SCHÖNER LEBEN: Ich verbinde!
■ Vom Leben nach der Warteschleife
Seit schon meine kleine Tochter, rein statistisch, zweikommavier Telefone und eine Nebensprechstelle hat, sind große Erlebnisse nur noch im Dickicht der Telefonnetze zu haben. Dort ist Stellungskrieg in Permanenz. Sie wissen vielleicht, wie das ist: ich verfolge, sagen wir, einen flüchtigen Großkonzernpressesprecher durch das unendliche Schweinesystem der Firmenanlage, man drängt mich in Außennebenstellen ab, legt um, koppelt heimtückisch aus und fragt rück, und am Ende, da läßt man mich, zu Bimmelmusik von diesem Casio Mozart, in einer Warteschleife vertrotteln.
Der Tag wird kommen, da ich mich in einen Stromstoß verwandle und ins Netz fahre und euch finde, ihr Lumpen, wo immer ihr seid. Durch abertausende Reihen- und Zweig- und Konferenzschaltungen, durch vergessene Leitungen und vorbei an Stummschaltern, Anrufbeantwortern und Annahmesperren, ich finde euch; ich jage euch bis zum letzten Familiennetzseitensubapparat in der Kellerbar, und wenn ihr rausrennt, dann springe ich euch an, ha, aus der Türöffnersprechstelle, und dann sag ich euch, ihr Hunde, also, wie? Ja, achso, mein Name, Verzeihung. Hier ist... Manfred Dworschak
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