■ Im Universum ist die Hölle los. Zwischen den Gestirnen und Galaxien tobt ein gewaltiger und gnadenloser Verdrängungskampf: Neues vom Weltall
Das Weltall, das große Obendrüber, geht nahezu weit dahin, fast unermeßlich weit, Grenzen kennt es kaum, sehr wahrscheinlich krümmt es sich zuletzt auch noch kugelrund und voller seufzend-weichem Wohlbehagen in sich selbst zurück und macht nicht mal ein ordentliches Aufhebens davon. Nein, sei ja genaugenommen keiner näheren Rede wert. Selbst präziseste Untersuchungen über des Luft- und Weltenraums Dehnung und Anschwellung und Extension stoßen immer wieder auf denselben Fakt: Das Universum ist nicht zu packen noch zu taxieren. Geschweige denn einmal abzufahren.
Vermutlich arbeitet das Weltall unterdessen heimlich auch an seinem Ausbau, seiner hie und da stillschweigenden Erweiterung und der allgemeinen stringenten Komplexitätszunahme, das Wegesystem, wird vermutet, wächst, auch Fahrradtrassen sind im Gespräch. Hier gebe es, behauptet Prof. Hacktaschl (Universität Mainz), gewisse, nicht eben geringzuschätzende Hinweise und Signalflaggen, spektakulär spezielle Andeutungen seitens des Alls zumal, aber noch keinerlei Erkenntnisse auf standfestem Urteilsboden; bzw. keinerlei Häuche bzw. Hauchs von Wissen. Man denkt bloß so.
Dennoch – und dieser bärig- braven Grundgemütlichkeit und Ruhekonstanz des Weltalls scharf opponierend, ja tosend zuwiderbrummend – mutmaßt mancherorts mancher gleichwohl manches von wegen permanenten Riots allherum; von brausend auffauchenden Orkanlöchern und Sternverschiebungen und auch Schlägereien zwischen Planeten. Da hat's erste eventuelle Sichtungen, erste Annahmen und Verdachtsmomente und – vorzüglich bei den Russen und beim Chinesen – steile Hpyothesen. Das All dürfte jenen zufolge womöglich recht beschränkt, geistig beschränkt wohlgemerkt, und holzhackerisch disponiert sein, kein Vorbildsgebilde und kein Leitgedanke für die Menschheit ergo.
Es bleibt trotz dieser erheblichen Fortschritte in der Ahnungsforschung und im planetarischen Versuchssystem vieles, dem All zuliebe: alles eigentlich unausgesetzt schwankend und zweifelhafter Natur. Bis auf wenige neue Tatsachen, die schlechterdings festzustehen scheinen.
Als hier wären „Schwärme“ vulgo Horden und ganze Gangs „von Galaxien“, die ihrerseits, wie eine bekannte dt., galaktisch gut verkaufte Tagespresse am 18. April regelrecht via Seite 1 hinausrief, „ständig miteinander kollidieren“ und einen derartigen Rabatz veranstalten, daß der „US-Physiker Jack Burns (Uni Missouri)“ gleich „enthüllte“: „Im Weltraum toben Stürme.“ Indes glücklicherweise eher peripher, abgelegen, mehr so Bocholt oder Höxter, wenn jetzt mal Stuttgart das Zentrum der Welt oder besser des Weltalls wäre. „Am Rande des Weltraums toben gewaltige Stürme, kosmische Gewitter, und alle naselang stoßen Himmelskörper heftig zusammen“, es mag dort eventuell zu eng sein. Wer fliegt folglich folgsam raus? Wem wird gekündigt?
Den Pluto bräuchte es ja strenggenommen nicht länger, und der Mond will uns nach all den Jahren dito nur noch schleppend begeistern. Wir stellen also hiermit den Antrag auf Umzug des Mondes wenigstens und zusätzlich des Saturn, die Sonne darf vorerst bleiben. Am Weltallende dann mögen sie „vereinen sich zu größeren Systemen“ und vielleicht sogar, wenn sie uns recht freundlich darum bitten, ein neues Weltall gründen. Aber nur vielleicht.
Zurück nach Berlin. Jürgen Roth
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