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WirtschaftsportraitIl Principe

■ Alfred Herrhausen Alleinsprecher der Deutschen Bank

Die Hauptversammlung darf heute noch bestätigen, was als Entscheidung des zwölfköpfigen Vorstands bereits im Dezember verkündet worden war, und dann ist Alfred Herrhausens Funktion als einziger Sprecher der größten bundesdeutschen Bank amtlich. Sein Name verleitete zu Wortspielen, „Herr im Hause“ sei Herrhausen jetzt bei der Deutschen Bank, meinte die Wirtschaftswoche - eine geradezu alberne Verharmlosung für die aus dem Amt erwachsende Machtfülle. Hier ist nicht jemand Alleinherrscher über irgend einen Konzern geworden, wer in der Deutschen Bank das Sagen hat, regiert über Beteiligungen von Krauss–Maffei bis Karstadt, von Daimler–Benz bis Hapag–Lloyd in die deutsche Industrie hinein und verfügt über ein Geschäftsvolumen, das selbst nach den Crash–Verlusten vom letzten Oktober mit fast 169 Milliarden Mark über Stoltenbergs jährlichen Steuereinnahmen liegt. Natürlich ist der Einfluß der elftgrößten Bank der Welt auch international nicht von Pappe. Kurz und schlecht: Aus soviel wirtschaftlicher Macht entsteht politische Power - was Kontrolle anbetrifft, zum Nulltarif. Seit Mittwoch, dem 11. Mai 1988 haben wir also eine neue, gewichtige Position in diesem unseren Land, ein vordemokratisches Modell nach historischem Vorbild: il principe. Anders als Macchiavellis Renaissance–Fürst kommt er in modernen Zeiten nicht aus einem Fürstengeschlecht, sondern ist Sohn eines Essener Ruhrgas–Vermessungsingenieurs - die Angaben über die Frau Mama fehlen wie branchenüblich ganz - hat nie eine Banklehre gemacht, sondern war mit 22 Jahren Diplomkaufmann, mit 37 Vorstandsmitglied der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen, wo ihn sein bisheriger Sprecher–Kollege Friedrich Wilhelm Christians „entdeckte“ und zur Deutschen Bank holte. Hier fand er in Hermann Josef Abs einen weiteren Förderer, und schon mit 41 Jahren zog er in den Vorstand ein. 57jährig hat er sein Konzept des „Ein–Sprecher–Prinzips“ auch gegen Konkurrenten aus dem Vorstand durchgesetzt - eine Musterkarriere. Die Maxime des mächtigsten Bankers der Nation, der sich gerne einen verhinderten Philosophie–Studenten nennen läßt und von sich behauptet, er würde die Dinge bis zu Ende denken: „Führung muß man auch wollen.“ Die Richtung steht fest: Expansionskurs, zuerst mit Blick auf den europäischen Binnenmarkt, dann „global“, wie er der Business–Week berichtete. Dazu hat er zuerst einmal hat er der Deutschen Bank selbst eine Kulturrevolution angekündigt. Georgia Tornow McCASH FLOWS ORAKEL

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