Im Interview: Heike Opitz: „Kampf den Kadern“
■ Warum eine 25-jährige Jura-Studentin Parteichefin der GAL werden will
taz hamburg: Was reizt Sie daran, Frau Opitz, Parteichefin der GAL zu werden?
Heike Opitz: Ich halte es für eine ganz große Herausforderung, die GAL zu erneuern. Dazu gehört auch, dass neue und junge Leute bereit sind, sich in Parteiämtern zu engagieren.
Klingt wie eine Kampfansage an althergebrachte Kader- und Flügelstrukturen?
Ist es auch. Zugleich geht es mir aber um die Integration der Meinungen und Interessen in der GAL. Wir müssen dahin kommen, dass wir nicht nach Flügelzugehörigkeiten entscheiden, sondern nach Inhalten. Auch personelle Entscheidungen für die Besetzung von Ämtern und Mandaten müssen nach Qualitätskriterien erfolgen.
Welche programmatischen Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Die Verbindung von Umwelt- und Arbeitsmarktpolitik ist ein ganz wesentlicher Punkt, zum Beispiel bei der Energiewende. Da gibt es jetzt einiges zu tun nach dem Atomkompromiss...
Den Sie positiv bewerten?
Ja. Es ist nicht die Erfüllung aller grünen Träume, aber dennoch das weitreichendste, was in einem Industriestaat beschlossen wurde. Und wenn in zwei oder drei Jahren das AKW Stade abgeschaltet wird, dann freue ich mich über diesen grünen Erfolg. Wir müssen aber auch die wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven und Chancen aufzeigen, die sich daraus ergeben...
AKWs zu Windrädern?
Das ist eine gute Verbindung von Ökologie und Ökonomie.
Ein zweiter Themenschwerpunkt ist die soziale Stadtteilentwicklung. Und drittens hat natürlich die Frauenpolitik für mich Priorität.
Im Herbst nächsten Jahres ist Bürgerschaftswahl in Hamburg – die erste große Bewährungsprobe für die neue Parteichefin.
Das wird ein ganz harter Wahlkampf werden. Ich befürchte, dass wir eine rechte Grundstimmung bekommen könnten. Die Schill-Partei spricht eindeutig ein rechtsradikales Klientel an, und das könnte dazu führen, dass CDU und SPD Themen wie Innere Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung für sich besetzen wollen. Da müssen wir als Grüne eindeutig gegenhalten.
Wie lautet das erste Wahlkampfziel der GAL in Prozenten? 12 plus X?
Mindestens.
Und das zweite: Rot-Grün?
Wir wollen in dieser Stadt weiter Regierungsverantwortung zusammen mit der SPD übernehmen. Wenn das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen stimmt.
Erstmals gibt es vier KandidatInnen für die beiden Sitze der Partei-SprecherInnen. Ist das nur mehr Quantität oder verheißt das auch mehr Qualität?
Ich halte das für sehr wichtig, weil es erstens zeigt, dass auch die Partei ein hohes Gewicht hat, nicht nur Bürgerschaftsfraktion und SenatorInnen. Und es ist eine ganz neue demokratische Chance für die GAL, weil die Mitglieder erstmals eine wirkliche Auswahl haben unter vier Personen mit ganz unterschiedlichen Profilen, Schwerpunkten und persönlichen Hintergründen.
Ihre direkte Gegenkandidatin wird die frühere Parteichefin Antje Radcke vom linken Flügel sein. Wer gewinnt?
Das werden die Mitglieder entscheiden. Interview: Sven-Michael Veit
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