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Iliescu zeigt sich dialogbereit Die Demonstrationen gehen weiter

■ Entschuldigung für den Begriff „Rowdies“ / Führer der Demonstranten unterbricht Hungerstreik / Demonstranten fordern die Verschiebung der Wahlen und die Entlassung des Innenministers

Bukarest (afp) - In Rumänien halten die Proteste gegen die Regierung trotz der von Präsident Ion Iliescu gezeigten Dialogbereitschaft an. Auch am Samstag protestierten erneut etwa 10.000 DemonstrantInnen gegen die Regierung. Interimspräsident Iliescu hatte sich zuvor dafür entschuldigt, daß er die DemonstrantInnen, die seit 15 Tagen gegen ihn protestieren, als „Rowdies“ bezeichnet hatte. In einer über Rundfunk verbreiteten Erklärung hatte sich Iliescu für die Bezeichnung „Rowdies“ für die DemonstrantInnen entschuldigt: „Der Ausdruck war und ist bedauerlich.“ Er habe den Ausdruck benutzt, weil er unzureichend informiert gewesen sei, sagte der Präsident, der am Freitag erstmals mit Organisatoren der seit zwei Wochen anhaltenden Protestkundgebungen zusammengetroffen war. Das für Dienstag angesetzte Gespräch mit den Oppositionellen habe zum Ziel, den Demonstrationen ein Ende zu setzen.

Die Dialogbereitschaft Iliescus zeigte am Samstag ein erstes Ergebnis. Einer der Führer der DemonstrantInnen auf dem Universitätsplatz in Bukarest, der Arbeiter und Volkstribun Dumitru Dinca, brach seinen Hungerstreik vorerst ab, um an den Verhandlungen mit dem Interimspräsidenten teilzunehmen. Falls die Gespräche am Dienstag jedoch keinen Erfolg zeigten, werde er sich den rund 60 übrigen Streikenden wieder anschließen, erklärte Dinca, der seit dem 30. April die Nahrungsaufnahme verweigert.

Der 40jährige Dinca kündigte an, es werde in den anstehenden Gesprächen keine Kompromisse geben. „Iliescu muß den achten Punkt der Erklärung von Temeswar akzeptieren, nach der ehemalige hohe Parteikader in den kommenden drei Wahlen nicht kandidieren dürfen.“ Außerdem müsse er das Dekret rückgängig machen, in dem das nationale Fernsehen dem Präsidenten der Republik unterstellt worden sei.

Weitere Forderungen der DemonstrantInnen richteten sich auf die Freilassung der Gefangenen aus der Demonstration vor dem Sitz der Regierung am 18. Februar sowie die Entlassung des amtierenden Innenministers.

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