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Ich glaube nicht an Ästhetik

■ Pavel Lungin, Gewinner des Großen Regiepreises in Cannes, im Gespräch

Keiner kennt Pavel Lungin. Bis das diesjährige Festival in Cannes Lungins „Taxi Blues“ in den prestigeträchtigsten Filmwettbewerb der Welt aufnahm. Vorher war Lungin Linguist, Soziologe, Drehbuchautor und potentieller Alkoholiker (aber sein Magen spielte nicht mit). Einer von der „Generation, die sich selbst zerstört hat“, wie er es nennt: Gemeint sind die Sowjetbürger, die nach der 68er-Invasion in die CSSR aufgewachsen sind. Sein Vater war ein anerkannter Drehbuchautor, seine Mutter Übersetzerin von Nathalie Sarraute, Fran?ois Mauriac und Boris Vian. 1987, im Zuge von Glasnost, durfte Lungin das Land zum ersten Mal verlassen, er ging nach Frankreich. Wieder in der Sowjetunion schrieb er Taxi Blues, sein erstes ehrliches Werk, wie er sagt, und sicher sein erster Film, der öffentlich das Glück in Frage stellt, das die neue Freiheit verspricht. Der französische Produzent Marin Karmitz (der auch Chabrols Eine Frauensache produzierte) schnappte sich das Script und hievte Lungin auf den Regiestuhl. Taxi Blues im Wettbewerb von Cannes - damit tritt Lungin in die Fußstapfen von Steven Soderbergh: Ein Debütfilmer als Anwärter auf die Goldene Palme.

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