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■ Indonesien: Die Provinz Aceh erhält keine internationale HilfeRezept zur Katastrophe

In der indonesischen Provinz Aceh kündigt sich eine neue Tragödie an. Ermuntert vom Erfolg der Osttimoresen, versucht eine Unabhängigkeitsbewegung ein Referendum über die Zukunft der Region zu erzwingen. Präsident Abdurrahman Wahid dagegen hofft, dass er die Acehnesen mit vernünftigen Zugeständnissen beruhigen kann: Er will Militärs abziehen und mehr Autonomie gewähren.

Aber mit solchen Versprechungen kann er in Aceh keine Katze hinterm Ofen hervorlocken. Das Misstrauen gegenüber der Zentralregierung sitzt viel zu tief. Jedes Schulkind kann die Chronologie des Verrats herunterbeten: Wie Staatsgründer Sukarno schon vor fünfzig Jahren eine Autonomie in Aussicht stellte und nie gewährte; wie Suharto den Reichtum Acehs stahl und dann auch noch ein Terrorregime errichtete; wie der ehemalige Präsident Habibie nach dem Rücktritt des Diktators große Hoffnungen weckte, indem er tiefe Reue über Gräueltaten bekundete und sogleich ankündigte, er werde die diskreditierten Aufstandsbekämfpungstruppen zurückziehen. Und: Enthüllungen über Massengräber der Militärs blieben folgenlos. Kein höherer Offizier musste sich je vor Gericht verantworten, und Habibie schickte immer neue Militäreinheiten.

Die Konsequenz: Die meisten Bewohner von Aceh wollen jetzt nichts mehr mit Jakarta und „den Javanern“ zu tun haben. Um Religion geht es bei diesem Konflikt nicht, auch wenn dies oft fälschlich behauptet wird. Nach Osttimor bedeutet das Wort „Referendum“ nichts anderes als „Unabhängigkeit“.

Aber Aceh ist nicht Osttimor: Es ist reich, es war wie alle Inseln Indonesiens holländische Kolonie. Es gehört zum Kern der Republik, wirtschaftlich und – in den Augen der Javaner – auch politisch. Die Armee wird den Verlust der Region niemals akzeptieren. Und anders als bei Osttimor wird kein Land der Welt (außer vielleicht Libyen) eine Unabhängigkeit Acehs unterstützen. Im Gegenteil: Sowohl die asiatischen Nachbarn als auch die USA wollen unbedingt verhindern, dass Indonesien auseinanderbricht und ein großes Chaos in der Region ausbricht.

Als Wahid letzte Woche Verständnis für den Wunsch nach einem Referendum zeigte und sagte: „Wenn wir es in Osttimor machen konnten, warum nicht in Aceh?“, hat er neue Hoffnungen geweckt. Er wird sie nicht erfüllen können. Und so werden sich die Acehnesen noch mehr betrogen fühlen und noch erbitterter gegen die Zentrale kämpfen. Ein sicheres Rezept für die Katastrophe. Jutta Lietsch

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