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STANDBILDIdefix' Trauma

■ "Bussmans im Wald", Di., 23.40 Uhr, ZDF

Du siehst“, sagt einer der Waldarbeiter Bussmann, „wie es wächst. Du hast Kulturen gepflanzt, die sind schon größer als du. Das ist ...“ Er macht eine Pause, keine Kunstpause, er überlegt, wie er das überhaupt finden soll und sagt schließlich mit einem Lächeln: „Nicht schlecht.“

Benjamin Geissler, Bernhard Gierds und Barbara Metzlaff haben über einen längeren Zeitraum den Existenzaufbau- und Untergang der Lohnunternehmner Bussmann beobachtet. Auf lange, ausführliche Gespräche, in denen die Situation dieser etwa 50.000 zählenden Randgruppe der Waldarbeiter detailliert beleuchtet wird, folgen ruhige, kommentarlose Bilder. Da wird unter anderem auf ganz archaische Weise mit dem Pferd gearbeitet. Sicher, das macht mehr Freude als mit dem hochmodernen Forstschlepper für 180.000 Mark, für den die Mutter Bussmann ihr Haus beleihen mußte und der ständig kaputt ist (Getriebeschaden: DM 15.000: „Wenn du's in der Werkstatt machen läßt, zahlst du dich tot. Und es ist nicht so gründlich“).

Es ist ein großes Verdienst dieser Dokumentation, einerseits die Freude und die Lust an dieser ungewöhnlich harten Arbeit aufzuzeigen und diese Sichtweise dabei nicht zum romantisch-erdverbundenen Waldtrip zu verklären.

Der Vorteil einer solch zeitintensiven Langzeitbeobachtung schlägt sich in einer Art natürlicher Dramaturgie nieder. Nüchterne, schnörkellose Bilder dokumentieren, wie zum Beipiel mit Kraft und Erfindungsreichtum ein ums andere Mal der Schlepper mit Schieblehre und Vorschlaghammer repariert wird. Ohne in inflationäres Ökogefasel zu verfallen, kann man sagen, das sind intakte urbane Strukturen. Da gibt es Initiative, Phantasie und Einsatzbereitschaft: Alles Werte, die sich unsere „soziale“ Marktwirtschaft auf die flatternden Fahnen schreibt. Mit dem Unterschied, daß Familie Bussmann auf einem zur Zeit nicht lukrativen Sektor investiert hat. Jedes blasierte Designer-Arschloch kriegt zehnmal mehr Geld dafür, daß es Maggi-Brühwürfel mit Jugendstilmotiven verziert, die es irgendwo in der Discothek mal auf der Getränkekarte entdeckt hat.

Wenn am Ende, nachdem die Bussmanns zum Vergleich gezwungen wurden, der Trecker sang- und klanglos abgeholt wird, so wirkt dies für unsere kinogeeichten Augen schon fast wieder wie in einem Melodram (vielleicht wird ihn irgendein Schrottkünslter irgendwann auf einer exklusiven Vernissage mit Champagner bespritzen). Eine Dokumentation, welche die Identifizierung fördert, gilt gemeinhin für mißlungen. Sicher, die Filmer hätten die Bussmans distanzierter aufnehmen und die persönliche Atmosphäre vermeiden können.

Bleibt die Frage, ob diese Methode tatsächlich „objektiver“ ist. So wie er gemacht wurde, war „Bussmans im Wald“ ein informativer, spannender Dokumentarfilm, der einen nachts bis viertel nach eins wachhielt. Das ist der Punkt. Manfred Riepe

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