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■ MedienschauIWF fordert restiktivere Inflationsbekämpfung

Die liberale Tageszeitung Milliyet (Frankfurt) interviewte Martin Hardy, den beim Internationalen Währungsfonds für die Türkei verantwortlichen Beamten. „[...] Die hohe Inflation in der Türkei ist momentan in negativer Weise einzigartig in der Welt. Inflation heißt, dem Armen zu nehmen und dem Reichen zu geben. Die ökonomische und politische Situation des Landes sei durchaus der Brasiliens Ende der achtziger jahre vergleichbar. Obwohl 40 Prozent der türkischen Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeite, erbrächte diese Gruppe weniger als 15 Prozent des Bruttosozialprodukts. Dies verstärke die Landflucht und sorge für eine Zunahme der Inflation und sozialer Probleme. [...] In den letzten 75 Jahren habe es 57 verschiedene Regierungen in der Türkei gegeben. Die fehlende Konstanz in der türkischen Politik sei dafür verantwortlich zu machen, daß sich die Politiker nie entschieden genug gegen die Inflation gewehrt hätten. [...] Als die Refah-Partei an die Macht kam, war man sehr beunruhigt, da sich Erbakan in der Opposition als scharfer Gegner der Privatisierung präsentiert habe. Jedoch hat sich herausgestellt, daß die Refah in der Koalitionsregierung das bisher umfangreichste Privatisierungsprogramm durchgeführt habe. Anstatt neue Finanzquellen zu erschließen, habe man sich leider lediglich auf die Neuverschuldung konzentriert. [...] Neben der Hochinflation muß man sich aber auch dem Defizit im türkischen Sozialsystem, der Verschuldungsfrage und den Subventionen in der Agrarwirtschaft zuwenden.“ (Milliyet, 16.5.1997)

Zusammengestellt von Dirk Tröndle

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