Immer auf die Kleinen: Beigeschmack
Die Gesundheitsbehörde nennt Namen. Erstmal ist das eine gute Nachricht für die Verbraucher. Denn vielleicht kann noch das eine oder andere Stück Nitrofen-Fleisch von der Tiefkühltruhe in den Müll wandern. Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack. Nicht nur, weil einem bei Nitrofen der Appetit vergeht. Sondern auch, weil nicht nach Zufall schmeckt, dass es ausgerechnet kleine Bioläden sind, deren Namen genannt werden.
Kommentar vonSANDRA WILSDORF
Begründet wird das mit den Verbrauchern, die nur so erreicht und gerettet werden können. Das mag sein, doch ist die Not hausgemacht. Hätte Gesundheitssenator Rehaag im Bundesrat nicht das Künastsche Verbraucherschutzgesetz blockiert, dann wären jetzt die Produzenten in der Pflicht. Und Rehaag müsste sich nicht auf juristisch dünnes Eis begeben und Klagen von Bioläden fürchten, die ihr Geschäft unberechtigt beschädigt sehen.
Selbst schuld, möchte man da sagen. Doch es geht um viel mehr: Weil die eigentlichen Verursacher noch immer nicht bekannt oder benannt sind, arbeitet sich die öffentliche Diskussion an denen ab, die auch nur Opfer des Skandals sind, der kein Bioskandal ist. Bauern, die betrogen wurden, Schlachter, die betrogen wurden und Bioläden, die betrogen wurden, sind die einzigen, die Gesichter haben und deshalb die einzigen, die Konsequenzen ausbaden müssen. Von Konsumenten, die nicht verstehen, dass Bio immer noch die bessere Wahl ist. Und die konventionelle Agrarlobby schweigt und genießt, dass momentan niemand mehr über die Antibiotika spricht, die die Tiere der konventionellen Landwirtschaft auf dem täglichen Speiseplan haben.
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