Integration durch Schwimmkurs: Ein gutes Gefühl im Wasser
Schwimmen war immer ihre Leidenschaft: Franziska Meißner unterrichtet vor allem Geflüchete. Und schafft dabei viel mehr, als nur Überwasserhalten.
Sobald die Ferien in Sachsen rum sind, geht es auch für Franziska Meißner wieder los: Sieben Stunden in der Woche wird sie dann in der Schwimmhalle stehen. „Den Menschen das Wasser näherbringen“, das ist das Ziel der 32-jährigen Vorsitzenden der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. in Leipzig.
Ganz besonders freut sie sich, dass ihr Angebot jetzt durch die Kooperation mit einem örtlichen Schwimmverein ausgeweitet werden kann. „Die Kurse richten sich an alle ab zwölf Jahren, die noch nicht oder nicht gut schwimmen können“, erklärt sie.
Wichtig ist ihr dabei: „Herkunft oder Elternhaus spielen keine Rolle. Jeder ist willkommen.“ Zwar gebe es auch Fördermöglichkeiten für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die allermeisten Teilnehmer seien aber Flüchtlinge, erzählt Meißner. Unter ihnen sei der Bedarf am größten, viele könnten gar nicht schwimmen. In den Kursen lernen sie, sich im Wasser sicher zu bewegen.
Das Teilnehmerfeld sei bunt gemischt, sagt Meißner: Der älteste Schwimmnovize sei im letzten Jahr 47 Jahre alt gewesen. „Die meisten sind aber zwischen zwölf und Mitte, Ende zwanzig“, erklärt sie.
Deutsch lernen beim Schwimmen
Das Projekt ist für Meißner eine Herzensangelegenheit. „Als 2015 so viele Menschen nach Deutschland kamen, wollte ich gerne helfen. Und das mit meiner Stärke, Schwimmen zu lehren.“ Die Idee war geboren.
Eine Herausforderung? Meißner sagt, zu Beginn habe sie sich durchaus Sorgen gemacht: über Verständigungsprobleme, über Reaktionen auf sie als Frau. Deswegen habe sie zunächst einen männlichen Kollegen um Unterstützung gebeten. Doch schnell stand die gebürtige Leipzigerin allein am Beckenrand.
Im Zuge ihrer Masterarbeit – Meißner studierte in Leipzig Sportwissenschaft – entwickelte sie ein spezielles Kurskonzept, extra für ihre Schwimmkurse. Ihrem Konzept nach soll in einzelnen Gruppen jeweils acht bis zehn Teilnehmern das Schwimmen beigebracht werden. Zusätzlich liegt der Fokus auf der Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten.
Die Kooperation mit dem örtlichen Schwimmbad sei auch eine Reaktion auf die hohe Nachfrage. Konnten bisher zwei Kurse im Jahr angeboten werden, seien es nun insgesamt sieben auf unterschiedlichen Niveaus. „Alle Plätze sind besetzt“, berichtet Meißner. Erstmals gebe es einen Kurs ausschließlich für Frauen. „Wegen ihres Glaubens schwimmen einige in gemischten Kursen im Burkini“, erläutert sie. „Und diese Masse an Stoff ist beim Schwimmenlernen einfach hinderlich.“
20 bis 30 Stunden Ehrenamt
Meißner brennt für ihren Sport: „Das Schwimmen ist Teil meines Lebens.“ Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. Als sie mit zwölf Jahren nach einem passenden Sport für sich suchte, fing sie mit Fußball an. „Das war aber dann doch nichts für mich: Im Winter bei Flutlicht mit Pudelmütze über den Ascheplatz rennen. Dann habe ich noch zweimal den Ball ins Gesicht bekommen und somit hatte sich das“, erzählt sie lachend. Über ihre Stiefmutter und ihre Schwestern sei sie zum Rettungsschwimmen gekommen. Sie begeisterte sich schnell – trainierte bis zu sechs Mal in der Woche, nahm an Wettkämpfen teil und engagierte sich im Verein. Heute springt sie ein, wenn Not an der Frau ist: „Aber ganz so schnell bin ich nicht mehr.“
Seit 2017 ist die Leipzigerin nun Vorsitzende der DLRG. Schwimmkurse, Rettungsschwimmerausbildung, Katastrophenschutz, Rettungshundestaffel – Meißner muss das alles unter einen Hut bringen. Das bedeutet viel Papierarbeit für die 32-Jährige. Zu Stoßzeiten sind es auch mal 20 bis 30 Stunden, die sie ins Ehrenamt investiert, in der Regel 10 bis 15. „Was nicht geht, das geht eben nicht“, verrät die Mutter zweier Kinder ihr Rezept gegen Stress.
Bald wird sie noch ein didaktisches Studium aufnehmen, denn seit eineinhalb Jahren unterrichtet sie Sport als Quereinsteigerin an einer Grundschule. Der Schwerpunkt? Liegt natürlich auch hier auf dem Schwimmen.
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