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In Shells Kasse greifen

■ London reagiert mit Pression auf Shell-Reinfall / Konzern entschuldigt sich

Berlin (dpa/taz) – Die britische Regierung hat dem Shell-Konzern mit dem Verlust von Steuervorteilen in Millionenhöhe gedroht. Die zusätzlichen Kosten für die Entsorgung der Brent Spar an Land könnten nicht von der Steuer abgesetzt werden, schrieb Energieminister Tim Eggar dem Konzern.

Regierungschef John Major nannte die Shell-Manager, die am Dienstag die Versenkung der Öl- Plattform abgesagt hatten, „Schwächlinge“. Shell entschuldigte sich unterdessen bei Major für die „Lage, in die die Lösung des komplexen Problems Sie und Ihre Minister gebracht hat“. Shell-Chef Chris Fay hatte zuvor eingeräumt, daß der Konzern die Versenkung etwa zum selben Zeitpunkt aufgegeben hatte, als Major im britischen Unterhaus die Versenkung noch ausdrücklich verteidigte.

Major war offenbar sogar bereit, Shell nicht nur verbal zu verteidigen. Auf den Hebriden sollen am Dienstag schon Spezialeinheiten des britischen Militär bereitgestanden haben, um notfalls mit Gewalt Greenpeace-Besetzer von der Ölplattform herunterzuholen. Das geht aus einer Anfrage des britischen Labour-Abgeordneten Calum MacDonald hervor.

Greenpeace-Chef Thilo Bode relativierte in Hamburg den Erfolg gegen Shell. Aktionen wie die gegen die Brent Spar ließen sich nicht wiederholen. Die Maßstäbe würden damit zu hoch gehängt. Bode warnte vor der Ansicht, daß Bundesbürger ein besseres Umweltbewußtsein als Briten hätten.

Personelle Konsequenzen bei der Deutschen Shell sind nach dem Desaster bislang nicht geplant. Köpfe müßten nicht rollen, so Shell-Sprecher Peter Stroink in Rotterdam, und auch die Eigenständigkeit der Deutschen Shell soll nicht beschnitten werden. ten

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