In Sachen Nachwuchs schon fast gewonnen

Die Landesdelegierten-Konferenz in Göttingen soll die niedersächsischen Grünen auf die anstehenden Kommunalwahlen einstimmen. Parteichef Raimund Nowak peilt zwei neue Oberbürgermeister an

Sie sind jung – und sie brauchen jede Stimme. 35 Bewerber unter 20 Jahren schicken die Grünen in den niedersächsischen Kommunalwahlkampf – selbst die im Land mächtige CDU bringt es nur auf 64 Bewerber in diesem Alter. Wenn es nach der Zahl der Youngster ginge, hätten die Grünen den Urnengang am 10. September schon fast gewonnen. Das Ziel, „20 unter 20“ aufzustellen, habe die Partei locker gerissen, sagt Grünen-Landeschef Raimund Nowak. Am heutigen Samstag trifft sich die Partei zur Landesdelegiertenkonferenz in Göttingen.

Der Promi-Faktor ist wegen der anstehenden Wahlen hoch: Zum Parteitag haben sich aus Berlin Bärbel Höhn und Katrin Göring-Eckardt angemeldet. Zur Debatte in der Stadthalle steht ein Leitantrag zur Kommunalpolitik, die Bildungs- und Kinderpolitik sowie die Perspektiven von Schwarz-Grün. Nowaks Co-Vorsitzende Susanne Leifheit schließt solche Bündnisse auf kommunaler Ebene nicht aus. Jutta Ebeling, grüne Bürgermeisterin aus Frankfurt am Main, wird von ihren Erfahrungen in der Praxis berichten.

2001 waren die Grünen landesweit auf 6,7 Prozent der Stimmen gekommen, genug für 750 kommunale Mandate. Diese Zahl wollen sie in zwei Wochen deutlich steigern. Insgesamt gehen bei den Kommunalwahlen 2.700 grüne Kandidaten ins Rennen um Kreistage, Stadt- und Gemeinderäte – laut Nowak mehr als erwartet. Nur bei der Suche nach Migranten sei die Partei nicht so erfolgreich gewesen wie erhofft – trotz Wahlplakaten, auf denen eine Türkin ankündigt, sie wolle „mal Schützenkönigin“ werden.

Die Ortswahl erfolgte nicht ohne Grund: Während der Parteiforscher Peter Lösche fürchtet, der Göttinger Oberbürgermeister werde von einer „Minderheit der Minderheit“ gewählt, könnte die erwartete geringe Wahlbeteiligung vielleicht den grünen Kandidaten Stefan Wenzel in den OB-Sessel hieven helfen. Der prototypische Grünen-Wähler dürfte nicht so leicht über den komplizierten Wahlmodus stolpern, außerdem ist er recht treu. Bei einer Wahlbeteiligung von knapp 28 Prozent und mit nur 1.500 Stimmen Vorsprung hatte vor fünf Jahren der CDU-Kandidat Jürgen Danielowski in der Stichwahl gewonnen. Danielowski tritt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an. Chancen auf einen OB-Titel rechnet Nowak auch dem Oldenburger Kandidaten Hermann Neemann zu: „Wenn wir in die Stichwahl kommen, ist alles möglich“. KAI SCHÖNEBERG