: Im Dutzend gesünder
Vom Gesundheitswesen und dem Wesen der Gesundheit: Alle zwölf Themenbereiche des Gesundheitstages 2000 auf einen Blick
Themenbereich 1: Lebenskultur im 21. Jahrhundert. Der Krise des Sozialstaats, der Verelendung von Stadtteilen und der Vereinsamung von Menschen kann soziales Engagement entgegengesetzt werden. Dabei soll es auch um die Veränderung von gesundheitsschädlichen Strukturen gehen, vor allem um Armut als eine Hauptursache von Krankheiten weltweit.
Themenbereich 2: PatientInnen – Rechte, Interessen, Selbsthilfe. Patienten haben sehr viel weniger Entscheidungsfreiräume und Möglichkeiten der Einflussnahme als Verbraucher anderer Dienstleistungen. Es wird diskutiert, welche Interessen sie haben, welchen Respekt sie brauchen und wie viel Verantwortung sie selbst tragen.
Themenbereich 3: Gesundheit und neue Medien. Es soll überlegt werden, welche Wissensbereiche und Arbeitsabläufe speziell durch Computereinsatz unterstützt werden könnten und in welchen Bereichen darauf verzichtet werden sollte. Dabei wird es um den „gläsernen Patienten“ der Chipkartengeneration genauso gehen wie um um die Vernetzung diagnostischen und therapeutischen Wissens.
Themenbereich 4: Frauengesundheit – Männergesundheit. Frauengesundheitsbewegung und -forschung haben gezeigt, wie notwendig die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede in Prävention, Diagnostik und Behandlung ist: Symptome und Krankheitsverläufe von Frauen sind zu wenig erforscht, und auch die gesundheitliche Versorgung von Männern krankt nicht selten an der gängigen geschlechterstereotypen Zuordnung.
Themenbereich 5: Migration und Internationale Gesundheit. Für die ca. zehn Millionen ausländischen oder frisch eingebürgerten Menschen in Deutschland – immerhin über zehn Prozent der Bevölkerung – gibt es kaum eine angepasste Gesundheitsversorgung. Versorgungsdefizite sollen benannt und Korrekturmöglichkeiten vorgestellt werden.
Themenbereich 6: Gesundheit und Ethik. „Bio-Ethik“ steht in Deutschland im Kreuzfeuer der Kritik. Schon der Begriff wird teilweise als Schimpfwort gebraucht. Angesprochen werden „traditionelle“ Themen wie das Recht auf würdevolles Sterben und passive Euthanasie ebenso wie der Begriff des Hirntodes, die Überlebensschuld in der Transplantationsmedizin sowie Entscheidungen zwischen Ethik und Kommerz.
Themenbereich 7: Umwelt und Gesundheit. Während vor allem Kinder und Jugendliche zunehmend unter ihnen leiden, erfasst unser heutiges Gesundheitssystem Erkrankungen, die als Folge von Umweltbelastungen auftreten, nur unzureichend. Themen werden die Sicht der Betroffenen, der Stand der Umweltmedizin und Lösungsansätze aus der Politik sein.
Themenbereich 8: Wege zu einer integralen Heilkunde. Während die Methoden der „Erfahrungsheilkunde“ wissenschaftlich überprüft werden, zeigt sich, dass auch die Schulmedizin nicht allen solchen Tests standhält. Eine Auflösung der lange vorherrschenden Unterscheidung scheint sich abzuzeichnen, zumal die Geschichte lehrt, dass es auch in der Schulmedizin schon immer ganzheitliche Konzepte gegeben hat.
Themenbereich 9: Die Gestalt des Gesundheitswesens. Neoliberale Politiker und Wirtschaftsvertreter fordern „mehr Markt“ für das deutsche Gesundheitswesen. Droht nun eine Zwei-Klassen-Medizin, die gut für die Reichen, aber unmenschlich für die Armen ist? Werden chronisch Kranke und sterbende Patienten ausgegrenzt? Gesucht wird ein dritter Weg jenseits von Markt und Staat.
Themenbereich 10: Soziale Verantwortung und professionelles Handeln. Selbstverständnis und Qualifikation der Gesundheitsberufe sollen hier formuliert werden. Geplant sind Beiträge zur Ausbildungsreform des Medizinstudiums und zur Situation der Medizinalfachberufe, von der Gesundheitsförderung als Qualitätssicherung in der Pflege bis zum angemessenen Menschenbild in Pflegemanagement-Studiengängen.
Themenbereich 11: Gesundheitsförderung und Prävention als Zukunftsstrategie. Jede präventiv investierte Mark hat einen dreifach höheren Gesundheitsnutzen als eine, die für Behandlungen ausgegeben wird. Dennoch fließt das Geld auch nach der Gesundheitsreform weiter in Strömen in die klassische Krankenversorgung, die Mittel für Vorsorge nehmen sich dagegen wie Rinnsale aus. Unter dem Motto „Und sie bewegt sich doch“ werden praxiserprobte Projekte und Settingansätze präsentiert.
Themenbereich 12: Kultur und Gesundheit. Lachen, tanzen, hören, sehen, denken, fühlen – Kultur ist gesund. Wie können wir eine dauerhafte Kultur der Gesundung in Deutschland schaffen? Das Salutive-Konzept wird vorgestellt (siehe oben). mk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen