Im Interview: Menso Heyl: „In der Mitte“
■ Abendblatt-Chefredakteur zur „Rammbock-Funktion“ für Rechtssenat
Auf dem Neujahrsempfang des Hamburger Abendblattes wandte sich Chefredakteur Menso Heyl direkt an CDU-Bürgermeister Ole von Beust mit den Worten: „Herr Bürgermeister, wenn Sie die Stadt nach vorn bringen wollen, können Sie auf das Abendblatt zählen – nicht nur als kritischer Begleiter. Und in schwierigen Fällen, wenn es Hindernisse zu überwinden gilt, auch mal als Rammbock.“ Erklärungsbedarf.
taz: Sie sprechen davon, als Zeitung auch mal Rammbock für den neuen Senat sein zu wollen. Ebnen Sie dem CDU-Schill-FDP-Senat den Weg?
Menso Heyl: Nein, das ist kein parteipolitisches Angebot, sondern eines, das nur für die überragenden Interessen Hamburgs gilt. Wie es zum Beispiel die Durchsetzung des Länderfinanzausgleiches war oder der Wunsch nach Bau des Transrapids. Solche Angebote hat das Abendblatt seit Max Brauers Zeiten allen Bürgermeistern der Stadt gemacht.
Hat das Abendblatt mit seiner Berichterstattung dazu beigetragen, Projekte wie Mühlenberger Loch durchzusetzen?
Ob solche Projekte gelingen, entscheidet keine Zeitung, sondern die Politik oder der Wähler. Aufgabe von Zeitung ist es, das Thema so deutlich ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, so zu penetrieren, dass sich die Öffentlichkeit und der Wähler entscheiden können. Die Airbus-Entscheidung zum Beispiel hielten wir für sehr wichtig für Hamburg, daher haben wir sie sehr positiv kommentiert.
Wie definieren Sie Ihr Verhältnis zum neuen Senat?
Mit dem Wort Kontiunität. So wie wir die Arbeit aller Senate begleiten, tun wir es auch bei diesem. Das Abendblatt steht in der Mitte der Stadt.
Die SPD hat das im Wahlkampf anders gesehen und von Kampagnenjournalismus aus Ihrem Hause gesprochen. War das nur Wahlkampf, und nehmen Sie im Nachhinein auch etwas zurück von dem, was Sie berichtet haben?
Das war kein Wahlkampf. Die SPD war weggerückt von Hamburgischen Überzeugungen, sie hatte den Bodenkontakt verloren. Und da müssen wir ein Forum sein für Stimmen und Stimmungen in der Stadt. Inzwischen hat die SPD ja wohl auch erkannt, dass sie Fehler gemacht hat.
Sie haben keine Fehler gemacht?
Nein. Wir haben uns nicht reinreden lassen, was die Themen dieser Stadt sind. Wir setzen unsere Themen selbst.
Sind Sie als Chefredakteur eigentlich froh über den Regierungswechsel?
Ich bin glücklich über alles, was die Politik interessant macht. Und wenn wir jetzt die Epoche zu etwas Neuem erleben, dann macht mich das als Journalist froh.
Und nun wirds wieder betulich?
Was der neue Senat leistet, wird man sehen. Ich hoffe für Hamburg, dass er etwas leistet.
Fragen: Peter Ahrens
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