: In die Irre geführt
SZENISCHE LESUNG Die Vers- und Kaderschmiede bringt Skurriles nach Woody Allen auf die Bühne
„In gewisser Weise haben sie mir mein Leben gestohlen.“ Perplex reagiert der zweitklassige Drehbuchautor Jim, als sich der schräge Vogel Fred zu ihm auf die Parkbank setzt, wo er auf seine Geliebte wartet, um mit ihr Schluss zu machen – und Ungeheuerliches behauptet: belauscht habe er ihn, das verkannte Genie mit beeindruckenden Psychiatrieerfahrungen, und aus seiner Lebensgeschichte sein erstes erfolgreiches Drehbuch gebastelt. Und jetzt wolle er seinen Anteil haben. „Sie sind ein Psychopath!“ „Und sie ein bloßer Neurotiker. Sie können also noch viel von mir lernen.“ Zum Beispiel, wie man Probleme in der Ehe unkonventionell löst – und sich der ebenso zum Problem gewordenen Geliebten entledigt.
2003 hat Woody Allen seinen skurrilen Einakter „Riverside Drive“ über das eigentümliche Verhältnis von Kreativität und Psychose, Genialität und Mittelmaß und zwei grundverschiedene Herren, die schließlich doch in einer blutrünstigen Männerphantasie zusammenfinden, in der New Yorker Atlantic Theater Company auf die Bühne gebracht. Basierend auf Woody Allens Stück lesen am Montag in der Vers- und Kaderschmiede Robert Stadlober als Jim, Jochen Busse als Fred und Hilke Rusch als Geliebte Barbara szenisch eine auf hiesige Verhältnisse angepasste Version: „Vernunft kann irreführend sein“. ROBERT MATTHIES
■ Mo, 27. 9., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45