Im Wohnzimmer den Neustart schaffen

■ Mit dem Umschulungsmodell FILE können sich Frauen zeit-flexibel und zu Hause für Elektronik und Computer qualifizieren

„Ich wollte schon immer im Bereich Elektrotechnik arbeiten“, berichtet Elsa Maria Eichholz. Doch mit zwei zehn- und achtjährigen Kindern konnte die gelernte Grundschullehrerin keine reguläre Umschulung besuchen. Erst ein Pilotprojekt der Stiftung Berufliche Weiterbildung gab der 28-Jährigen die Möglichkeit, sich jetzt mit flexibler Ausbildungszeit für den Beruf der Kommunikationselektronikerin zu qualifizieren.

Das Umschulungsmodell FILE (Flexible, individuelle Lernangebote für Frauen in Elektronik und Computertechnik), erläutert die Projektleiterin Barbara Krochmann, erlaube Frauen mit familiären oder finanziellen Belastungen, bis zu 30 Prozent der Ausbildungszeit zu Hause zu absolvieren. Während der Umschulung werde nicht ständig die Anwesenheit überprüft, sondern vielmehr, ob die Umschülerinnen ihr Lernziel erreichten. „Lediglich die praktischen Arbeiten müssen bei uns im Haus erledigt werden“, so Krochmann. Grundlage für die flexible Ausbildung sei eine neue Unterrichtsstruktur: Die Umschülerinnen müssen innerhalb der monatlichen Lernblöcke ihre Zeit selbst einteilen und den Stoff weitgehend eigenverantwortlich erlernen. „So werden unsere Schülerinnen gleichzeitig in sozialen Kompetenzen wie Zeitmanagement und Teamarbeit geschult“, sagt Krochmann.

Im Februar beendeten die ersten fünf Teilnehmerinnen erfolgreich ihre Umschulung. Vier von ihnen haben – wie Elsa Maria Eichholz – über Zeitarbeitsfirmen bereits den Weg zurück ins Berufsleben geschafft. Wer bereit sei, in der Ausbildung neue Wege zu gehen, stellt Elke Loh, Bereichsleiterin Metall- und Elektrotechnik in der Stiftung Berufliche Bildung, zufrieden fest, „ist auch offener für einen Berufseinstieg über die Zeitarbeit“.

Das Modell FILE wird vom Arbeitsamt und aus dem Sozialfonds der Europäischen Union unterstützt. Da ein Umschulungslehrgang zwei Jahre dauert und die EU nur noch bis zum Jahr 2001 Geld zur Verfügung stellt, ist fraglich, ob im August diesen Jahres erneut Frauen zeitflexibel umgeschult werden.

„Da das Projekt sehr erfolgreich war“, so der Leiter des Arbeitsamtes Wandsbek, Jörg Becker, sei es aber denkbar, dass das Arbeitsamt die Förderung ab 2002 übernehme. Schließlich lohne sich der Aufwand, wenn mit diesem Modell Menschen aus der Arbeitslosigkeit fänden.

Für Männer ist die zeitflexible Umschulung bisher nicht vorgesehen – obwohl diese ebenfalls zuweilen aufgrund familiärer Belas-tungen keine reguläre Umschulung besuchen können.

Sylvia Massow