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Interview Comiczeichnerin Soufeina Hamed"Sie fühlen sich nicht unterdrückt"

In den Comics von Soufeina Hamed ist das Kopftuch Merkmal für Gruppenzugehörigkeit. Die 24-jährige Psychologiestudentin aus Osnabrück trägt selbst eins.

Muss bei Glatzenträgern schlucken: Soufeina Hamed. Bild: dpa
Interview von Anne Reinert

taz: Frau Hamed. Sie tragen ein Kopftuch und zeichnen Comics. Es gibt Menschen, für die ist das ein Widerspruch.

Soufeina Hamed: Für mich nicht. Ich bin ein Mensch, der sich kreativ ausleben will. Und ich bin keine Ausnahme. Ich habe ganz viele muslimische Freunde, die künstlerisch tätig sind, zum Beispiel ganz viele Blogger-Freunde, die die gleichen Gedanken teilen wie ich. Ich kenne auch ganz viele Muslime, die Poetry Slam machen, singen oder rappen. Es gibt alles Mögliche.

Wie sind Sie dazu gekommen, Muslime in Deutschland in Comics zum Thema zu machen?

Ich habe vor vier oder fünf Jahren angefangen, meine Comics auf der Online-Plattform www.deviantart.com hochzuladen. Die ersten Bilder hatten keine Aussage. Aber dann habe ich eine Situation festgehalten, wie ich in der U-Bahn stehe und von einer älteren Dame angestarrt werde. Aus ihrer Perspektive bin ich in dem Comic ein Alien. Darauf gab es sehr viele Reaktionen, sowohl von Muslimen als auch von Nicht-Muslimen. Mir ist so klar geworden, dass das Thema eine Tür ist, um Menschen zu erreichen.

Auf ihren Bildern ist häufiger eine junge Frau mit Kopftuch zu sehen …

Ich habe nicht immer beabsichtigt, mich selber zu zeichnen. Aber das sind Erfahrungen, die ich, meine Freunde oder meine Familie gemacht haben.

Im Interview: 

Soufeina Hamed, 24, wurde in Tunesien geboren. Ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater Tunesier. Als sie sieben Jahre alt war, zog ihre Familie nach Berlin, wo sie auch aufwuchs. Derzeit lebt Soufeina Hamed in Osnabrück, wo sie Interkulturelle Psychologie studiert.a Hamed in Osnabrück, wo sie Interkulturelle Psychologie studiert.

Sie haben sich selbst entschieden ein Kopftuch zu tragen. Warum?

Das ist Teil meiner Religion. Ich trage es, seit ich zwölf Jahre alt bin. Das war für mich ein ganz normaler Schritt. Ich habe das für mich selbst gemacht. Für meinen Glauben. Für meine Beziehung zu Gott. Ich will mich dadurch nicht ausgrenzen und auch nicht ausgegrenzt werden. Für mich ist das auch kein politisches Zeichen, sondern etwas ganz Persönliches.

Wenn es nach einem ihrer Comics geht, trägt Ihre Mutter aber kein Kopftuch.

Doch, sie trägt eins. Das hat mich sicherlich beeinflusst. Auf dem Bild habe ich sie aber zu Hause gezeichnet, wo sie keins trägt. Ich zeichne auch meine muslimischen Protagonisten ohne Kopftuch, wenn ich sie zu Hause darstelle.

Was bedeutet Ihnen das Kopftuch?

Mein Kopftuch ist selten ein theologisches Kopftuch. Auf den Bildern ist es eher ein Merkmal einer Gruppenzugehörigkeit. An einem Kopftuch erkennt man sofort, dass es um eine Muslima geht. Deshalb ist es für ein visuelles Medium sinnvoll, es zu nutzen. Für mich persönlich ist das Kopftuch etwas total privates, ein religiöses Symbol. Andererseits weiß ich natürlich, dass ihm von der Gesellschaft noch sehr viel mehr Bedeutung zugeschrieben wird. Deshalb will ich es von der ganzen Bürde entlasten, die es mit sich trägt.

Was sagen Sie Leuten, die es für ein Zeichen der Unterdrückung halten?

Natürlich gibt es unterdrückte Frauen – sowohl mit als auch ohne Kopftuch. Das gehört für mich nicht zusammen. Alle meine Freundinnen, die Kopftuch tragen, fühlen sich eindeutig nicht unterdrückt. Das sind sehr engagierte, sehr selbstbewusste Frauen. Vielleicht gerade wegen des Kopftuchs. Sie haben in vielem Anfeindungen erlebt und mussten sich wehren. Ich glaube aber, dass wir ganz andere Probleme als das Kopftuch haben.

Nämlich?

Wenn man Unterdrückung bekämpfen will, muss man in ganz andere Strukturen reinschauen, etwa in Familienstrukturen.

Auf einem Ihrer Bilder schauen eine Frau mit und eine ohne Kopftuch einander an und glauben, dass die jeweils andere sie ablehnt. Haben Sie selbst Vorurteile gegen Nicht-Muslime?

Garantiert. Vorurteile sind etwas Menschliches. Ich habe Psychologie studiert. Deshalb ist es für mich natürlich, dass Menschen Stereotype haben. Wir kategorisieren sehr gern und ordnen andere ein, um auf sie reagieren zu können. Zu einer Gefahr wird das, wenn man wertet und glaubt, von dem anderen gehe etwas Negatives aus. Wichtig ist dann, das zu hinterfragen: Warum habe ich jetzt bei dem da ein schlechtes Gefühl? Oder warum glaube ich, dass die Frau mit Kopftuch unterdrückt wird?

Gibt es typische Vorurteile von Muslimen gegenüber Nicht-Muslimen? Wie ist das bei Ihnen?

Ich muss bei deutschen Männern immer erst mal schlucken, wenn sie eine Glatze haben. Das ist natürlich nicht immer berechtigt. Schließlich haben die wenigsten Männer mit Glatze eine rechtsradikale Einstellung. Aber das passiert ganz automatisch. Ich muss dann aber gleichzeitig auch über mich lächeln.

Sie studieren Interkulturelle Psychologie in Osnabrück. Welches ist Ihr Schwerpunkt?

Mein Lieblingsbereich ist die interkulturelle Sozialpsychologie. Die befasst sich mit allem, was Gruppenkonflikte und soziale Identität angeht, etwa dass wir Menschen gern kategorisieren. In meiner Master-Arbeit wird es wahrscheinlich darum gehen, wie wir durch Kontakt Angst vor einer Fremdgruppe mindern.

Haben Sie Kontakt zu anderen Comiczeichnern?

Dadurch, dass ich eher spät Comics gelesen und spät angefangen habe, sie professionell zu zeichnen, habe ich wenig Kontakt zu deutschen Comiczeichnern. Außer einmal auf der Leipziger Buchmesse bin ich auch nie auf Messen dabei. Aber ich kenne international ein paar andere Künstler. In Malaysia und Indonesien sind viele muslimische Comiczeichner. Ich habe auch mit zwei Brüdern in Indien Kontakt, die Muslime sind und sich damit in ihren Comics befassen. Aber die haben eine ganze andere Richtung. Sie thematisieren eher das Spirituelle im Islam.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen?

Vom Inhalt weniger. Auch weil sie ganz anders arbeiten und ihre Comics anders aufbauen. Aber ich glaube, unser Ziel ist sehr ähnlich: Wir wollen alle das Image des Islams ein bisschen gerade rücken, weil wir wissen, dass es verzerrt ist.

Welche Erlebnisse geben Sie in Ihren Zeichnungen wieder?

Ein Comic handelt von meiner Schwester, die Apothekerin ist und auch ein Kopftuch trägt. Ihr passiert es öfter, dass sie beleidigt wird oder dass Kunden sich nicht von ihr bedienen lassen wollen. Obwohl sie ganz freundlich auf sie zugeht. Ansonsten habe ich viel über die Schule mitbekommen. Ich war an einer Schule mit einem sehr hohen Anteil an Muslimen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass einige Lehrer dachten, sie müssten uns aufklären oder von unserem Kopftuch befreien. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich mich für das verteidigen muss, für das, was ich tue oder was ich bin, was ich glaube.

Die Lehrer wollten, dass Sie sich vom Kopftuch befreien?

Direkt sagt das einem keiner. Aber man merkt das an Diskussionen oder bestimmten Erlebnissen. Als eine Freundin von mir angefangen hat, ein Kopftuch zu tragen, hat ihre Lehrerin eine Woche später bei ihr zu Hause angerufen und gefragt, ob alles in Ordnung ist. Mir ist schon klar, dass sie besorgt war und eine gute Absicht hatte. Aber trotzdem hat es einen komischen Beigeschmack, gerade wenn man sich freiwillig für das Kopftuch entschieden hat.

Sind Ihre Comics politisch?

In dem Sinne, dass ich eine verbreitete Meinung ändern und mit beeinflussen will: Ja.

Engagieren Sie sich selbst?

Ich bin in mehreren Projekten aktiv, zum Beispiel beim Juma-Projekt in Berlin. Juma steht für jung, muslimisch, aktiv und ist ein interkulturelles Dialogprojekt, in dem auch schon Muslime, Christen und Juden zusammengearbeitet haben. Ich glaube, es ist wichtig, Zeichen zu setzen, dass man zusammenleben kann, auch wenn man nicht genau gleich ist. Und dann bin ich noch im Zahnräder-Netzwerk aktiv: Wir veranstalten Konferenzen, auf denen Muslime ihre Projekte vorstellen können. Die besten werden für ein Jahr unterstützt. Wir Muslime sind oft sehr engagiert. Die meisten Engagierten verstehen das als Teil der Religion.

Was sind Ihre eigenen Pläne?

Nach dem Master will ich in einer Unternehmensberatung oder in einem anderen Unternehmen im Bereich Personalentwicklung arbeiten. Und nebenbei werde ich auf alle Fälle weiterzeichnen und hoffentlich irgendwann – auch wenn es lange dauern wird – eine Graphic Novel veröffentlichen. Das ist mein großer Traum.

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53 Kommentare

 / 
  • die freiwilligkeit des koptuchtragens ist nur sich selbst eingeredet, affirmativ. wie freiwillig ist eine entscheidung, bei welcher man widrigenfalls sein soziales umfeld verliert.

     

    das kopftuch ist, laut seinen befürworterinnen, nur ein stück stoff, kein grund zur aufregung. warum dann der bohei, den sie darum machen?

    tatsächlich dient es als für alle sichtbares erkennungsmerkmal, zu unterscheiden die reinen von den unreinen - nur darum geht es und das ruft auch den widerwillen dagegen hervor. es ist als kampfansage gemeint und wird auch so verstanden.

  • P
    Peggy

    Sie fühlen sich nicht unterdrückt, weil sie nicht merken, dass sie es sind.

    • K
      kuckuck
      @Peggy:

      Im Plural kommentiert, ihr besonderes Wissen beschränkt sich also nicht auf Frau Hamed, sie wissen das von allen Kopftuchträgerinnen.

      Ich frage mich, ob sie bei sich selbst auch alles merken...

      • P
        Peggy
        @kuckuck:

        Tu ich ganz bestimmt. Jedenfalls bin ich nicht gezwungen, eine Kopfverschleierung zu tragen.

        Was kritisieren Sie eigentlich? dass ich Kopftücher überholt finde? dass ich finde, jede Frau kann tragen was sie will?

  • Auf der einen Seite wird das Kopftuchtragen als Privatangelegenheit bezeichnet, auf der anderen Seite wird es zu Hause abgelegt und nur in der Öffentlichkeit getragen.

     

    Klingt sehr widerspruechlich.

    • A
      Andi
      @Klartext:

      Auch in der Öffentlichkeit getragene Kleidung kann Privatsache sein. Oder möchtest du ernsthaft fordern, dass der Staat sich in Schuhe oder Mützen einmischt, die der Mensch so trägt? Gewöhnlicherweise werden die im Privaten ja auch ausgezogen.

       

      Kleidung ist eben oft ein Symbol der Gruppenzugehörigkeit. Zum Glück darf man sich diese noch ohne "Hilfe" der Gesellschaft oder des Staates aussuchen.

  • G
    gast

    Die Aussage "Wir Muslime sind oft sehr engagiert" ist übrigens nicht weniger dumm als die Aussage "Wir Juden sind oft engagiert" oder "Wir Christen sind oft engagiert"! Ganz großes Tennis!

    • T
      tuffix
      @gast:

      Ich gebe zu, dass das unglücklich formuliert ist und pauschalisierend klingt. Gleichzeitig will ich darauf hinweisen, dass das Interview an dieser Stellegekürzt wurde. In einem Nachsatz erkläre ich nämlich, dass es mir um die Muslime geht, die sehr gute (interkulturelle und soziale) Projekte in ihren lokalen Moscheen und Dialogvereinen haben, denen aber Kontakte und das Wissen um Stipendien etc. fehlen.

  • P
    phaedra

    Zitat: "An einem Kopftuch erkennt man sofort, dass es um eine Muslima geht."

    Exakt. Und das heißt dann? Beispielsweise, dass ein nicht-muslimischer Partner für sie nicht in Frage kommt. Das ist diskriminierend.

     

    Sie sagt, sie wolle sich nicht ausgrenzen, grenzt sich aber durch ihr Kopftuch deutlich von den anderen ab. Ein deutlicher Widerspruch.

  • NG
    nur Gast

    Na die Islamophoben und Atheisten können sich hier in ihrer Arroganz und Überheblichkeit ja die Hände reichen.

     

    Glückwunsch zu eurer "aufgeklärten" Gesellschaft.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Ich lehne Religionen ab und bin für eine strikte Trennung von Staat und Kirche.

    Aber es gibt einen Unterschied zwischen der Religion und dem Mensch der glaubt. "Don´t judge a book by its cover!"

    Mir ist ein religöser Mensch der Gutes tut, lieber als ein hassverbreitender Atheist.

  • A
    Arne

    Bin mal auf Ihre Comics gespannt, wenn sie "in einer Unternehmensberatung oder in einem anderen Unternehmen im Bereich Personalentwicklung" arbeitet.

  • Z
    Zaungast

    Sie sagt ja nicht mal, dass sie es toll findet, sondern dass sie sich dafür entschieden hat, und dass es etwas Persönliches ist sowie dass es mit Religion und Gruppenzugehörigkeit zu tun hat.

     

    Wie man allerdings auf einer Gruppenzugehörigkeit bestehen kann, die sich durch Kleidung ausdrückt und gleichzeitig sagen kann, man will sich nicht ausgrenzen, erschließt sich mir nicht.

     

    Auch jeder Deutsche ohne migrantischen Hintergrund, der sich beispielsweise als Punk kleidet oder als Mitglied einer anderen Subkultur durch die Gegend rennt, wird die Erfahrung des Ausgrenzt-Seins machen. Nur entstehen diese Subkulturen in der Regel als Protest gegen die "spießige" Gesellschaft und haben keine Religion als Hintergrund, die wie alle Religionen den Anspruch erhebt, die einzig Wahre zu sein...

    • C
      cosmopol
      @Zaungast:

      Ist doch sehr einfach... das Ziel wäre die Gesellschaft dahin zu ändern das sie eben nicht mehr anhand bloßer Gruppenzugehörigkeit, Äußerem und anderen Oberflächlichkeiten ausgrenzt.

      Da frage ich mich doch, warum hier die Person kritisiert wird (hast du dir ja so ausgesucht, das wir dich jetzt fertig machen), die einen solchen Schritt macht und nicht die Gesellschaft die ihn erschwert.

      • K
        Kimme
        @cosmopol:

        Ich glaube der Vorredner meinte, dass die Abgrenzung durch Kleidung von der Restgesellschaft gewollt ist. Also quasi das man sich abgrenzen WILL. So ist es zumindest bei den Punks.

      • Z
        Zaungast
        @cosmopol:

        nochmal @COSMOPOL: ...und die Antwort auf deine Frage steckt außerdem schon in meinem ersten Kommentar drin. Andere "Gruppen" wie z.B. Punks wollen vielleicht auch nicht wegen der Kleidung ausgegrenzt sein, aber sind sich ihrer Ausgegrenztheit bewusst und der Hintergrund so einer Gruppenzugehörigkeit ist doch ein deutlich anderer.

      • @cosmopol:

        "Ist doch sehr einfach... das Ziel wäre die Gesellschaft dahin zu ändern das sie eben nicht mehr anhand bloßer Gruppenzugehörigkeit, Äußerem und anderen Oberflächlichkeiten ausgrenzt."

         

        Glaube ist keine "Oberflächlickeit", sondern für die Gläubigen oft DAS zentrale Element ihres Weltbildes.

        Angesichts dessen, was die Offenbarungsreligionen im Laufe ihrer Geschichte so alles gerechtfertigt haben und ihre Anhänger teils auch heute noch anstreben, halte ich gewisse Vorbehalte durchaus für legitim.

        • C
          cosmopol
          @tommy:

          Ich halte selbst nicht so viel von Religion. Und klar gehören deren Inhalte kritisiert.

          Aber wenn du nicht zwischen der Kritik religiöser Inhalte und der Diskriminierung religiöser Personen unterscheiden kannst, tust du mir leid.

          • @cosmopol:

            Religiöse Inhalte können ja wohl schwerlich von ihren Trägern getrennt werden, diese Unterscheidung macht keinen Sinn.

            Außerdem habe ich mich nirgends für "Diskriminierung" ausgesprochen (darunter fällt m.E. das Absprechen/Verweigern von Rechten, aber sicher nicht Skepsis und Kritik).

      • Z
        Zaungast
        @cosmopol:

        @COSMOPOL: Ich kritisiere durchaus - und auch an erster Stelle - die Gesellschaft.

  • S
    stoneage

    Die Demonstration von 'religiöser Gruppenzugehörigkeit' hat im öffentlichen Raum nichts zu suchen. Wer das nicht einsehen will, der muss offen sagen, dass er eine voraufklärerische Gesellschaft anstrebt.

    • C
      cosmopol
      @stoneage:

      Spannend, das in einem Staat zu äußern der die Mehrzahl des sozialen Sektors an die Kirchen abgibt. Diese Kirchen auch sonst noch mit Steuergeldern subventioniert. In dem die regierende Partei ein "Christlich" im Namen trägt.

      In dem unlängst noch Kreuze in den Klassenzimmern hingen (und Lehrer*innen diese auch problemlos noch als Kette etc mit sich herumtragen dürfen).

       

      Hat wohl nicht so recht geklappt mit der Aufklärung in deinem Sinne...

  • C
    Comicuser

    Enjoy Difference....is klar!

     

    http://www.taz.de/!119656/

  • H
    Haarausfall

    Frau Hamed ist ziemlich diskriminiderend. "Deutsche" mit Glatze sind (nicht immer) Rechtsradikale. Aber Tunesier oder andere Glatzen offensichtlich nicht. Ätzend, dumpf, polarisierend.

    • @Haarausfall:

      Zitat aus dem Interview: "Ich muss bei deutschen Männern immer erst mal schlucken, wenn sie eine Glatze haben. Das ist natürlich nicht immer berechtigt. Schließlich haben die wenigsten Männer mit Glatze eine rechtsradikale Einstellung. Aber das passiert ganz automatisch. Ich muss dann aber gleichzeitig auch über mich lächeln."

    • C
      cosmopol
      @Haarausfall:

      Tja, wenn mensch aber tätliche Angriffe von deutschen Menschen mit Glatze zu befürchten hat, ist bei solchen Leuten in Gruppen erstmal zusammenzuzucken und sich zu überlegen "ist das jetzt safe?" eine angemessene Heuristik um in Deutschland am Leben oder bei körperlicher Gesundheit zu bleiben. Das geht auch mal deutschen Linken mit wenig Haaren so. Und ist halt trotzdem je nachdem genau so falsch wie das im Kern islamophobe Vorurteil das Frauen mit Kopftuch immer in patriarchalen Familienzusammenhängen lebten. Beide Reaktionen haben einen realen Kern. Erstere ist halt für manche Leute ein notwendiger Reflex, zweitere eher nicht.

  • G
    Gorat

    "Für mich persönlich ist das Kopftuch etwas total privates" - aha, daher wird es auch in der Öffentlichkeit getragen und zu Hause abgelegt. Manche Musliminnen haben halt einen ganz eigenen Wahrheitsbegriff...

    • T
      tuffix
      @Gorat:

      Meine Jacke ist auch meine Privatsache. Ich trage sie in der Öffentlichkeit und lege sie zu Hause ab. Wo liegt das Problem?

  • SM
    Sülay M.

    Ich komme selber aus diesem "Kulturkreis" (lächerliches Wort für eine undemokratische, unterdrückerische, sexistische "Kultur") und kann euch sagen: die tragen ALLE ihr Kopftuch NICHT freiwillig! Egal was sie sagen! Vergesst es!

     

    Sollte man es ablegen wollen, gibt es zuhause auf die Fresse. Einfach mal in die deutschen Frauenheime schauen - wer ist da zu 90% vertreten?

    • C
      cosmopol
      @Sülay M.:

      Alle, echt? Ich kenne jetzt da zB eine Konvertitin die Kopftuch trägt, nicht verheiratet ist und deren Eltern davon eher befremdet sind. Wie soll das unfreiwillig sein können?

       

      Im Übrigen ist die westlich-christliche Kultur bis vor ebenso undemokratisch, unterdrückerisch, sexistisch geprägt. Der Einfluss der in diesem SInne dominierenden religiösen Organisationen ist nur aktuell etwas zurückgedrängt, was in vielen islamisch geprägten Staaten nicht der Fall ist. zB zur Zeit der Kreuzzüge war das auch mal anders herum...

      • K
        Kimme
        @cosmopol:

        Konvertiten neigen zur Überkompensation. Man will auf Biegen und Brechen Akzeptanz in einer Gemeinschaft finden, in der man neu und bisher aussenstehender war.

         

        Nichtsdestotrotz ist die Verallgemeinerung, dass ALLE Frauen zum Kopftuch gezwungen werden, so nicht zu akzeptieren.

      • @cosmopol:

        Ich kenne jetzt da zB eine Konvertitin die Kopftuch trägt, nicht verheiratet ist und deren Eltern davon eher befremdet sind. Wie soll das unfreiwillig sein können?

        -------------

         

        Einzelfälle bringen einen nicht weiter.

        Das mit den Frauenhäusern kann ich bestätigen.

      • L
        Leserin
        @cosmopol:

        Spätestens die Kinder haben keine Wahl mehr.

        Da gab es doch den Fall in Japan wo ein Konvertit Bier getrunken hatte. Gemeindemitglieder verprügelten ihn daraufhin.

        • C
          cosmopol
          @Leserin:

          Haben sie nicht? Woher willst du das wissen? Die Frau macht auf mich nicht gerade den Eindruck als würde sie ihre Kinder religiös indoktrinieren oder ihnen ein Kopftuch aufzwingen wollen.

           

          Und ich kenne einige Alkohol trinkende Muslim*innen die diesen zusammen mit ihren Eltern und Freunden bechern. Gut, die tragen in der Regel auch kein Kopftuch. Klar gibt es solche Fälle, aber das zu verallgemeinern ist schlicht falsch. Der Islam in all seinen Ausprägungen ist auch nicht weniger divers als das Christentum. Da gibt es durchaus einen großen Anteil autoritärer Richtungen, Sekten, Leute... aber eben nicht nur.

    • BH
      Bitte hübsch lächeln
      @Sülay M.:

      Ich finde Ihr deutliches Statement gut. Und was das Schöne ist: Die Frau, die einmal ihr Kopftuch abgelegt hat, wird sich sicherlich frei fühlen, wenn einmal der Wind der Nordsee durch ihr Haar geweht hat. Mit Kopftuch erkennt man auch gar nicht, wie hübsch diese Frauen eigentlich sind, besonders ihr volles Haar, um das ich sie oft beneide, ich mit meinen rattenblonden dünnen Schnittlauchlocken ... ;-)

      • G
        Grast
        @Bitte hübsch lächeln:

        " Mit Kopftuch erkennt man auch gar nicht, wie hübsch diese Frauen eigentlich sind"

         

        Aber das ist doch genau Sinn und Zweck des Kopftuches. Frau verhüllt sich und sich nur dem eigenen Mann oder anderen Frauen zeigen.

        • BH
          Bitte hübsch lächeln
          @Grast:

          Ja das ist Problem. Warum sollen sie nicht ausgehen und selbstbewusst zeigen, wer sie sind und wie sie aussehen?

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Zur Freude der Fundamentalisten, gibt es Leute, die religöse Zwänge auch noch toll finden.

    • @774 (Profil gelöscht):

      Es gibt Leute, die eine feste Struktur in ihrem Leben brauchen. Zeugen Jehovas und Koran sind da sehr geeignet, das aufgeklärte Christentum zu weltlich, erst recht der Buddhismus.

      • K
        @Klartext
        @Klartext:

        Mit 12 Jahren entscheidet man sich dafür, religöse Gebote "freiwillig" zu befolgen, weil einem erklärt wird, dass man anderenfalls in die Hölle kommt, in Harmagedon vernichtet wird oder Jesus betrübt.

        Ich hätte mit 12 mit großer innerer Überzeugung eine Bluttransfusion abgelehnt auch bei Lebensgefahr und das selbstverständlich "freiwillig". In einer anderen religiösen Gemeinschaft hätte ich mich vielleicht für das Kopftuch entschieden, oder dafür, unberührt in die Ehe zu gehen.

    • B
      Brandt
      @774 (Profil gelöscht):

      Religion ist relevant und wird durch die Verwissenschaftlichung nicht entzaubert.

       

      Religion wird von sehr vielen Menschen nicht als Zwang gesehen, sondern als Vertikalspannung empfunden, die sie zu Höheren treibt und sie von schlaffen Menschen differenziert.

       

      Magisches Denken kommt auch schon allein dadurch zustande, dass die Leute die Wissenschaften nicht mehr begreifen können.

       

      Das sieht man auch an modernen Krimis. Es kommen Geisterseher, Telepathen etc. vor. Die Aufklärung bringt immer auch ihr Gegenteil hervor.

    • BI
      Blowing in the wind
      @774 (Profil gelöscht):

      So ist es. Die FRau, die gezwungen ist ein Kopftuch zu tragen empfindet das nicht mal als Zwang. So weit hat sie die Unterdrückung schon verinnerlicht, ob mit Karrikaturen oder anderen Aktivitäten. Schlimmer gehts nimmer, und ich wundere mich nicht, dass die Männerwelt der taz das nicht begreift.

  • R
    Rolf

    Wenn Frau ein "islamisches" Kopftuch trägt, darf Mann annehmen, dass sie sich mit ihrer Religion (deren Fundament der Koran, das angeblich unveränderbare, ewig gültige Wort Allahs ist) in hohem Maße identifiziert. Im Koran stehen jedoch Verse, die die Menschenwürde Andersgläubiger zutiefst verletzen (z.B. 8,55: "Als die schlimmsten Tiere gelten bei Gott diejenigen, die ungläubig sind..."). Sure 4,34 stellt Männer über die Frauen. Laut Sure 33,59 sollen Musliminnen den Kopf bedecken, damit sie als ehrbare Frauen erkannt und nicht belästigt werden. Letzteres lässt sich ohne semantische Verrenkungen in "Männer sind notorische Sittenstrolche" übersetzen.

     

    Eine derart menschenverachtende religiöse Ideologie, die sich zudem über alle anderen Menschen erhebt (3,110 "Ihr seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist. Ihr gebietet, was recht ist, und verbietet, was verwerflich ist ...") und Freundschaften mit Juden und Christen verbietet (Sure 5,51) betrachte ich als erhebliches Integrationshindernis. Das Mantra "Islam bedeutet Frieden" überzeugt mich ebenfalls nicht, da "Islam" redlicherweise nur als "Unterwerfung" (unter den Willen Allahs) übersetzt werden kann.

    Ich betrachte deshalb "islamische" Kopftücher als bewusste Abgrenzug von den Wertevorstellungen der Mehrheitsgesellschaft.

     

    PS: Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin seit mehr als 30 Jahren mit Mitgliedern einer liberalen (kopftuchfreien) muslimischen Großfamilie befreundet.

     

    Rolf Mischung

    Kreuzplatz 11

    35390 Gießen

    • C
      cosmopol
      @Rolf:

      Ich könnte da jetzt mit Bibelzitaten kontern... beides sind jahrtausendealte Bücher die ganz unterschiedlich gelesen und interpretiert werden können. Wer Menschen unterstellt das sie diesen Büchern im absoluten Wortsinn folgen müssten, kann damit letztlich nur Fundamentalist*innen effektiv kritisieren. Die zeichnen sich eben dadurch aus, so zu handeln. Die Vielfalt anderer religiöser Vorstellungen und Praktiken wird von so einer Kritik nicht berührt, da muss mensch sich schon ein bisschen mehr ins Zeug legen.

       

      Ist eine dunkle Hautfarbe eigentlich eine angeborene Abgrenzung von den Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft?

       

      Zeichnet sich Liberalität jetzt durch "Kopftuchfreiheit" aus? Oder vielleicht doch durch einen nicht doch eher von menschenfeindlichen Vorstellungen geprägten Umgang miteinander?

      • @cosmopol:

        @ Cosmopol

        Ein "islamisches" Kopftuch lässt den Schluss zu, dass Vers 59, der 33. Sure wörtlich befolgt wird. Weil nicht wenige Koranverse Andersgläubige zu minderwertigen Wesen erklären, ist die "Gretchenfrage" zulässig, d.h. wie wörtlich werden diese vielen anderen diskriminierenden Verse eingehalten? Die Antwort ist nicht selten deprimierend.

        Wegen dieser (religiösen) Fragestellung an Kopftuchträgerinnen die Rassismuskeule zu schwingen (das bin ich eher von Salafisten gewohnt)betrachte ich als Hinweis auf ein verbesserungsbedürftiges Differenzierungsvermögen.

        Mir geht es auch nicht darum, das Christentum zu verklären. Fakt ist jedoch, dass seit einiger Zeit Christen - und somit auch die demonstrativ sichtbaren Nonnen und Diakonissinnen - eher das NT als das AT als Handlungsanleitung betrachten und sich somit in humanistischeren Sicht- und Handlungsweisen üben.

        • C
          cosmopol
          @Mischung Rolf:

          Ach Rolf... "Die Rassismuskeule" packen meistens die Leute aus, die andere Menschen ausgrenzen weil diese nicht in "ihre Vorstellung von Gesellschaft" passen, oder?

          Oder die, die ihnen aufgrund eines religiös aufgeladenen Accessoires irgendwelche Einstellungen zurechnen OHNE mit ihnen gesprochen zu haben.

           

          Ach so, Christ*innen richten sich auf einmal eher nach dem neuen Testament (meines Wissens zählen da zwar beide, aber ok, ok). Dann sind die "Bösen" hier wohl eher die Juden und Jüdinnen, was? "den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind" - neues Testament übrigens, wirklich seeehr humanistisch. Noch irgendwelche Nicht-Argumente im Angebot?

      • @cosmopol:

        Unangemessene Relativierung. Natürlich gibt es im Christentum viel Fragwürdiges, und natürlich gibt es eine ganz dunkle Geschichte christlich motivierter Gewalt und Unterdrückung. Nur ist das heute eben größtenteils glücklicherweise Geschichte (und wird es hoffentlich bleiben). Die Realitäten in mehrheitlich islamischen Ländern sind aber auch heute noch von teils massiver Gewalt und Verfolgung gegen Minderheiten aller Art geprägt, die religiös begründet wird. Diesen Unterschied in der gelebten Glaubenspraxis können Sie nicht einfach wegwischen.

        • C
          cosmopol
          @tommy:

          Erzähl das mit der Geschichte mal Leuten die in einer der unzähligen christlichen Sekten aufwachsen... und ja, viele mehrheitlich christliche Länder (Europas, sonst eher nicht) haben das Glück einer relativen Aufklärung hinter sich.

          Und weil in den Heimatländern vieler hier lebender Muslim*innen Gewalt und Verfolgung stattfindet sollen sie diese dann gefälligst auch hier erfahren? Anstatt sich mal im Gespräch mit denen auseinanderzusetzen was dieser Kopftuchkram denn so soll? Was ist denn das für eine Logik?

          • @cosmopol:

            "Gewalt und Verfolgung stattfindet sollen sie diese dann gefälligst auch hier erfahren?"

             

            Wo bitteschön habe ich mich für "Gewalt und Verfolgung" gegen Muslime ausgesprochen?

            Ich halte lediglich eine gewisse Skepsis für angebracht.

      • @cosmopol:

        "Ich könnte da jetzt mit Bibelzitaten kontern" - klar, aber wenn ich das richtig verstanden habe, geht es hier um Muslime, nicht um Christen und das Fundament des Islam ist nun mal der Koran und nicht die Bibel.

        • C
          cosmopol
          @Tadeusz Kantor:

          Hast du alles richtig verstanden. Nur - wenn mensch bzgl Christ*innen vergleichbar argumentieren würde wie Rolf hier, wäre das Geschrei groß. Von daher ist der Vergleich hier angebracht. Das würde eben die Mehrheitsgesellschaft betreffen.

          Muslim*innen lassen sich vorzüglich auf buchgläubige Fundis herabstutzen, der Koran ist ja so ein böses Buch, was da alles drinsteht... wenn ich ähnlich (mittels Bibel) über alle herziehen würde die ein Kreuz um den Hals tragen, oder sagen wir, Kopftuchtragende Nonnen käme wahrscheinlich sehr schnell der Hinweis darauf, das wäre ja eine ungerechtfertigte Pauschalisierung. Einfach weil es näher an der Lebenswelt der Meisten dran ist.

          • B
            Brandt
            @cosmopol:

            Die Islamophoben argumentieren hier sexualneurotisch, weil das Kopftuch angeblich signalisieren soll, dass sie Sittenstrolche sind. Eigentlich ist das, was für die Sexualwissenschaft, wie sie überhaupt auf den Gedanken kommen.

             

            Fakt ist das Niveau des ethnisierten Gender War gegen den weißen männlichen Blick ist sehr niedrig in der BRD.

             

            Vergleichen wir das einmal mit den USA:

             

            Es gibt keine wissenschaftlichen Aufsätze zum Pocahontas Charakter wie in den USA, um die geschlechtsspezifische Marginalisierung von Native American zu analysieren.

             

            Es werden keine Suzie Wong Artikel veröffentlicht, die den begehrenden weißen Blick auf Ostasiatinnen problematisieren.

             

            Wir haben auch keine spanisch-sprechenden Einwanderer, die Latina-in-Motion theoretisieren, um das Phänomen der tanzwütigen Latinas in Hollywood mit weißen Rassismus zu erklären.

             

            Keine Anglistin hat hunderte Seiten vollgeschrieben, weshalb der weiße männliche Blick das Faszinosum tote weiße Frau durch alle Genres und Medien von der Malerei, Literatur, Photographie, Postkarten und Musikvideos durchzieht.

             

            Psychologen setzen kein Brainscanning ein, um die Wirkung von Ethnizität auf das weiße Männerhirn zu erklären.

             

            In der BRD geht es gerade einmal um das psychologische Konstrukt Islamophobie und wenn es hoch kommt um Orientalismus.

             

            Offenbar hemmt das Kopftuch die Medialisierung von Rassismus.

        • @Tadeusz Kantor:

          Guter Konter.