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Ideologischer Ballast

■ Neuer Anlauf: CDU und SPD in Mitte wollen die Talstraße 67 abreißen

Die Mehrheitsfraktionen SPD und CDU wollen am Dienstag in der Bezirksversammlung Mitte aufs Neue beantragen, die beiden Terassenhäuser in der Talstraße 67 abreißen zu lassen. Weil der rot-grüne Senat den vom Bezirk schon einmal beschlossenen Abriss verhindert hatte, setzen sie jetzt auf Bausenator Mario Mettbach von der Schill-Partei. Die GAL hat die Ankündigung scharf kritisiert. Die neue Mehrheit agiere „geprägt von fehlender Sachkenntnis und blind durch ideologischen Ballast“, erklärte ihre stadtentwicklungspolitische Sprecherin Antje Möller.

Die Saga hat die rund 100 Jahre alten Terassenhäuser 1998 von der Stadt gekauft. Auf dem dazugehörigen, mehr als einen halben Hektar großen Grundstück hat sie inzwischen viele Dutzend Wohnungen gebaut. Nach Unterlagen, die der taz hamburg vorliegen, beinhaltete die Kauf-Vereinbarung mit der Liegenschaftsbehörde, dass die Terassenhäuser erhalten werden sollten. Diese seien „umfassend zu modernisieren bzw. instandzusetzen“.

Davon will die Saga heute nichts wissen. „Dass die Häuser zwingend zu erhalten seien im Zusammenhang mit dem Kauf, halte ich für eine individuelle Interpretation“, sagt Saga-Sprecher Adrian Teetz. Darüberhinaus seien derartige Vereinbarungen stets unter den Vorbehalt der wirtschaftlichen Vertretbarkeit zu sehen.

Eben jene bezweifelt die Saga: Ein Neubau anstelle der maroden und unzeitgemäßen Häuser sei um die Hälfte billiger. Das gelte im groben selbst dann, wenn sich die Mieter, wie es nach wie vor ihr Wunsch ist, an der Modernisierung im Rahmen eines Wohnprojektes beteiligen sollten. Der rot-grüne Senat hatte ein solches Vorhaben grundsätzlich abgesegnet.

Möller wirft der Mehrheit in Mitte vor, das Wohnprojekt aus ideologischer Verblendung verhindern zu wollen. Wolle die Saga abreißen und neu bauen, müsse sie zudem nachträglich einen höheren Preis für das Grundstück bezahlen, was die Wohnungen immens verteuere. In den Kaufpreis für das Grundstück sei schließlich die Erhaltung der Terassen eingeflossen.

Bausenator Mettbach hat sich zu dem Fall noch keine Meinung gebildet. Es stünden Gespräche an, der Entscheidungsprozess sei in Gang, sagte seine Sprecherin Helma Krstanoski. Gernot Knödler

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