Imagepflege im Krankenhaus

■ Bremer Krankenhausgesellschaft: Das Krankenhaus als Wirtschaftsfaktor / „Mehr als ein gutes Hotel“

Nicht einmal die Post und die Bahn kommen da mit: Mit einem jährlichem Umsatz von rund 60 Milliarden Mark im Jahr sind die bundesdeutschen Krankenhäuser der größte Dienstleistungssektor überhaupt. Diese Tatsache werde nicht genügend honoriert, klagt Günter Bialek, Vorsitzender der Bremer Krankenhausgesellschaft (HBKG), und: „Die Krankenhäuser müssen Schläge einstecken, die sie nicht verdient haben.“

Anlaß: Um „frei von aktuellen Pressionen Sachdienliches anzubieten“, lud die Krankenhausge

sellschaft, Vertreterin von 13 Bremer Krankenhäusern, PressevertreterInnen am Dienstag zu einem „Workshop“ ins Hotel Ibis ein.

Imagepflege tut not. Stichworte wie Kostenexplosion im Gesundheitswesen, Gesundheitsreform, Personalnotstand, Apparatemedizin und für die BremerInnen der „St.Jürgen -Skandal“ fördern nicht gerade das Vertrauen potentieller PatientInnen in die medizinische Versorgung.

Ein Krankenhaus leiste eben mehr als ein gutes Hotel, und gute Pflege wolle auch bezahlt sein, so Bialek weiter. Dank des medizinischen Fortschritts sei die Verweildauer im Krankenhaus in den letzen Jahren erheblich kürzer und die Behandlung intensiver geworden, wodurch insgesamt mehr Menschen behandelt werden könnten. Sind denn die Menschen so viel kränker geworden? „Das nicht“, so Wilfried König, Verwaltungsdirektor der Evangelischen Diakonissenanstalt, „aber die Menschen werden heute älter, und dank moderner Behandlungsmethoden kann heute auch ein 94jähriger nach einer erfolgreichen Operation als geheilt entlassen werden.“ Da kommt der Verdacht auf, daß gerade die 94jährigen, gekoppelt an die modernen Apparate, für die Krankenhäuser überlebensnotwendig sind.

Die Finanzierung eines Krankenhauses ist vom Prinzip her ganz einfach: Die Krankenhäuser müssen mit dem Senator für Gesundheit und den Krankenkassen um ihr Geld feilschen. Investitionskosten, beispielsweise Baumaßnahmen und Renovierungen zahlt das Land, die Unterhaltungs- und Pflegekosten die Krankenkassen. Aus letzterem ergibt sich der jeweilige tägliche Pflegesatz, der in Bremen zur Zeit bei durchschnittlich 308 Mark liegt.

Aber die Kassen gucken sich, so die Krankenhaus-Vertreter, die akribische Auflistung von „prüfungsfähigen Rechnungsnachweisen“ aus den Kliniken gar nicht richtig an. Bei den Pflegegeld-Verhandlungen sind sie stur wie Tarifpartner. Ihr Motto: Sparen, egal wie. Und für die Anschaffung eines Apparates müssen ein paar Schwestern eben mehr rennen.

Aber wer entscheidet überhaupt, wieviel Personal, welche Anbauten und vor allem welche Apparate für die Gesundung der PatientInnen vonnöten sind? Sind nicht Eitelkeiten und Konkurrenzkampf der Grund für Range leien um die beste Ausstattung? Ohne Ausstattung aber keine PatientInnen, ohne PatientInnen kein Geld für die Klinik.

Da verweisen die Herren vom HBKG auf die niedergelassenen Ärzte und deren wildwachsende

Großgeräte-Anschaffungssucht. Ein Großgeräte-Ausschuß soll dem entgegenwirken. Der Ausschuß guckt allerdings auch den Krankenhäusern auf die Finger. Und die fühlen sich ohne Computertomograph schon minderbemittelt. Der Ausschuß entscheidet, ob angeschafft werden darf oder nicht.

Nicht erlaubte Anschaffung wird mit Nicht-Übernahme der Behandlungskosten bestraft - allerdings zu spät. Wo die Dinger stehen, werden sie auch benutzt, und das kostet. Beate Ram