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Im Fall Hamadeh blühen die Spekulationen

■ Monitor berichtete über eine Verbindung zu dem in Frankreich einsitzenden Attentäter Abdallah / Newsweek spricht von iranischem Netz von Gewalttätern in der BRD / Gibt es zwei Ali Hamadehs? / Neue Drohungen der Entführer wegen Verstärkung der Präsenz der US–Flotte

Berlin/Beirut (taz/afp) - Nach Angaben des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes, Herbert Hellenbroich, besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen den beiden in der Bundesrepublik inhaftierten Brüdern Mohammad Ali und Abbas Hamadeh und dem in Frankreich verurteiltem Attentäter Ibrahim Abdallah. Dies berichtete das Nachrichtenmagazin Monitor in seiner Sendung am Dienstagabend. Einer deutschen Augenzeugin zufolge soll der Libanese Abdallah zeitweilig in der gleichen Pension im Saarland verkehrt haben, in der auch Ali Hamadeh zuletzt seinen Wohnsitz hatte. Unterdessen hat die iranische Botschaft in Rom Behauptungen von Newsweek abgestritten, daß sich unter ihrem Personal ein Diplomat namens Nasser Daryasi befinde. Das US–Magazin hatte in seiner jüngsten Ausgabe versichert, der fragliche Mann sei Chef eines in der Bundesrepublik operierenden iranischen Netzes von Gewalttätern. Ali Hamadeh sei eines der Mitglieder. Neue Spekulationen über den Fall Hamadi und die Geiselnahmen zweier deutscher Staatsbürger im Libanon eröffnet auch ein Bericht in der Stuttrater Zeitung vom vergangenen Samstag. Dort schrieb der Israel–Korrespondent des Blattes unter Berufung auf Beiruter Sicherheitskreise, es gebe zwei Personen mit dem Namen Mohammed Ali Hamadi. Einer sei Mitglied der Mafia, der andere der in Frankfurt festgenommene mutmaßliche Attentäter. Nach den Meldungen über dessen Inhaftierung habe ein Bruder des Mafiosi zunächst geglaubt, es handele sich um seinen Verwandten, der ursprünglich auch die Cordes–Entführung in Beirut organisiert habe. Der Deutsche sei dann später nach Aufklärung des Irrtums an den Bruder des in Frankfurt inhaftierten Hamadeh, Abel Hadi, überstellt worden, der einer der militärischen Führer der Schiitenorganisation Hizballah ist. Diese Version könnte Ungereimtheiten aufklären, die nach einem Interview der taz mit einem Bekannten des verhafteten Ali Hamadeh aufgekommen waren. Der libanesische Flüchtling Aref Zein Dein hatte dort berichtet, daß die Fotos, die im Sommer 85 von den Entführern der TWA–Maschine veröffentlicht wurden, nicht die Brüder Hamadeh zeigten. Die Geiselnehmer im Libanon haben unterdessen mit neuen Drohungen auf die verstärkte Präsenz der US–Flotte im Mittelmeer reagiert. Die Gruppe „Islamischer Heiliger Krieg für die Befreiung Palästinas“, die sich zu der Verschleppung von vier Dozenten bekannt hat, ließ verlautbaren, sie hätte ihre Geiseln an „sichere Orte“ außerhalb Beiruts gebracht. Am Wochenende hatte die Organisation mit der Ermordung der Geiseln gedroht, falls Israel nicht binnen einer Woche 400 inhaftierte „islamische Kämpfer“ freilasse. In der Erklärung vom Dienstag hieß es, das Ultimatum werde nicht verlängert. Die Geislen würden am 9. Februar „hingerichtet“, wenn die Gefangenen bis dahin nicht frei seien. In ihrem vierten Kommunique binnen einer Woche wurden „alle revolutionären islamischen Bewegungen, die einen heiligen Krieg führen“, aufgerufen, „jeden eventuellen Angriff“ abzuwehren.

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