Integrationsbeauftragte im Bund: SPD-Vizechefin Özoğuz tritt ab
Die Politikerin Aydan Özoğuz zieht sich aus der SPD-Spitze zurück. Ihre Nachfolgerin soll Natascha Kohnen aus Bayern werden.
Ihren Job im SPD-Parteivorstand soll Natascha Kohnen bekommen, Spitzenkandidatin und Chefin der GenossInnen in Bayern. Dort wird 2018 gewählt – Kohnen als Vizechefin ist auch ein Zeichen der Unterstützung aus Berlin für die notorisch schwache SPD im Süden.
Über die eigene Nachfolge zu verfügen, ist ungewöhnlich. Die SPD müsse, so Özoğuz’Erklärung, ernst machen damit, weiblicher zu werden. Nur einen der seit der Niederlage bei der Bundestagswahl rar gewordenen SPD-Posten hat eine Frau besetzt: Andrea Nahles als Fraktionschefin. Alle anderen Ämter gingen an Männer, meist dem rechten Flügel zugehörig. Özoğuz’Intervention soll somit wohl auch die Frauenquote in der SPD-Spitze schützen.
Die 50-jährige Kohnen hatte sich in Bayern per Basisvotum durchgesetzt und gilt als moderate Linke. Falls sie zur SPD-Vize gewählt wird, sinken die Chancen der Juso-Chefin Johanna Ueckermann. Denn die stammt ebenfalls aus Bayern. Dass der Parteitag zwei Frauen aus demselben Landesverband in die sechsköpfige SPD-Spitze wählt, ist eigentlich ausgeschlossen.
Chancen für Ueckermann sinken
Bereits 2016 bewarb sich Ueckermann erfolglos um einen sicheren Listenplatz für den Bundestag. Nach der Wahl bot ihr SPD-Parteichef Martin Schulz den Posten der Bundesgeschäftsführerin im Willy-Brandt-Haus an – einen Job, der nicht unwichtig ist, aber stets im Schatten des Generalsekretärs, künftig Hubertus Heil, steht. Ueckermann lehnte ab. Zurück blieb ein Scherbenhaufen. Als Bundesgeschäftsführerin Juliane Seifert von der Offerte erfuhr, erklärte sie, auf dem Parteitag nicht mehr anzutreten.
Die SPD soll, so erklärt es Schulz immer wieder, weiblicher und kapitalismuskritischer werden. Ueckermann ist eine der wenigen profilierten linken Frauen in der SPD. Wenn sie politisch auf dem Abstellgleis landet, wäre das jedenfalls ein Kontrapunkt zu Schulz’Ankündigungen.
Özoğuz will nach ihrem Rückzug für den rund 30-köpfigen Parteivorstand kandidieren. Dort will sie sich weiterhin um Migration kümmern und die Zusammenarbeit von Fraktion und Partei verbessern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Die Disruption von Demokratien
Donald Bonaparte
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator