piwik no script img

Inhaftierter SoziologeAndrej H. freigelassen

Der wegen Terrorverdachts festgenommene Soziologe kam frei. Die Bundesanwaltschaft legt Beschwerde ein.

Überraschend hat gestern der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof den unter Terrorverdacht inhaftierten Soziologen Andrej H. freigelassen. Wie seine Anwältin mitteilte, wurde H. um 13.30 Uhr aus der Untersuchungshaftanstalt Moabit freigelassen. Dort saß er seit seiner Festnahme am 1. August in Einzelhaft.

Die Freilassung H.s erfolgte zwei Tage vor der ursprünglich angesetzten Haftentscheidung in Karlsruhe. Der Druck, der auf dem Ermittlungsrichter lastete, war in den vergangenen Tagen stark gewachsen. In mehreren offenen Briefen hatten tausende Wissenschaftler gegen die Festnahme H.s und eine Kriminalisierung von Forschung und Lehre protestiert. Von den Ermittlungsbehörden wird H. unter anderem vorgeworfen, in seinen Publikationen ähnliche Begriffe verwendet zu haben wie die "militante gruppe" (mg) in ihren Bekennerschreiben. Alleine ein offener Brief der Humboldt-Uni an Generalbundesanwältin Monika Harms wurde inzwischen von mehr als 2.800 Soziologen, Stadtforschern und Studierenden unterzeichnet.

Wie die Anwältin mitteilte, sei der Haftbefehl gegen H. allerdings nicht aufgehoben. Vielmehr sei er gegen eine Kaution und unter Auflagen von der Untersuchungshaft verschont worden. Darüber hinaus habe die Bundesanwaltschaft mitgeteilt, gegen die Freilassung Beschwerde einzulegen.

Noch in Haft sind dagegen drei Männer, die Ende Juli beim Versuch eines Brandanschlags in Brandenburg (Havel) festgenommen wurden. Sie wurden, wie ihre Anwälte erst gestern mitteilten, bei der Verhaftung teilweise verletzt und mit Säcken über dem Kopf abtransportiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!