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Interaktiv bis zum Abwinken

Das E-Drom soll alles und jeden vernetzen. Ein Symposium zum Thema interaktive Kunst und Kultur zeigt die Möglichkeiten des computerisierten Veranstaltungsraumes auf

Alle reden von Interaktivität, im zukünftigen Tempodrom möchte man die Vision des grenzenlosen Mitmachens für alle in Form eines Veranstaltungsortes wahr werden lassen. Man möchte Grenzen auflösen, Hierarchien zwischen Künstlern und Publikum sowie Trennlinien zwischen Theorie und Praxis eindampfen. Willkommen, schöne neue Welt.

Die Vermittlung ist der tatsächliche Kern des Neuen von E-Drom. Beim Einführungssymposium „E-Topia“ zum Thema „Sinne/Räume/Schnittstellen“ am 15. und 16. Dezember werden drei gleichzeitig stattfindende Panels aus den Konferenzzimmern in die so genannte kleine Arena gestreamt, in der sich eine nach Interaktion lechzende Menge aufhalten soll, die die laufenden Diskussionen verfolgt und je nach Lust und Laune per Live-Chat und in Echtzeit in den Gesprächsverlauf eingreift. Die gestreamten Panels sollen sozusagen frei begehbar werden.

Themen des Symposiums sind unter anderem die Möglichkeiten interaktiven Theaters sowie Rezeptionen medialer Kunst. Die Teilnehmer kommen aus technischen und künstlerischen Bereichen. Theatermacher wie Herbert Fritsch von der Berliner Volksbühne werden mit Werbefachleuten und Programmierexperten ins Gespräch kommen. Dass es dabei wirklich um Inhalte geht, ist zumindest für die Zuhörer in der kleinen Arena zweifelhaft. Zwar verspricht das Programm interessante Diskussionen, aber um die geht es im E-Drom in erster Linie nicht, sondern eher darum, wie diese vermittelt werden.

Ob sich das schön ausgedachte Konzept für das E-Drom auch über das Symposium hinaus durchsetzen wird, bleibt fraglich. Chatten und Live-Streamings begutachten mag ja interessant sein, doch das Problem mit der fehlenden Aura und Unmittelbarkeit bleibt bestehen. Außerdem hat gerade die Bauchlandung der Hypertextualität gezeigt, dass linear vermittelte Inhalte weiterhin gefragt zu sein scheinen.

Nichtsdestotrotz will E-Topia mit seiner bunten Mischung aus Panels am Tage und interaktiven Kunst-, Theater- und Musikdarbietungen in der Nacht das Konzept von E-Drom exemplarisch anschaulich machen.

Für die künstlerische Produktion interaktiver Musik und Performances lassen sich die Möglichkeiten des E-Drom als computerisierter Veranstaltungsraum schon besser einschätzen. Künstlergruppen wie „Lab au“ mit einer interaktiven Live-Performance für Rechner, Visuals und Partizipierende oder „Palindrom“ mit ihrer interaktiven Tanzperformance werden konkretes Mitmachen über die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten einfordern. Was genau dann dabei herauskommt, weiß man noch nicht, doch das ist ja gerade das Spannende. ANDREAS HARTMANN

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