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Archiv-Artikel

Imagine there’s … John Lennon!

Heute vor 25 Jahren wurde in New York das Idol einer ganzen Generation erschossen, der Ex-Beatle John Lennon. Leben und Werk des Künstlers sind seitdem so oft betrachtet, gewürdigt, entzaubert und mystifiziert worden, dass sich die Frage aufdrängt: Was, wenn er damals nicht verblutet wäre?

von Frank/Kuzmany

Heute Abend um 22.30 Uhr wird es genau 25 Jahre her sein, dass John Lennon vor seiner Wohnung im New Yorker Dakota Building von seinem Mörder angesprochen und von vier Kugeln getroffen wurde. Um 22.50 wird er das Bewusstsein verloren haben und ins Roosevelt Hospital gebracht worden sein, wo die Ärzte wegen seines immensen Blutverlustes um 23.30 Uhr nur noch seinen Tod feststellen können. Yoko Ono protestiert: „Das ist nicht wahr, ihr lügt!“ War es aber doch. Überdies gab es, im Gegensatz zum kurz zuvor verstorbenen Elvis Presley, bis heute noch keine einzige John-Lennon-Sichtung. Aus diesem traurigen Anlass wollen wir hier und heute in stillem Gedenken eine gemeinsame Leerzeile einlegen:

(…)

So, das muss genügen.

Damit dürften wir uns den nötigen moralischen Rückhalt erworben haben und können uns an die versuchweise Beantwortung einer vielleicht müßigen, sicher aber interessanten Frage machen: Was, wenn Lennon noch lebte? Was, wenn ihn nicht sein früher Tod vom Leben als Witzfigur (das er, wie alle Beatles, im Jahr 1980 nun mal führte) in die Unsterblichkeit des Mythos’ überführt hätte? Was, wenn alles schief gegangen wäre?

1981

Los geht’s mit John Lennons posthumem Single-Hit „(Just Like) Starting Over“. In Großbritannien tobt der Punk, kein Mensch interessiert sich für die neue Platte eines alternden Multimillionärs. Kritiker loben zwar das neue Album, „Double Fantasy“ floppt trotzdem.

1982

John Lennon arbeitet mit Produzent Jeff Lynne daran, seinen Sound ein wenig „aufzupolieren“. Im November erscheint „The John Lennon Collection“ mit neu eingespielten Songs in modernem Gewand, Sequenzern und Beats aus dem Computer. Lennon: „Wie leben in den Achtzigern, Mann!“

1983

John Lennon wird am Flughafen von Miami wegen des Besitzes von zwei Gramm Kokain festgenommen, kommt auf Kaution frei. Lennon: „Wir leben in den Achtzigern, verdammt!“

1985

Nach monatelangen Gerüchten bestätigt ein Sprecher Lennons geplante Scheidung von Yoko Ono. Der Prozess findet großes Medienecho, da sich das ehemalige Traumpaar im Gerichtssaal schmutzige Details aus dem Privatleben vorhält. Die Einschaltquoten der Prozessübertragung in den USA brechen alle Rekorde. Schließlich kann Ono das Gericht davon überzeugen, dass sie seit Beginn der Beziehung zu Lennon an sämtlichen seiner Werke urheberisch beteiligt war. Sie bekommt die Hälfte von Lennons Vermögen zugesprochen. Lennon zieht sich auf sein Südsee-Atoll zurück.

1987

Lennon veröffentlicht seine Autobiografie „I Was The Walrus“. Der Bestseller enthüllt unter anderem den Zahlencode auf dem Autokennzeichen auf dem Cover der Beatles-LP „Abbey Road“ („Purer Zufall“), zudem äußert er sich versöhnlich über Paul McCartney: „Er hat doch etwas mehr gemacht als ‚Yesterday‘…“

1988

Lennon heiratet völlig überraschend zum zweiten Mal Yoko Ono. Die Zeremonie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf der „Neverland“-Ranch von Michael Jackson statt. Lennons Kommentar: „Diesmal haben wir getrennte Konten.“

Zusammen mit Roy Orbison, George Harrison, Jeff Lynne und Tom Petty schließt er sich der All-Star-Gruppe The Travelling Wilburys an.

1990

Peinlicher Gastauftritt bei Roger Waters’ „The Wall“-Spektakel in Berlin – Lennon kann sich den Text von „Mother“ nicht merken.

1991

Die zweite Ehe mit Yoko Ono scheitert. Der Scheidungsprozess wird unter dem Titel „I Found Out“ auf dem US-Sender Fox ausgestrahlt und fördert u. a. die Erkenntnis zu Tage, dass Lennon „niemals singen konnte“ (Ono), was jedoch Ono, „die unmusikalischste Person auf Erden“ (Lennon), überhaupt nicht beurteilen könne. Ono bekommt erneut große Teile der Lennon-Millionen zugesprochen.

1993

Dritte Ehe mit Yoko Ono. Diesmal wird öffentlich im New Yorker Central Park gefeiert. 30.000 Fans kommen. Auch Paul McCartney kündigt sein Erscheinen an, bleibt dann aber doch fern.

2001

An Weihnachten nach 9/11 wird „Imagine“ als Benefiz-Single wiederveröffentlicht, mit neuen Rap-Einlagen von Will Smith. B-Seite ist ein Drum&Bass-Remix.

2002

Auf MTV läuft die erste Staffel von „The Lennons“, einer Doku-Soap über das Familienleben der Lennons. Sie wird nach der ersten Staffel wegen mangelnden Zuschauerinteresses nicht fortgesetzt, da John meist bekifft im Bett herumliegt und sich statt seiner der Sohn Julian Lennon ins Bild drängt – offenbar, um seine eigene Popstar-Karriere zu fördern. In Wolfsburg läuft das limitierte VW-Golf-Sondermodell „John Lennon“ vom Band.

2004

Dritte Scheidung von Yoko Ono. Kein TV-Sender will den Prozess übertragen, obwohl Ono „neue, ekelhafte Details“ über Lennons private Gewohnheiten ankündigt. Lennon wird erneut verpflichtet, mehrere Millionen an Ono abzutreten. Sein Kommentar: „Wenn ich sie noch mal heirate, erschießt mich bitte.“

2005

John Lennon boykottiert „Live 8“ (Zitat: „Nigger is the nigger of the world, so what?“) und unterschreibt stattdessen einen hoch dotierten Vertrag mit dem „Luxor“-Hotel in Las Vegas, um seine Scheidungskosten decken zu können. Ab 2006 soll der ergraute 66-Jährige dreimal in der Woche mit der Show „The Silver Beatle“ auftreten. Geplant sind ein „Magical Mystery Musical“ am Broadway und die Revue „Sgt. Pepper’s … On Ice!“ als Spaß für die ganze Familie. Auf Hawaii kauft sich der enttäuschte Fan Mark Chapman einen Revolver…