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Indiens Bofors–Skandal spitzt sich zu

Stockholm (dpa) - Der Vorstandsvorsitzende des schwedischen Großkonzerns Nobel Industries, Lars Erik Thunholm, schließt in der Korruptionsaffäre um das Rüstungsunternehmen Bofors Bestechungszahlungen an indische Beamte nicht aus. In einem Interview des Schwedischen Rundfunks erklärte Thunholm am Mittwoch, er könne nicht garantieren, daß indische Repräsentanten der zum Nobel–Konzern gehörenden Firma Bofors keine Bestechungsgelder gezahlt haben, um an einen Waffenauftrag in Höhe von acht Milliarden Kronen (2,3 Mrd. Mark) zu kommen. „Wir haben unsere Repräsentanten in Indien ausgezahlt, um aus einem Vertrag mit ihnen herauszukommen. Ich kann nicht garantieren, daß sie nicht wiederum indische Beamte oder Vermittler bestochen haben. Vorstellen kann ich es mir allerdings nicht“, sagte Thunholm. Die Bestechungsvorwürfe müßten aber in Indien und nicht in Schweden geklärt werden. Bofors wird beschuldigt, insgesamt rund 250 Millionen Kronen (71,3 Millionen Mark) an indische Beamte oder Vermittler bezahlt zu haben, um den Zuschlag für die Lieferung von Feldhaubitzen zu bekommen. Der indische Premierminister Radjiv Gandhi hatte von dem damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme die Zusage bekommen, daß die Verhandlungen direkt zwischen Bofors und dem indischen Militär geführt werden. Eine schwedische Untersuchungskommission untersucht zur Zeit die Bestechungsvorwürfe. In einer dieser Tage veröffentlichten Meinungsumfrage der Zeitschrift India Today glaubten knapp dreiviertel der Befragten, enge Freunde Gandhis seien in den Bestechungsskandal verwickelt. 44 Prozent waren der Meinung, Gandhi selbst sei schuldig. Die neueste Parole auf dem Subkontinent lautet nicht umsonst: „Herr Saubermann, warum ist ihr Gewehr so schmutzig?“

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