Impfkampagne in den Niederlanden: Die Spätzünder
Die Niederlande starten ihre Impfkampagne erst nächste Woche. Ärzt*innen und Krankenhauspersonal haben durchgesetzt, an erster Stelle zu stehen.
![Drei Krankenhausmitarbeiterinnen hantieren an einem leeren Krankenbett. Drei Krankenhausmitarbeiterinnen hantieren an einem leeren Krankenbett.](https://taz.de/picture/4598283/14/niederlandebild-1.jpeg)
Stichtag 8. Januar – mit diesem Datum für den Beginn ihrer Impfkampagne gingen die Niederlande ins neue Jahr. 3,89 Prozent der EU-Kapazitäten entfallen auf das Land – 11,7 Millionen Dosen Biontech-Pfizer und 6,2 Millionen Moderna. Ab Montag können Mitarbeiter von Alten- oder Behinderteneinrichtungen, mobiler Pflege und Nachbarschaftsversorgung einen Impftermin vereinbaren. Gestaffelt bis Mitte Januar wird dann an sämtlichen Standorten des Gesundheitsdienstes GGD geimpft.
Scharfe Kritik am späten Zeitpunkt übten kurz vor der Weihnachtspause die Oppositionsparteien. Gesundheitsminister Hugo de Jonge wies diese zurück: Der Beginn am 8. Januar sei im Interesse von Sicherheit, Sorgfalt und eines störungsfreien Ablaufs, da sonst das Vertrauen und die Impfbereitschaft in der Bevölkerung in Gefahr wären: „Es geht nicht um eine Woche früher oder später, es geht um die Deckung an Impfungen.“ Die Eile anderer Länder bezeichnete De Jonge als „symbolisch“.
Unabhängig vom durchaus symbolpolitischen Gehalt der Corona-Impfung ist der niederländische Zeitplan indes auch strategischen Mängeln geschuldet. Eine Rekonstruktion der Tageszeitung Volkskrantbilanzierte Ende Dezember, man habe versäumt, zusätzliche Räumlichkeiten zum Impfen zu schaffen, und das technologische System sei nicht adäquat ausgerüstet.
Zudem sei der Plan, auf kleinerer Ebene mit Impfungen zu beginnen, nicht für den Pfizer-Biontech-Stoff geeignet, der in Stückelungen von 1.000 Dosen geliefert und bei minus 70 Grad aufbewahrt werden müsse.
Hausärzte wollen schnell geimpft werden
Weiter unter Druck gerät die Regierung nun durch die Forderung nach einer vorgezogenen Impfung für das Krankenhauspersonal. Diese war kurz vor dem Jahreswechsel aufgekommen, parallel zu Warnungen des Verbands der Intensivabteilungen, wonach man Ende Januar gezwungen sein könnte, Patienten je nach Überlebenschancen zu selektieren.
Derzeit liegen 2.710 Covid-Patienten in niederländischen Krankenhäusern, 704 von ihnen auf Intensivstationen. Am Sonntag wurden 270 neue Patienten aufgenommen. Seit dem Lockdown Mitte Dezember sind die wöchentlichen Infektionszahlen leicht gesunken. Am Sonntag kamen knapp 7.500 positive Testergebnisse hinzu.
Gesundheitsminister de Jonge gab am Wochenende dem Druck aus den Krankenhäusern nach und sagte zu, bis zum Montag einen Plan zum vorgezogenen Impfen von 30.000 Mitarbeitern aufzustellen. Die Vereinigung der Hausärzte fordert nun ebenfalls eine schnellere Impfung ihrer Mitglieder.
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