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Immer noch nicht am eNDe

■ 'Neues Deutschland‘ kämpft mit sozialen Rationalisierungsprogrammen um Marktfähigkeit

Berlin. Vor dem Ruin stehe das 'Neue Deutschland‘ noch nicht, wehrt sich Reiner Oschmann, stellvertretender Chefredakteur, gegen einen 'Spiegel‘-Artikel. »Wir befinden uns in derselben schwierigen Situation wie alle in diesem Land, wir müssen uns den marktwirtschaftlichen Bedingungen anpassen.« Sicher trägt das einstige SED-Verlautbarungsorgan noch an einem schwereren Erbe als nur an seinem früheren aufgeblasenen Apparat. Schließlich konnte man hier die Kapriolen des sozialistischen Überzeugungsjournalismus nachlesen. Und trotzdem: Es wurde gekauft (daß es auch immer gelesen wurde, ist zu bezweifeln) von über 1,8 Millionen. Noch im Februar glaubte Chefredakteur Spickermann optimistisch, daß man auch mit der Hälfte der bisherigen Käufer leben könnte. Doch die Talfahrt ging noch weiter. Gegenwärtig werden 200.000 Exemplare täglich gedruckt. Oschmann weiß, daß auch der Finanzskandal der PDS wieder Sympathisanten und Leser gekostet hat. Doch für ihn sind nicht zuletzt damit die Herausforderungen an eine »unverklemmt linke Zeitung vor dem Hintergrund des Glattbügelns der Medienlandschaft Ostdeutschlands« größer geworden.

Daß diesen nur mit einer umfassenden Rationalisierung begegnet werden kann, ist Oschmann seit einem Jahr klar. »Wir können nicht den realsozialistischen Traum im 'ND‘ aufrechterhalten.« Zusammen mit dem Personal- und dem Betriebsrat wurde über sozialverträgliche Lösungen gesprochen. Durch die »Überalterung, an der der Organismus 'ND‘ litt«, so Oschmann, war es möglich, 25 Kollegen in den Vorruhestand zu schicken. Aber auch an Kurzarbeit kam man nicht vorbei. Die 40 Betroffenen müssen bis zum März nächsten Jahres mit ihrer Entlassung rechnen. Zum Teil schmerzhafte Personalkürzungen blieben auch in dem riesigen Korrespondentennetz des 'ND‘ nicht aus. Da heißt es Abschied nehmen von dem ungerechtfertigten Leben auf großem Fuß, sagt Oschmann, der selbst Auslandskorrespondent war. Verzichten mußte das 'ND‘ zum Beispiel auf die Auslandbüros in Lissabon und London. Mit der Länderbildung konnten sich nicht alle Außenstellen in den Bezirken halten.

Von einem internen Richtungskampf in der Chefredaktion, wie der 'Spiegel‘ berichtete, will Oschmann nichts wissen. Er ist sich mit Spickermann einig, daß die Zeitung der »Programmatik der PDS zwar verbunden, aber nicht an die Partei gebunden ist«. Daß die Aufmacher trotzdem regelmäßig von PDS-Themen beherrscht werden, erklärt Oschmann damit, daß sie auch ihre Klientel im Blick haben müßten. Anbau

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