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Ideologisierte Meinungen

■ betr.: LeserInnenbriefe zu Bos nien, taz vom 3. 8. 95

Diese Leserbriefe spiegeln in meinen Augen eine unglaubliche Ignoranz gegenüber den Leiden der Opfer in Bosnien-Herzegowina wider. Wer sich ausschließlich über eine „reißerische“ Berichterstattung, über „Bild-Journalismus“ beklagt, von „Haß-Propaganda“ und „Kriegsbereitschaft“ spricht, die betroffenen Menschen aber in keinem Wort berücksichtigt, steht für mich nicht auf der Seite des Pazifismus, sondern der Kriegstreiber.

Wer die Veröffentlichung eines Bildes einer Frau, die angesichts des Elends keine andere Lösung als den Freitod gesehen hat, für seine politischen Interessen ausschlachtet, so wie in den Leserbriefen zu erkennen, hat keine moralische Glaubwürdigkeit mehr. Wer trotz der erdrückenden Fakten immer noch die Bürgerkriegsparteien gleichsetzt, steht auf der Seite der Kriegsverbrecher. Wer derartig ideologisierte Meinungen vertritt, fürchtet um seine pseudo-intellektuellen Wohlstandsinseln im geliebten kollektiven Freizeitpark. Das Elend bleibt vor der Tür. Karl Ernst Roehl

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