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„In Wahrheit bist du ein Öltanker“

„Das Schicksal der Jackie O.“, Freitag, 20.15 Uhr, ARD  ■ Von Manfred Riepe

Im Weißen Haus klingelt das Telefon, und Jackie Kennedy nimmt ab. Am anderen Ende haucht Marilyn Monroe in die Leitung, daß sie Mr. President sprechen will. Höflich bedauert die Ehefrau des amerikanischen Staatsoberhauptes, daß ihr Mann zur Zeit nicht zu Hause ist, räumt der Filmdiva jedoch ein, daß wenn sie ihren Mann JFK wirklich „haben“ will, sie „zur Seite treten“ würde. So erzählt es die Legende beziehungsweise Larry Peerces amerikanischer TV-Dreiteiler „Das Schicksal der Jackie O.“ von 1991 nach dem Tatsachen- und Bestsellerroman von C. David Heyman.

Schnitt auf eine fahrige Marilyn Monroe mit dem Hörer in der Hand. Eine dümmlich lachende, pummelig-zerknautschte Filmgöttin auf weißem Satinbett, auf dem sie später telegen-bunte Giftpillen wie Mensch-ärgere-dich-nicht-Steine ausbreiten wird. Marilyn Monroe, DIE amerikanische Überfrau, verblaßt hier gegen ihre Majestät, Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis, zur schrumpeligen Hysterikerin.

Mit den historischen Fakten geht Larry Peerces betulicher Fernsehfilm nur dann korrekt um, wenn sie in dieses Bild passen. Jackie ist die stets gutgekleidete, erhabene Überhausfrau, die auf dem Olymp der Macht bewirkt, daß das Getriebe der Weltherrschaft in Gang bleibt, indem sie dafür Sorge trägt, daß im Weißen Haus zweimal täglich die Bettlaken gewechselt werden.

Interpretiert man „Das Schicksal der Jackie O.“ als Film aus ihrer Sicht, so ist es ein Armutszeugnis, daß hier kaum ein Wort über die Politik des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten fällt. Nichts über die ihm nachgesagten Verbindungen zur Mafia. Lediglich die Kuba-Krise 1962 wird in einem dieser typischen Screwball-Kurzdialoge eingeworfen, als die Monroe wieder einmal nervt: „Laß uns über etwas Einfacheres reden“, sagt John F. gestreßt zu Bruder Bobby: „Was ist mit Castro?“

Die manische Züge tragenden sexuellen Ausschweifungen des Präsidenten bleiben auf beschönigende Randepisoden beschränkt. Anekdoten, die aufgrund der unlängst erschienenen Jackie-Autobiographie ohnehin durch die Presse gingen: „This is not my size“, sagt Jackie beiläufig, als sie wieder einmal einen feindlichen Schlüpfer im Ehebett entdeckt.

Als Frauengestalt ist Jackie so perfekt designed wie ein Ferrari. Noch auf dem College, macht sie sich Hoffnungen auf einen Job als Model. Ihrem Vater Black Jack, einem liebenswürdigen, gutgekleideten Alkoholiker, zeigt sie ein Pin-up von sich: „It makes you look available“, sagt Daddy grimmig und zerreißt die Fotografie: „No Bouvier is available!“ Um auf eigenen Füßen zu stehen, verdient sie später als Reporterin vierzig Dollar pro Woche, trägt dabei allerdings die teuersten Klamotten, die man sich vorstellen kann...

Die beliebte Erschießungsszene in Dallas ist jugendfrei gefilmt. Attentäter Lee Harvey Oswald hat diesmal darauf verzichtet, Kennedy das Hirn aus dem Schädel zu schießen. An wenigen Stellen nur wird der Film bissig. Etwa wenn eine Tochter des griechischen Tankermilliardärs Onassis, den Jackie nach JFKs Tod heiratete, ihr sagt: „In Wahrheit bist du nur einer von Vaters Öltankern.“ (Folgen 2/3, Sa. und So.)

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