: Intensiv schreiben
■ Heute öffnet der Hamburger Writers' Room seine Pforten
Der Writers' Room in der Stresemannstraße 374 bietet 15 Autoren Platz zum Arbeiten. Unter anderem auch der Schriftstellerin Christine Garelly, die für Auskünfte zur Verfügung stand.
taz: Du warst von Anfang an dabei. Wie ist der Writers' Room entstanden?
Christine Garelly: Ich war im Vorstand des ehemaligen Literaturlabors. Als das sich auflöste, kam die Idee für den Writers' Room auf. Jetzt sind einige Autoren vom Labor dabei, Autoren vom Literaturhaus, mit dem wir organisatorisch verbunden sind, und auch ganz junge Autoren.
Was findet im Writers' Room statt?
Er ist ein Ort zum Arbeiten. Im vorderen Raum stehen acht Arbeitsplätze mit Computern. Momentan teilen sich zwei Autoren einen Arbeitsplatz. Der hintere Raum wird vielfätig genutzt: Jürgen Abel sitzt dort, der die Broschüre Literatur in Hamburg herausbringt, dann trifft sich dort die Autorengruppe Peng und auch die Werft – eine neu gegründete Gruppe ganz junger Autoren. Außerdem treffen sich alle Autoren einmal im Monat, um sich gegenseitig vorzustellen, was sie produziert haben.
Gibt es nicht Streit um die geteilten Schreibtische?
Erstaunlicherweise überhaupt nicht. Die Autoren haben ganz unterschiedliche Arbeitszeiten, die einen schreiben abends, manche sogar nachts, andere wieder nur früh morgens. Manche bevorzugen es, wenn andere hier sitzen und schreiben. Andere haben Schwierigkeiten damit und kommen, wenn niemand mehr da ist. Manche schreiben schnell, hacken sehr viel und sehr laut in die Tasten, andere schaffen nur einen Satz pro Stunde. Das ist ganz spannend, daß das Schreiben auch hörbar ist.
Die Idee des Writers' Room kommt aus New York. Wie habt ihr davon gehört?
Wir hörten das von einer jungen Autorin, die in NY in solch einem Writers' Room schreibt. Heidemarie Ott vom Hamburger Literaturzentrum war dann dort und hat sich das vor Ort angesehen.
Welche Stilrichtungen sind denn bei euch vertreten?
Das ist sehr gemischt, und alle haben einen unterschiedlichen Bekanntheitsgrad. Bernhard Lassahn ist dabei (bekannt durch Käpt'n Blaubär und die Sendung mit der Maus) und Martin Ahrends. Die Jüngsten sind wohl Angela Gerrits und ich, also Vertreter aus der Gattung „hoffnungsvolle Nachwuchsautoren.“ Wir schreiben für Verlage, aber auch für Rundfunk und Fernsehen, es ist alles vertreten.
Ihr arbeitet auch online?
Ja. Wir bieten unsere Texte auch bei Compuserve über Online-Dienste an, etwa für das „Deutschlandforum“ und das Ressort „Sprache und Kultur“. Compuserve hat uns angeboten, das deutsche Literaturforum aufzubauen. Wir überlegen gerade, ob wir das leisten können.
Letzte Frage: Wie kommt man in den Writers' Room?
Man muß sich ganz normal bewerben, also ein Schreiben schicken, daß man gern einen Platz hätte. Man muß bio- und bibliografische Angaben mitliefern, und die Notwendigkeit muß begründet sein – zum Beispiel dadurch, daß die eigene Wohnung zu klein ist oder Bauarbeiter im Haus sind. Außerdem sollte man nicht Hobbyschreiber sein, sondern ziemlich intensiv schreiben. Man kommt dann auf eine Warteliste, und wir nehmen dann immer wieder nach Beratungen neue Leute auf.
Fragen: Gabriele Wittmann
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