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IWF-Presseschau

■ Le Monde / Financial Times / La Republicca / La Stampa / Washington Post / NZZ / Independent

Berlin (dpa/taz) - Die Berichterstattung über die Jahrestagung von IWF und Weltbank schlägt sich in den Zeitungen der westeuropäischen Länder vornehmlich auf den Wirtschaftsseiten nieder. Viele Blätter haben allerdings Fotos und Berichte von der starken Polizeipräsenz und den Demonstrationen veröffentlicht. Berlin als Kongreßstadt wird kaum thematisiert, aber wenn, dann eher negativ. Die Äußerung des britischen Finanzministers Nigel Lawson, man solle sich in Zukunft überlegen, nur noch in Washington zu tagen, findet sich nur als ap-Meldung wieder.

Le Monde schreibt, die „Protestszene“ in Berlin habe ein zäheres Leben als in allen anderen europäischen Metropolen. Im Wirtschaftsteil finden sich auch die Berichte von den Denmonstrationen - gleich mit der Überschrift „IWF -Mördertreff“. Ob die massive Polizeipräsenz tatsächlich nötig war, werde sich erst am Donnerstag zeigen, wenn die letzte Demonstration über die Bühne gegangen sei.

Mit den Auseinandersetzungen zwischen IWF-GegnerInnen und der Polizei beschäftigt sich auch die Financial Times in ihrer Donnerstagsausgabe. Sie registrierte für die letzten Tage „zunehmende Zusammenstöße“ und befürchtet ebenfalls, daß das Schlimmste noch bevorstehe. Die Wirtschaftsszeitung zitiert außerdem einen ungenannten „hohen Beamten“ aus Berlin mit den Worten: „Ich befürchte, daß viele junge Demonstranten durch die vielfache Übermacht der Polizei radikalisiert wurden.“

Britischen Medien sind die Auseinandersetztungen vielfache Extra-Berichte wert. Eine Schlagzeile des Londoner Independent hieß: „IWF bringt Berlins Gewalt zum Vorschein“. Im Text heißt es: „Der Kongreß ... sollte West-Berlin wieder als führendes internationales Kongreßzentrum auf der Landkarte fixieren. Aber Kommentatoren fragen nun, ob dies nicht kontra-produktiv war.“ Der liberale Guardian schreibt, die Spannung und Unbequemlichkeit habe bei Konferenzteilnehmern die Popularität von „Besichtigungsfahrten nach Ost-Berlin gestärkt“.

Die italienischen Zeitungen, die in den vergangenen Tagen ebenfalls breit über die Protestaktionen berichtet hatten, beschäftigten sich in ihren Mittwochsausgaben dann vor allem mit wirtschaftlichen Themen. „Die großen Drei wetteifern um den Abbau des Defizits“, schrieb La Repubblica, und La Stampa überschrieb ihren Bericht: „Und Kohl färbt sich grün“. Einerseits habe der Kanzler für die Bundesrepublik die Bemühungen herausgestellt, die Lage der Schuldnerländer zu verbessern, „andererseits hat er die Umweltprobleme betont“.

Kritischer ist die Washington Post: Japan und Westdeutschland hätten weiterhin Gründe genug, die Gesetze ökonomischer Schwerkraft noch eine Zeitlang nicht zu beachten. Allerdings hätten die führenden „Money manager“ wie Mechaniker an den Problemen der Wirtschaft gearbeitet.

Die spanischen Zeitungen sind ebenfalls überwiegend mit Sonderkorrespondenten vertreten und berichten ausführlich wenn auch auf den hinteren Seiten der Wirtschaftsteile. Den spanischen Medien ist vor allem wegen der historischen „Verbundenheit“ die Meinung der lateinamerikanischen Schuldnerstaaten wichtig. Breit wird darüberhinaus ebenfalls über Protestaktionen und Gegenveranstaltungen berichtet. Berlin als Konferenzstadt spielt keine Rolle.

Zurückhaltend äußerte sich die Neue Zürcher Zeitung. Schon die Beratungen der Steuerungsgremien nannte sie „inhaltsarm“. „Kontroverse Geschäfte“ seien wegen der Wahlen in den USA vertagt worden: Vor allem die Auseinandersetzungen um die anstehenden Quotenerhöhungen und neue Hilfestellungen für die hochverschuldeten Länder in der Dritten Welt.

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