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In Nebenstrecken investieren

betr.: „Bahn will den Berliner Knoten zerschlagen“, taz vom 22. 7. 00

Bündnis 90/Die Grünen haben schon immer kritisiert, dass gigantische Summen in den Hochgeschwindigkeitsverkehr gepumpt werden. Für die Instandhaltung der bestehenden Strecken, insbesondere der Nebenstrecken, fehlen dagegen die Mittel, so dass zunehmend Langsamfahrstrecken eingerichtet werden müssen. Dieses Missverhältnis ist nicht tragbar. Deswegen begrüßen wir die jetzt angekündigte Überprüfung der Großprojekte. Die eingesparten Mittel dürfen aber nicht zur Sanierung des Bundeshaushalts verwendet werden, sondern müssen für Sanierung und Ausbau der Nebenstrecken eingesetzt werden.

Einsparungen sind denkbar bei der Dimensionierung des Lehrter Zentralbahnhofs. Am Ostkreuz ist kurzfristig auch eine Sanierung der vorhandenen Anlagen ausreichend. Als zweite Stufe können dann die Regionalbahnsteige an der Strecke Berlin– Frankfurt (Oder), Berlin-Lichtenberg–Ostbahnhof und an den Ringgleisen (obere Ebene) gebaut werden. Ein Komplettumbau der Gleisanlagen ist nicht notwendig. Statt dessen soll das Geld vorrangig für folgende Ausbaumaßnahmen in Brandenburg und Berlin verwendet werden: Modernisierung aller vorhandenen Nebenbahnen in Brandenburg, Elektrifizierung der Strecke Angermünde–Schwedt, Reaktivierung und Modernisierung der Strecken Cottbus–Grunow, Beeskow–Falkenberg, Templin–Prenzlau und Templin–Fürstenberg, Belzig–Treuenbrietzen, Ausbau im Bereich Berlin-Hohenschönhausen–Karower Kreuz–Basdorf, direkte Führung des Regionalexpresszugs Hennigsdorf–Gesundbrunnen, Wiederaufbau der Potsdamer Stammbahn und Einführung in den Tunnel am Potsdamer Platz (ist bereits vorbereitet).

Durch diese einfachen Maßnahmen können mehr neue Fahrgäste für den Schienenverkehr gewonnen werden als durch kostspielige Großprojekte. WERNER SCHMIDT, BARBARA SAHLMANN

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