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„Ich bin kein ,fieser Mongo‘ “

betr.: „Behinderte werden schicke Menschen“, taz vom 18. 2. 00

[...] Die Aktion Sorgenkind hat erkannt, dass behinderten Menschen Respekt und Anerkennung als gleichberechtigten BürgerInnen in der Gesellschaft gebührt, dass sie weder lebenslang Kinder sind noch stets Sorgen bereiten. Ein erfolgreicher, jedoch überholter Name wurde geändert, dem stets zunehmenden Selbstverständnis behinderter Menschen Rechnung getragen. Der Name und die Aktion sind gut 30 Jahre alt, die Einstellung des Schreibers scheinbar ein paar wenige Jahrzehnte älter. Und das in der taz!

„Dürfen Behinderte jetzt keine Sorgenkinder mehr sein?“, fragt der von keiner Sachkunde getrübte Schreiber in dem an Polemik und Diskriminierungen nicht zu überbietenden Text. Den Begriff „Artikel“ zu verwenden würde alle seriös, sauber recherchierenden Schreibenden beleidigen. Und was heißt hier dürfen?! Wir sind es nicht, wir wollen es auch nicht sein. „Sind alle Menschen behindert?“, lautet eine weitere Frage des Schreiberlings, der – gäbe es einen Schwerbehindertenausweis für charakterliche Behinderung – garantiert die 100 Prozent darin vermerkt bekäme.

Ich bin zwar kein „fieser Mongo“, sondern schreibende Kollegin (behindert und dennoch des Lesens und Schreibens mächtig), doch ich habe nicht die geringsten Probleme, mit einem Menschen mit Down-Syndrom in einem Atemzug genannt zu werden. Im Vergleich mit einem Polemiker wie „mir“ sähe das schon ganz anders aus.

Was er im eigentlichen Anlass, den Namen zu ändern, sieht, bleibt im Übrigen ein großes Geheimnis. Kein Wunder, denn hier geht es nicht um Berichterstattung, leider auch nicht um Satire, mit spitzer Feder geschrieben, oder fundierte, sachliche Kritik, sondern ausschließlich um geschmacklose Beleidigung behinderter Menschen, der künftigen Aktion Mensch und deren Geschäftsleitung.Elke Bartz, Vorsitzende des Forums selbstbestimmter Assistenzbehinderter Menschen ForseA e.V., Berlin

[...] Man kann zur Aktion Sorgenkind stehen wie man will. Eins jedoch ist klar: Auch Menschen mit Behinderungen werden mit 18 Jahren volljährig. Und Sorgen machen mir eher Menschen, die nicht verstehen können, daß andere sich (zu Recht!) diskriminiert fühlen. Wieso belustigt den Schreiberling eigentlich so die Vorstellung, Menschen mit Behinderungen würden irgendwo vorsprechen? Welches Bild von diesen Menschen hat er dabei im Kopf? Das der „fiesen Mongos“? Auch Menschen mit Behinderungen sind in der Regel durchaus in der Lage, sich zu artikulieren und ihre Rechte in Anspruch zu nehmen, gerade auch Menschen mit Down-Syndrom! In unseren Wohngruppen zum Beispiel wird sicherlich öfter und interessierter über Politik diskutiert, als dies in der deutschen Durchschnittsfamilie der Fall ist. Warum sollten diese Menschen dann nicht auch in der Lage sein, Diskriminierung zu erkennen und ihr Votum für oder gegen einen Namen abzugeben? Wenn nicht in der Chefetage, dann doch zumindest gegenüber ihren WohngruppenleiterInnen, EinrichtungsleiterInnen oder PfarrerInnen. Ich nenne das anwaltschaftliche Vertretung nach außen. Ob „Aktion Mensch“ nun das Nonplusultra ist, sei dahingestellt. Eindeutig aber ist es meines Erachtens der richtige Ansatz, Menschen an ihrem Menschsein und nicht an ihrem Behinderungsgrad zu messen.

Weder sind noch werden Menschen, die mit Behinderungen leben, „schicke Menschen“, es ist ganz einfach so: Unter Menschen mit Behinderungen gibt es schicke Menschen und weniger schicke, so wie unter allen anderen Menschen auch. Und, wie es auf einem Plakat der Aktion Grundgesetz (von der damaligen Aktion Sorgenkind) so schön hieß: Behindert ist man nicht, behindert wird man. Zum Beispiel durch solche Artikel wie der des/der „mir“. Rosemarie Muth,

Pfarrerin in der Gustav-Werner-Stiftung, Reutlingen

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