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Immer am Band entllangGeschichte erradelt

Eine Radreise verbindet 19 Staaten am ehemaligen Grenzstreifen. Nach 109 Tagen radelt man am 3. Oktober in Berlin ein: zum Fest der Einheit

Bogenbrücke im griechischen Grenzgebiet Bild: Barbara Hausammann/Culterramar

"In 175 Tagen um die halbe Welt" radelten im vergangenen Jahr 16 abenteuerlustige wie leidensfähige Frauen und Männer. Von der Olympiastadt Athen zu den Olympischen Spielen nach Peking, 14.000 lange Kilometer, über die Grenzen von zehn Ländern, eine enorme Prüfung für Psyche und Physis der Teilnehmer und ihren Reiseleiter. Die medienwirksame Mammuttour hatte das Forum Anders Reisen (FAR), ein Netzwerk von rund 140 kleinen und mittelständischen Reiseveranstaltern, mit sechs seiner Mitgliedsunternehmen ausgerichtet.

Kaum ist der organisatorische Kraftakt halbwegs verdaut, will das FAR das nächste "Megaprojekt" stemmen. Wieder ist es eine Radreise, diesmal am "Grünen Band Europa" entlang, dem ehemaligen Eisernen Vorhang.

Die Tour ist eine hoch aufgeladene, symbolische Geschichte: Zwei Reisegruppen starten am 17. Juni, die eine an der norwegischen Barentsee im äußersten Norden Europas, die andere auf der griechischen Insel Korfu. Nach jeweils rund 5.000 Kilometern treffen sich die beiden Gruppen in Deutschlands Mitte, in Bad Harzburg, um dann gemeinsam die letzte Etappe nach Berlin zurückzulegen. Dort wollen sie nach 109 Tagen am 3. Oktober einradeln , die letzten Kilometer auf dem Berliner Mauer-Radweg, pünktlich zu den Festivitäten "20. Jahrestag des Mauerfalls".

Insgesamt neun Veranstalter, darunter drei reine Radspezialisten, haben sich für die Gesamttour zusammengetan und übernehmen Organisation und Logistik der Teilstrecken.

Zum Beispiel das Hamburger "a & e reiseteam", das die Nordetappe vom estnischen Tallinn bis zum litauischen Palanga übernimmt; oder Südosteuropa-Spezialist "culterramar", der für die Südetappe von Melnik nach Vidin entlang der bulgarischen Grenze verantwortlich ist; oder der Hallesche Veranstalter "destinatio Verlag und Akademie", der die Schlussetappe von den Bergen des Ostharzes durch das ehemalige DDR-"Chemiedreieck" und über den Hohen Fläming nach Berlin koordiniert.

Das Grüne Band an der Ostsee Bild: Weinradel

Rolf Pfeifer, der Geschäftsführer des Forum Anders Reisen, ist der geistige Vater des Radreise-Projekts, Anke Biedenkapp, Chefin des Reisepavillons (Internationale Messe für anderes Reisen) die Mutter. Beide heckten die Idee aus, anlässlich des diesjährigen Reisepavillons in München, der das Grüne Band zum Schwerpunkt-Messethema macht, ein touristisches Angebot zu präsentieren. "Die Tour verbindet 19, zum Großteil ehemals nach außen abgeriegelte Staaten miteinander", sagt Rolf Pfeifer, "und bietet den Reisenden die Möglichkeit zur Begegnung mit unterschiedlichen Kulturen entlang der Strecke."

Entlang dem Grünen Band werden die Radler historische Zeugnisse der europäischen Trennung erfahren, sie werden in der Grenzstation an der finnisch-russischen Grenze übernachten, das Grenzlandmuseum Tettenborn bei Bad Sachsa besichtigen, die Mahn- und Gedenkstätte "Point Alpha" an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze besuchen, die im Kalten Krieg die wichtigste Beobachtungsstation der USA war. Und natürlich am Gedenkstein an der ungarisch-österreichischen Grenze bei Sopron haltmachen, wo im August 1989 die Friedensdemonstration, das "Paneuropäische Picknick", stattfand und das Grenztor symbolisch für drei Stunden geöffnet wurde.

INFOS

Fahrradreise am "Grünen Band Europa": Beide Touren dauern jeweils vom 17. Juni bis zum 3. Oktober. Die Nordtour kostet 11.690 Euro, die Südtour 10.590 Euro (jeweils pro Person im Doppelzimmer, ein hochwertiges Reiserad inklusive). Auch Teiletappen sind buchbar, z. B. "Von Tallinn nach Palanga" (18 Tage, 1.690 Euro) oder "Von Sopron in den Bayerischen Wald" (10 Tage, 1.050 Euro). Ausführliche Infos beim forum anders reisen e. V.: Tel.: (07 61) 13 77 68 88 (Mo.-Fr. 10-13, 14-16 Uhr) gruenesband@forumandersreisen.de, www.radreise-gruenesband.de/

Naturathlon 2009: "Natur grenzenlos Grünes-Band - Radeln auf der Lebenslinie", 19. August (Start in Sopron) bis 30. August (Ziel in Straßburg) www.naturathlon.eu

Literatur: Michael Cramer: "Deutsch-Deutscher Radweg. Am Grünen Band von der Ostsee zur tschechischen Grenze". Radtourenbuch und Karte, 11,90 €

Hier bei Sopron beginnt auch eine weitere Reise entlang dem europäischen Grünen Band: der Naturathlon 2009. Dahinter verbirgt sich eine Natursportaktion mit historischer Mission: 24 SportlerInnen aus den sechs Anrainerstaaten des zentraleuropäischen Grünen Bands (Deutschland, Österreich, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn) werden als Botschafter unter dem Motto "Natur grenzenlos" mit dem Rad entlang dem ehemaligen Eisernen Vorhang von Sopron nach Straßburg fahren. An "Aktionspunkten" sind Bürgerveranstaltungen vorgesehen: Natursportarten werden vorgestellt, Naturschutzaufgaben sind zu lösen. Obendrein können Freizeitsportler die "Naturathleten" streckenweise begleiten. Ausrichter des Naturathlons sind das Bundesamt für Naturschutz sowie Umweltgruppen, die sich für den Erhalt des Grünen Bands engagiert haben wie zum Beispiel das BUND-Projektbüro Grünes Band, und Sportverbände.

Schon in den Vorjahren hatte der Bund für Naturschutz symbolträchtige Naturathlons auf den Weg gebracht. Vor zwei Jahren lautete das Motto "Treffpunkt Wald". Teams aus acht Ländern bewegten sich meist radelnd, zwischendurch auch mal nordic-walkend, skatend und Kanu fahrend, vom Schwarzwald nach Berlin durch Wälder, die besonders typisch für die biologische Vielfalt der deutschen Wälder sind. Und im vergangenen Jahr joggten 550 Läuferinnen und Läufer aus 90 Nationen beim "Lauf der Welt" durch die Bonner Rheinauen, um anlässlich der 9. UN-Naturschutzkonferenz auf die weltweite Gefährdung der Biodiversität aufmerksam zu machen.

Beide Aktionen, die Radtour des Forums Anderes Reisen wie auch der Naturathlon, verfolgen ein gemeinsames Ziel: das Grüne Band, die Transformation von der Todeszone zur Lebenslinie, bekannter zu machen und Naturerlebnis, Naturschutz und Sport unter einen Hut zu bringen.

GÜNTER ERMLICH ist freier Journalist und lebt in Bochum

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