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ISLAMISTISCHER TERROR (1): DJERBA UND DIE FOLGENTod und Taktik

Die Explosion an der Synagoge auf Djerba war ein Anschlag. Das sieht inzwischen selbst die tunesische Regierung so. Der islamistische Terror, den manche schon für besiegt hielten, ist offenbar noch immer zu spektakulären Aktionen in der Lage. Das Attentat richtete sich nicht nur gegen die Synagoge La Ghriba, sondern wohl auch gegen westliche Touristen.

Diese Strategie hat Vorbilder: PKK-Kämpfer in der Türkei, Islamisten auf den Philippinen oder in Ägypten wählten oft Touristen als Ziel. Nun besteht der Verdacht, dass der Tod der Touristen Teil einer brutalen PR-Aktion islamistischen Terrors war. Denn hätte die Aktion allein die Synagoge zerstört – die Gefahr wäre groß gewesen, dass die tunesische Regierung den Vorfall effektiv vertuscht hätte und die weltweite Aufmerksamkeit dem Täter versagt geblieben wäre.

Dieser Anschlag gilt nicht nur einer jüdischen Einrichtung, er zielt auch auf das prowestliche, diktatorische Regime in Tunesien, das Islamisten repressiv verfolgt. Die Explosion in Djerba sollte demonstrieren, dass der islamistische Terror noch handlungsfähig ist – und er sollte das tunesische Regime ökonomisch treffen. Das ist gelungen.

Nach den Anschlägen in der Türkei und Ägypten blieben die Touristen zwar zunächst aus – aber Touristen sind vergessliche Wesen. Die Hotels waren schnell wieder ausgebucht. Doch nun liegt die Sache anders. Das Attentat von Djerba lässt für den Tourismus in Tunesien und anderen arabischen Ländern Schlimmes befürchten. Denn nach dem 11. September und angesichts der täglichen Gewalt in Nahost verdichtet sich im Westen das Bild, es mit einer gewalttätigen islamistischen Zone zu tun zu haben, die man besser meidet.

Wie bei jedem Attentat stellt sich die Frage, ob es hätte verhindert werden können. Bild hat ziemlich voreilig die Behauptung in die Welt gesetzt, Warnungen wären übersehen worden. Die CDU hat das sehr, sehr ernst genommen – auf einen Skandal schielend, der ihr im Wahlkampf nutzen könnte. Das ist ein durchsichtiges, dummes Spiel mit den Ängsten, die solche Anschläge auslösen. Die Wahrheit lautet: Es gibt keinen absoluten Schutz, nirgends, in keinem Land. EDITH KRESTA

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