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Im Abseits

■ 1.300 Mark Bußgeld bei zehn von 40 Junkiefrauen

„Der Drogenhilfeplan kippt. Die Repression überwiegt zu Lasten der gesundheitlichen und sozialen Hilfen“ — Ines Bilger, Sozialpädagogin im Methadon-Sonderprogramm für 40 ausstiegswillige Prostituierte vom Drogenstrich, klingt resigniert. Besonders, seitdem sie eine kleine Erhebung unter ihrer Klientel vorliegen hat. Von den knapp 40 Frauen sind 70 Prozent wohnungslos, die meisten schlafen in Notunterkünften, Hotels oder bei Freiern und Bekannten. 20 Prozent von ihnen haben überhaupt keine Bleibe. Zehn Frauen schieben Bußgeldbescheide zwischen 1.300 und 1.500 Mark vor sich her — abgesehen von ihren anderen Schulden. Von ihrer Sozialhilfe dürfen mittlerweile 20 Prozent gepfändet werden. Zum Abbezahlen ihrer Bußgelder werden 10- bzw. 20-Mark-Raten akzeptiert. Allein daran haben die Frauen also mindestens zwölf Jahre abzutragen. Eine der Frauen hat sogar zwölf Tage Beugehaft hinter sich — ohne daß dadurch auch nur eine Mark

ihrer Strafe abgegolten wurde.

Die Methadonbehandlung bringt den Frauen in dieser Situation wenig. Zumal die meisten zusätzlich von Medikamenten abhängig sind. Und die Medikamentenentgiftung hält nicht lange an, da die Frauen aus der Klinik ins Elend zurück entlassen werden. Für die psychosoziale Betreuung der Ausstiegswilligen gibt es außerdem kaum Geld: drei 29,2-Stunden-Stellen in der Schmidtstraße, wobei Beratungsgespräche gegenüber Krisenmanagement untergehen. Streetwork kann nur dreimal wöchentlich zwei Stunden lang stattfinden, wobei die Sozialarbeiterinnen die Frauen abfangen müssen, wenn sie aus dem Auto der Freier steigen. Denn seit es keine Anlaufstelle mehr gibt, ist auch der Kontakt zu den Frauen weitgehend abgebrochen. Von Spritzentausch und Kondomvergabe ist keine Rede mehr. Selbst die CDU erklärte jetzt: „Die Zerschlagung des Drogenstrichs brachte eine Ausbreitung der Probleme.“ ra/Foto: T.V.

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