Ikea-Chef Ingvar Kamprad verstorben: Stets sparsam – auch bei den Steuern
Der Ikea-Gründer ist 91 Jahre alt geworden. Kamprad hat sich immer gut inszeniert. Die Kehrseiten seines Geschäfts wurden selten beleuchtet.
Im November war es ein Versehen, als der schwedische Rundfunk den Tod von Ingvar Kamprad meldete – zum damaligen Zeitpunkt saß der 91-Jährige noch friedlich vor seiner Villa in Småland in der Sonne. An diesem Sonntag stimmte die Nachricht hingegen: Der Ikea-Gründer, „einer der größten Unternehmer des 20. Jahrhunderts“, ist verstorben, bestätigte der Konzern auf seiner Website: Er sei am Tag zuvor nach kurzer Krankheit „friedlich eingeschlafen“.
Im Dezember hatte man in den Medien die letzten Notizen über Kamprad lesen können. Der Business Insider führte ihn mit einem Vermögen von 50,7 Milliarden Dollar auf Platz 10 seiner aktuellen Weltrangliste der reichsten Personen. Und dem Krankenhaus von Ljungby in der Nähe seines Heimatorts schenkte er eine halbe Million Euro für die Anschaffung eines Computertomografen. „Aus eigener Tasche“, wie die Lokalzeitung betonte.
Die beiden Nachrichten passen gut ins Bild, das Kamprad in seinen wenigen Interviews von sich selbst zu vermitteln suchte: ein mehrfacher Milliardär, der ein weltweites Imperium aufbaute, im Grunde aber ein bescheidener, sparsam-kauziger Bauernsohn geblieben sei. Jovial, freundlich und volksnah. Die Porträts, die über „Mr. Ikea“ geschrieben wurden, ähneln sich: ein anspruchsloser Geizhals, der beim Einkaufen nach Sonderangeboten fahndet, einen alten Volvo 240 fährt und Economy Class fliegt.
Vermutlich stimmt das alles. Aber sich so darzustellen war auch sein Job: Sein Image sollte zu dem passen, das er so erfolgreich seinem Unternehmen aufgeklebt hatte.
Doch es gab auch den anderen Kamprad. Der sich noch bis in seine späten 20er in Nazikreisen bewegte. Der nichts dabei fand, dass politische Gefangene in der DDR für sein Unternehmen ausgebeutet wurden und Kindersklaven in Pakistan Ikea-Teppiche knüpften. Der seinen Lieferanten Bedingungen diktierte, die eine anständige Bezahlung ihrer Beschäftigten unmöglich machte. Und der das Land, mit dessen Farben er Ikea schmückte, schon 1973 verließ, weil er in Schweden keine Steuern zahlen wollte. Eigentlich wollte er nirgendwo Steuern zahlen und ließ seinen Konzern entsprechend verschachtelt konstruieren. Doch das Bild dieses Kamprad hatte nie eine Chance gegen die gelungene Inszenierung des anderen.
Nach dem Tod von Ehefrau Margaretha im Jahr 2011 ordnete er sein geschäftliches Erbe und zog 2014 aus dem schweizerischen Épalinges wieder nach Schweden. Eine Ehrung, die der dreifache Ehrendoktor im vergangenen Jahr erhielt, schätzte er nach eigener Aussage „als jemand, der sein Leben lang mit Dyslexie zu kämpfen hatte und höchstens mal einen Katalog durchblättert“, besonders: Den „Nordischen Sprachpreis 2017“ bekam er dafür, dass Ikea skandinavische Namen für seine Produkte verwendet. Er habe damit „Millionen Menschen die Augen für nordische Kultur und Sprache geöffnet“. Die wüssten nun, „was tack und hej då bedeutet“.
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