälligen Anmeldungen kümmert, finden Sie einen einzigen Vater, der regelmäßig zu Eltern- und Gesprächsabenden geht, finden Sie einen einzigen Vater in Berlin, der das alles leistet und dann noch zusätzlich abends Politik macht, nur einen einzigen..."Wenn Sie den Grund weswegen weniger Frauen als Männer in der Politik streiten, nicht selber sehen, dann fragen Sie sich doch, wo all die Muttis abends sind. Die sitzen bestimmt nicht in Kneipen, Parlamentssälen oder an Stammtischen, die sitzen zu Hause, weil eine ja bei den Kindern sein muss und der Papi lieber große Sprüche macht, als den Kindergarten zu Hause zu betreuen. Pah, Naivchen! Lesen Sie mald Buch "Der Mutterschaftsbetrug - Vom Unwert zum Mehrwert des Mutterseins - " von Christa Mulack. Aufwachen, bitte, aufwachen Schwester!!!

  • B
    Blubb

    Haha. Diese zwei Frauen sind DER Grund die Piraten NICHT zu wählen...

  • I
    imation

    Arlt: "Das ist aber nicht biologisch, sondern ein Sozialisations-Ding. Das kann man ändern."

     

    An der Stelle kann man getrost aufhören weiterzulesen.

  • N
    NormalBürger

    @Karin Alexandra Arlt

     

    Ihre Anpspielung auf das "Bild-Zeitungs Niveau" gebe ich Ihnen gerne zurück mit Ihrem "Zwinker" geblubber.

     

    "der gender pay gap liegt in europa bei 17,6%, 2/3 der teilzeitstellen haben frauen und die meiste familienarbeit bleibt immer noch an den frauen hängen."

     

    Wo Sie da eine Benachteiligung der Frauen sehen erschließt sich mir nicht. Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation und gleichen Voraussetzungen bei gleicher Arbeitszeit genauso viel wie Männer. Frauen wollen das aber nicht. Sie gehen lieber in Teilzeit. Was soll das Gerede von "schadet auch Männern" ? Jede Familie regelt das selbst. Ohne Staatsregulierungen.

     

    "aber wenn ihnen das lieber ist, hätte ich gern eine emanziiperte gesellschaft. im kant'schen sinne"

     

    Ach wie niedlich, werden Feministinnen ertappt bei Ihren dreisten Erfindungen wollen SIe ja nuuuur noch Gleichberechtigung. Gleichberechtigung herrscht aber längst Frau Arlt, im Gegenteil ist es doch eher so, dass Männer immer mehr ins Hintertreffen gelangen durch dümmliche Forderungen von Feministinnen wie Ihnen. Man beachte mal Ihren letzten Satz im Interview: Wo werden denn bitteschön heute noch Frauen benachteiligt? Alles nur hohle Phrasen.

     

    Vielen Dank für das Gespräch

  • F
    FrölainAnja

    @Karin Alexandra Arlt

    Darauf fahr ich voll ab: böse, bissig und sexistisch! Da sagt die Ex-Kickboxerin und Milf doch: Das passt wie die Faust auf's Auge! *grins*

  • M
    Moxie

    Leserverachtungs-Kleinschreibung, "zwinker", "scnr" "*bazinga*" und eine Weltanschauung wie einer schon sehr streng riechenden Mottenkiste- danke, das reicht mir. Die Frau kann mit ihren tantigen Spielzeugverbotsvorschriften selber ganz gewiss keine Kinder haben.

     

    ----

    "Zwinker"! Wie vor zehn Jahren! Ich fass es echt nicht.

  • V
    V-Frau

    Barbies müßte man verbieten

     

    Gääääähn... un dann?

    Es gibt doch schon No-go-Areas für Barbies - in Berlin.

    Auch Burger und Lego sind dort verboten, ebenso Reflektionen. Kommunikation geht, aber nur in die eine Richtung. Deshalb ist dort die Welt auch nur schön.

    Die Probleme beginnen erst, wenn Mia und Jette in das reale Leben entlassen werden. Aber das ist ein andere Thema.

  • KA
    Karin Alexandra Arlt

    @satyr: zu schade, dass man in interviews keine smileys hat ;) natürlich, wie im folgenden zu lesen, bringen verbote nichts. ich finde es aber wirklich problematisch, den nachwuchs mit solchen rollenbildern grosszuziehen: http://twitpic.com/7bexx6 was ist eigentlich spiessig daran, seinen kindern spielzeug zu geben, das ihre phantasie fördert statt sie mit genderklischees zu überschütten? zuindest eine vielfalt wäre wünschenswert, statt einseitige bilder zu transportieren und damit zu manifestieren. zu guter letzt, da kinder nicht isoliert aufwachsen: kommunikation und reflektion ist da imho alles. die welt ist nicht immer schön, aber wir sind in der pflicht, sie den kindern verständlich zu machen, ohne sie dabei in ihrer persönlichen freiheit zu beschränken.

     

    @wenstruba: meine eltern haben das super geteilt, der freund meiner schwester ist nächtelang aufgestanden, um meinen neffen zu füttern (obwohl auch er berufstätig ist) und in meinem freundeskreis kenne ich etliche männer, die ihre kinder genauso gern aufwachsen sehen wollen wie manche frauen und gern die hälfte der elternzeit nehmen würden. leider sind das gesamtgesellschaftlich gesehen immer noch ausnahmen.

    das mit der naivität überlese ich mal geflissentlich ;) das thema nimmt mich auch immer so mit, da sich ja leider seit den 68ern nicht wirklich was geändert hat..:(

    ich wollte eigentlich nur erreichen, dass die gesellschaft sich mit der immer noch sehr real existierenden ungleichbehandlung mal wieder befasst, um dann hoffentlich neue lösungsansätze zu finden. heute schlug anne roth auf twitter vor, soetwas mal hier zu veranstalten: http://www.geekgirlcon.com/

    wir müssen nicht das rad neu erfinden, aber es gibt noch viele neue wege. :)

     

    @normalbürger: das hier ist nicht die bild, falscher tab ;) scnr.

    mal ganz ehrlich, der gender pay gap liegt in europa bei 17,6%, 2/3 der teilzeitstellen haben frauen und die meiste familienarbeit bleibt immer noch an den frauen hängen. zudem benachteiligt das auch die männer, oder würde ihr chef sie mal eben so im sommer wegen der geschlossenen kita 3 wochen zuhause sein lassen, weil sie sich um ihre kinder kümmern müssen?

    abgesehen davon: feminismus impliziert eigentlich nicht per se, männer zu benachteiligen. aber wenn ihnen das lieber ist, hätte ich gern eine emanziiperte gesellschaft. im kant'schen sinne. mfg.

     

    danke @margareta

     

    @renee und fröleinanja: wir sind nicht alle gleich. sowas aus der distanz zu beurteilen finde ich schwierig, einfach mal vorbeischauen (vlt auch gemeinsam, wir sind ja so böse, bissig und sexistisch) *bazinga*

  • N
    NormalBürger

    @Renee

     

    "man schaue sich an, was dieser Typ für ein Frauenbild hat; es ist erbärmlich und er ist bei weitem kein Einzelfall."

     

    Was Sie da "erbärmlich" nennen ist nichts anderes als ein normales Geschlechterbild. Dieser Mann ist eben GEGEN jede Art von Frauenpamperung, die Sie ja anscheinend gewöhnt sind. Eine "antifeministische" Grundhaltung ist sehr wünschenswert, da der Begriff ja schon beinhaltet, dass es nur um Frauen(Feminismus) geht. Die Piraten sind PostGender.

     

    Tja Mädels, gewöhnt euch schon mal langsam mal dran, es ist Schluß mit Frauendauerbevorzugung in allen Bereichen. Und das ist gut so. Menschenrechte an Stelle von Frauenrechte, was auch immer Frauenrechte sein sollen.

  • F
    FrölainAnja

    ich würde mich gern bei den Piraten engagieren, hab aber nichts gegen Barbies und trage kurze Röcke! Zudem bin blond, durch und durch, da sind meine Chancen doch eher gering, oder?;-)

  • R
    renee

    es gibt und gab bisher zig Kommentare zu diesem "Problem" Frauenmangel seitens der Piraten, doch sehen sie einfach nicht ein, dass sie das Problem sind.

     

    sie geben einfach nicht zu, dass in ihrer Partei schlicht Frauenfeindlichkeit und daraus folgend Diskriminierung und Antifeminismus herrschen.

     

    nur ein Beispiel:

     

    http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Magnum

     

    man schaue sich an, was dieser Typ für ein Frauenbild hat; es ist erbärmlich und er ist bei weitem kein Einzelfall.

     

    auch erinnern wir uns z.B. an den Abgeordneten Baum und seine Antworten in diversen Interviews. furchtbar. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,785751,00.html

     

    die Piraten sollen das Problem nicht auf ihren Ursprung "IT" und auf etwaige "Nerds" schieben, sie sollten aufhören ihr Problem nach aussen zu projizieren sondern in ihren eigenen Reihen anfangen, Aufklärung zu leisten.

     

    nun in die Öffentlichkeit zu dringen und zu sagen, Frauen und Feministinnen kommt zu uns, helft uns, reicht nicht. keine Frau, kein Mensch tut sich das an. die Piraten sind für ihre Partei verantwortlich und müssen parteiinterne Probleme lösen. wollen sie das nicht, kann ihnen auch keiner von aussen helfen.

  • M
    Margareta

    "Die Gesellschaft" benachteiligt aber Frauen.

    Wenn sich die Frauen selbst nicht für gleiche Löhne und Chancen stark machen, wird da nichts zu erwarten sein. Und wenn Instrumente zum Erreichen des Zieles wie die Quote abgelehnt werden, müssen andere gefunden werden.

  • N
    NormalBürger

    "Die Gesellschaft muss aufhören, Frauen zu benachteiligen."

    Na, Frau Bergt, da sind Sie aber froh, dass zumindest noch ein feministischer Satz, (der natürlich jeder Grunlage entbehrt) in diesem Interview von einem Piratenmitglied kam?

    Nennen Sie doch mal einen einzigen Grund wo Frauen benachteiligt werden.

    Mir fallen sofort mindestens 2 Dinge ein bei denen Männer benachteiligt sind, nachprüfbar.

  • W
    Wenstruba

    Zeigen Sie mir einen einzigen Vater, der drei Kinder erzieht, ihnen die Frühstücksbrote erst für den Kindergarten, später für die Schule schmiert, ihnen Hausaufgabenhilfe gibt, die Wohnung sauber hält, Arbeiten geht, sich jeden Kummer der drei Kinder anhört, Lösungen findet und sie abends ins Bett bringt und sie tröstet. Finden Sie einen, der sich um Behörden, Kindergartenplätze incl. Berechtigungsscheine sorgt, sich um die richtigen Schulen und den jeweils fälligen Anmeldungen kümmert, finden Sie einen einzigen Vater, der regelmäßig zu Eltern- und Gesprächsabenden geht, finden Sie einen einzigen Vater in Berlin, der das alles leistet und dann noch zusätzlich abends Politik macht, nur einen einzigen. Wenn Sie mir einen einzigen Vater - gegenderten Mann - vorstellen, der das von A-Z, vom ersten Lebenstag an bis zur Volljährigkeit leistet, dann ja dann fängt Weihnachten an!!! Liebe Frauen, ihr habt bestimmt ganz viele solcher Männer in der Partei, stimmts?!

     

    Mir ist noch kein solches Exemplar über den Weg gelaufen, aber einige Mütter, die das leisten.

     

    Sie sollten das Rad nicht neu erfinden, sondern einfach da weiter machen, wo Frauen seit 100 Jahren kämpfen. Sie sind naiv!

  • S
    Satyr

    Ganz, ganz toll. Man müsste verbieten - da kommt dann doch der autoritäre Geist zum Vorschein, den die vermeintlich so hippen Piraten doch gar nicht innehaben wollen. Ziemlich spießig also, wenn man nur pädagogisch wertvolles Spielzeug für den Nachwuchs sucht - sollte Arlt eine repräsentative Vertreterin der Piraten sein, dann sind sie von den Grünen gar nicht mehr so weit entfernt.