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Im Namen des Fötus

■ US-Gericht: Drogenweitergabe an Fötus nicht strafbar

Boston/Berlin (afp/taz) — Eine 24jährige US-Amerikanerin, die während ihrer Schwangerschaft Kokain genommen hatte, ist am Mittwoch vom Vorwurf freigesprochen worden, „Drogen an Minderjährige weitergegeben zu haben“. Der Staatsanwalt hatte die Mutter dreier Kinder 1989 unter Anklage gestellt, weil im Urin ihres Kindes kurz nach der Geburt Kokainspuren gefunden worden waren. Er hatte eingeräumt, daß er mit ihrem Fall auch ein Exempel statuieren wollte. Die zuständige Richterin in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts begründete ihren Freispruch am Mittwoch damit, daß es nicht Aufgabe der Justiz sei, „die intime Bindung zwischen Mutter und Fötus zu zerstören“. Ganz anders hatte im Juli 1989 ein Richter in Florida argumentiert. Er hatte eine cracksüchtige Frau zu langer Bewährung und Entzugsprogramm verurteilt, weil sie „Drogen an Minderjährige“ weitergegeben hatte, d.h. im Blut zweier ihrer Neugeborener Kokainspuren gefunden worden waren. „Ein neugeborenes Kind, auch wenn die Nabelschnur noch nicht abgetrennt ist, (hat) in Auslegung des Florida-Rechts als Person zu gelten.“ Der Fall sorgte in den USA für Furore, da umstritten ist, ob ein Fötus im juristischen Sinne eine „Person“ ist. In den USA werden jährlich ca. 375.000 „Kokain-Babies“ geboren.

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