■ Bonn-apart: Indische Currywurst
Bonn (taz) – Kebab-Buden, Hamburger-Lokale, arabische Imbisse – die ganze Republik ist übersät von Fast-food-Gastronomie. Die ganze Republik? Nein! Das Regierungsviertel hält nichts vom kulinarischen Fremdgehen. Hier sitzt man am soliden deutschen Mittagstisch. In fünf bundestagseigenen Kantinen und Restaurants bis kurz nach 14 Uhr. Nun soll es ja eifrige Volksvertreter und Beamte geben, die wie viele Journalisten auch über Mittag ihrem Broterwerb nachgehen müssen. Sie alle blicken um halb drei auf die Uhr in der Erkenntnis: Bei „Gino“, dem Italiener in der Nähe der CDU-Zentrale, ist die Küche schon wieder kalt, und die Sülze des Presseclub-Restaurants von gestern liegt noch immer im Magen. Bleibt: Pommes im Stehen. Ach, gäb' es jetzt gegenüber die amerikanische Hamburgerkette. Vor einiger Zeit hatte sich McDonald's verzweifelt um ein Grundstück in der Bannmeile bemüht. FDP- Chef Lambsdorff persönlich unterstützte die Bewerbung. Es wäre sicher weit hergeholt, würde man dem Grafen unterstellen, er sei auf den Parteitagen, für die McDonald's den kostenlosen Catering-Service übernimmt, auf den Geschmack gekommen. Wie dem auch sei: „Ausländische Gastronomie ist für uns nicht repräsentativ“ – damit schmetterte die Stadt Bonn, für die Konzessionsvergabe in der Bannmeile zuständig, die Bewerbung ab. So finden sich im Regierungsviertel kein Dönerkebab, keine Falafel-Brötchen und keine Suflaki- Spieße. Aber nicht doch! „Currywurst ist auch indisch“, klärt uns da das Bonner Planungsamt auf. Trotzdem: Ein kleiner Döner-Imbiß an der Rheinpromenade, für Radler, Spaziergänger und hungrige Workaholics? Nichts da: „Buden favorisieren wir nicht.“ Politik und Gastronomie – eine Liebe, die eben nicht nur durch den Magen geht. Myriam Schönecker
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen