: Im Bann des Übernatürlichen
Mit über 160 Werken aus den letzten 250 Jahren geht das Kunstmuseum Basel in einer Sonderausstellung dem Faszinosum Geister auf den Grund
Wimmernd windet sich ein grünes Etwas unter zuckenden Blitzen. Wer in seiner Kindheit vor dem Bildschirm gebannt verfolgt hat, wie Slimer, ein gefräßiges, aber liebenswürdiges Ungetüm, mittels Protonenstrahler von Geisterjägern gefangen genommen wurde, wird die Begeisterung für übernatürliche Geschöpfe womöglich nie ganz abgeschüttelt haben.
Geister sind als Phänomen Wiederkehrer in der Kunst und Popkultur; in Romanen, Filmen und Serien suchen sie unbewohnte Häuser heim ebenso wie die Körper von Menschen. Im Kunstmuseum Basel geht eine Sonderausstellung diesem Faszinosum in seiner visualisierten Form auf den Grund. Mit über 160 Werken aus den letzten 250 Jahren will „Geister. Dem Übernatürlichem auf der Spur“ Unfassbares dingfest machen (20. 9. 2025–8. 3. 2026).
Umkreist wird unter anderem die Frage, wie sich im 19. Jahrhundert, ein Zeitalter, das wie eine Chiffre für aufgeklärtes Handeln und Denken steht, dem Glauben an Schreckgespenster und unheimliche Erscheinungen derart Vorschub leisten konnte. Der erste professionelle Geisterfotograf, der aus Boston stammende William H. Mumler, der mit Doppelbelichtungen experimentierte und es angeblich vermochte, Verstorbene ins Leben zurückzuholen, musste sich wegen Betruges 1869 vor Gericht verantworten. Allerdings wurde er freigesprochen und prägte, ebenso wie der Brite William Hope, das Bild von Spukgestalten maßgeblich.
In München indes nutzte Albert Freiherr von Schrenck-Notzing, der„Geisterbaron“, die modernen technischen Mittel der Fotografie, um vermeintlich beschworene Geister zu bannen. Dokumentiert wurden seine Séancen von niemand Geringerem als Thomas Mann, der sich unter den Gästen befand. Durch den weiten Bogen, den die Ausstellung spannt, erscheint der auch heute noch rund um den Globus weitverbreitete Glaube an Geister oder an übernatürliche Mächte weniger verrückt, eher tief verwurzelt in der Kulturgeschichte. Jana Janika Bach
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