In Mali emordete Journalistin: Afrikas Stimme in Frankreich

Jahrzehntelang berichtete Ghislaine Dupont für RFI aus Afrika. In Kinshasa bezahlte sie für ihren Mut mit der Ausweisung, in Kidal mit dem Leben.

Ghislaine Dupont vor ihrem Berichtsgebiet. Bild: reuters

Wer in Afrika französische Nachrichten hörte, kam an ihr nicht vorbei. Ghislaine Dupont, langjährige Reporterin und zuletzt Redakteurin des französischen Auslandsrundfunks RFI (Radio France International), war eine vertraute Stimme in den Afrika-Nachrichtensendungen des staatlichen Senders. Kenntnisreich und unerschrocken berichtete sie und scheute dabei nicht das Risiko. Jetzt hat das Risiko sie eingeholt: Ghislaine Dupont wurde mit ihrem Kollegen Claude Verlon in Mali gekidnappt und ermordet.

Mitten am helllichten Tag, in der von französischen Soldaten gesicherten Stadt Kidal, in einem Bankgebäude im Stadtzentrum im Anschluss an ein Politikerinterview – die Situation hätte eigentlich risikoloser nicht sein können. Die Kidnapper machten kurzen Prozess. Nur wenige Stunden nach ihrer Entführung wurden die beiden Leichen außerhalb der Stadt gefunden.

Es war ein großer Schock für einen Sender, der erst wenige Tage zuvor den 10. Jahrestag der Ermordung ihres Reporters Jean Hélène in der Elfenbeinküste durch Sicherheitskräfte begangen hatte. RFI wollte in Mali mit Ghislaine Dupont Sondersendungen vorbereiten im Vorlauf zu den Parlamentswahlen am 24. November. Die Sendung hätte kommende Woche starten sollen. Daraus wird vorerst nichts.

Dupont wurde 51 Jahre alt. Sie war eine Säule der Afrikaberichterstattung in Frankreich. Seit 1986 bei RFI angestellt, berichtete sie zuerst vom Horn von Afrika und dann aus Kinshasa, wo sie sich mit den Behörden der Demokratischen Republik Kongo regelmäßig anlegte.

Vor den ersten freien Wahlen des Kongo 2006 wurde sie ausgewiesen, zu den zweiten 2011 durfte sie nicht einreisen – nachdem ihr eigener Sender sie ferngehalten hatte, um nicht im Kongo abgeschaltet zu werden wie früher mehrmals geschehen. Diese nur halb freiwillige Selbstzensur wurde damals weithin als Kniefall vor einem Willkürregime gegeißelt, nicht zuletzt von Dupont selbst. Sie arbeitete aber weiter in der Pariser Redaktion.

In Kidal hatte Dupont um eine französische Militäreskorte gebeten. Das wurde abgelehnt. Wahrscheinlich würde sie sonst noch leben.

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