Immer mehr Satelliten: Gefahr für die Ozonschicht?
Immer mehr Satelliten fliegen um die Erde. Forschende haben nun simuliert: Bei ihrem Absturz entstehen Stoffe, die wohl der Ozonschicht schaden.
Mehr als 9.000 Satelliten umkreisen die Erde. Einer Schätzung der US-Regierung zufolge werden bis zum Jahr 2030 weitere 58.000 dazukommen. Diese Entwicklung treiben Unternehmen wie Elon Musks Starlink an, auf dessen Konto 6.000 bestehende und 42.000 der künftigen Satelliten gehen.
Aber auch geopolitische Spannungen sind ein wichtiger Faktor. China und die USA rüsten sich für eine mögliche militärische Konfrontation, in der satellitengestützte Navigationssysteme eine zentrale Rolle spielen. Entsprechend wichtig ist es, viele Satelliten zu haben, um auch beim Verlust einiger die Kampffähigkeit zu erhalten. Auf absehbare Zeit wird es also immer voller am Himmel.
Die Studie
Dies birgt eine möglicherweise ernste Bedrohung, wie Forschende der University of Southern California mutmaßen. Einer Studie zufolge, die im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, könnten die Satelliten nämlich die Ozonschicht der Erde gefährden. Ozon ist ein Gas, dessen Moleküle aus drei Sauerstoffatomen bestehen. Trifft einfallendes Sonnenlicht auf Ozon, wird das Molekül gespalten und die Strahlung absorbiert. So schützt die Ozonschicht das Leben auf der Erde vor schädlicher UV-Strahlung.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Die Gefahr einer kaputten Ozonschicht drohte der Menschheit schon einmal. Kühlschränke und Spraydosen enthielten lange die Chemikalie FCKW, die, einmal in die Atmosphäre entwichen, die Ozonschicht auflöst. Infolgedessen bildete sich um die Pole das sogenannte Ozonloch. Die Weltgemeinschaft reagierte: 1989 wurde FCKW verboten. Seitdem schließt sich das Ozonloch langsam.
Für ihre Studie simulierten die Forschenden den Satellitenabsturz am Computer. Ihre Vermutung ist nun, dass beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre entstehende Stoffe die Ozonschicht schwächen könnten. Satelliten sind meist nach wenigen Jahren obsolet. Entsorgt werden sie bisher durch einen kontrollierten Wiedereintritt, die Satelliten verglühen in der Atmosphäre. Aluminium, der Hauptbestandteil der Satelliten, reagiert dabei mit Sauerstoff und es entsteht Aluminiumoxid. Dieses verstärkt die chemischen Reaktionen zwischen Ozon und Chlorgas. Dadurch wird das Ozon aufgespalten und verhindert, dass sich neues Ozon bildet. So kann Aluminiumoxid die Ozonschicht potenziell über einen langen Zeitraum hinweg schädigen.
Ein typischer Satellit wiegt 250 Kilo. Er besteht zu einem Drittel aus Aluminium und setzt den Berechnungen zufolge rund 30 Kilo Aluminiumoxid-Nanopartikel frei.
Was bringt’s?
Die neue Studie ist zunächst eine Simulation. Zwar legt die Theorie einen Zusammenhang nahe, empirisch belegen lässt sich dieser bisher jedoch nicht. Dass Elektroschrott die Chemie der Atmosphäre verändern könnte, legen auch andere Forschungen nahe. FCKW entfaltete seine Wirkung erst nach Jahrzehnten. Auch Aluminiumoxid könnte lange in der Ozonschicht verbleiben. Also heute Probleme für die Zukunft schaffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite