■ Daumenkino: Ich und Christine
Nicht ein Hoffnungsschimmi zieht auf, wenn man Götz George in dieser pseudoberlinischen Provinzposse dabei zusieht, wie er den Prolo und noch so verschiedenes anderes heraushängen läßt, viel zu weit heraushängen läßt. Er gibt einen Lastwagenfahrer, der eben so hemdsärmelig und schweißig ist, wie man sich das aus Angestelltenperspektive so vorstellt, plus die obligatorische Kombi von der rauhen Schale und dem weichen Keks. Georges selbstgewähltes Gegenüber ist ein typischer Fall von Kopfgeburt; da wurde eine junge Radiomoderatorin aus der Schauspielerin Christiane Paul zusammengeklont, die so viele verschiedene Klischees auf sich vereinen muß, daß man sich besorgt fragen muß, was dies arme Mädchen noch im Innersten zusammenhält.
Irgendwie lehrreich dann wieder, wie sich eine Altherrenriege so eine moderne junge Frau denkt: Sie hat diese Grübchen, hört garantiert Grönemeyer, geht am Savignyplatz in die Karibikbar, in der sie eine Baccardi- Clique mit Luftküssen bedenkt („Schön, dich zu sehen“) und hat einen Yuppie als Freund, der kein Herz hat, aber dafür Yoga kann. Wenn sie nach Hause kommt, sitzt er stumm und schweiget.
Dann wieder ist sie heftig Öko und libertär (es fällt das Wort „freie Liebe“) und will es durchaus mit Schimmi und Schummi gleichzeitig treiben. Aber hast du nicht gesehen, endet die Chose doch tatsächlich in Brunos (alias Georges) Gartenlaube im Grünen, wo sie arm, aber glücklich leben werden, bis daß der Tod sie scheidet. pst
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