Internet-Buchvermarktung: Auch gratis lohnt sich
Scifi-Autor Cory Doctorow hat jedes seiner Bücher kostenlos ins Netz gestellt - und trotzdem gut verkauft. Bei seinem neuen Werk dreht er das Experiment noch deutlich weiter.

Cory Doctorow, Science-Fiction-Schreiber, Internet-Aktivist und Blogger, macht Geld mit dem Nichts. Jedenfalls im übertragenen Sinne: Die letzten Bücher des in London lebenden Amerikaners, "Down and Out in the Magic Kingdom" und "Little Brother", wurden sofort nach Erscheinen kostenlos ins Netz gestellt - als einfacher Text, aber auch im PDF-Format zum Herunterladen und Ausdrucken. Sogar gratis weitergeben durften die Leser seine Werke - eine nichtkommerzielle Creative Commons-Lizenz machte es möglich. Trotzdem waren seine Bücher höchst erfolgreich auch in der Druckversion und ermöglichten Doctorow ein gutes Leben. "Kostenlose E-Books funktionieren bei mir", sagt er. Die Gratis-Versionen im Netz weckten so viel Aufmerksamkeit für die Bücher und ihn als Autoren, dass sich die Idee jedes Mal in hohe Druckauflagen umsetzen ließ.
Bei seinem neuesten Werk, der Kurzgeschichten-Sammlung "With a Little Help", will Doctorow das Experiment nun weiterdrehen. Dazu plant er neben dem Gratis-E-Book nicht nur die Herausgabe einer Druckversion, die er diesmal über einen Book-on-Demand-Anbieter vertreibt, sondern auch die Publizierung diverser Sondereditionen. Am unteren Ende steht die einfache Spende, die der Leser ihm per Internet und Kreditkarte zukommen lassen kann. 16 Dollar kostet der Paperback. Für Sammler will Doctorow eine auf 250 Kopien limitierte "Premium-Hardcover-Edition" verkaufen, für die er eine hochwertige Druckerei verpflichtet hat. Für 10.000 Dollar gibt es schließlich die Chance, sich von Doctorow selbst eine neue Kurzgeschichte nach eigenem Geschmack erstellen zu lassen.
Doctorows Projekt läuft bereits gut an: Die 10.000 Dollar hat er schon, denn der Ubuntu-Linux-Begründer Mark Shuttleworth kaufte die individualisierte Kurzgeschichte bereits im Juni. Für alle anderen Editionen wird sich in den nächsten Monaten zeigen, ob die Idee aufgeht. Ein Ass hat Doctorow noch im Ärmel: Er plant, im E-Book und der Paperback-Version des Buches Werbung zu verkaufen. Interesse soll es für diese neue Reklameform bereits geben.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Habecks Rückzug
Quittung für den angepassten Wahlkampf
Die Grünen nach der Bundestagswahl
„Ja, pff!“
SPD in der Krise
Der schwere Weg zur Groko
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?