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IRA mordet in Irland

■ Irischer Polizist getötet. BBC enthüllt: Sinn Féin sitzt in IRA-Führung

Adare/Belfast (AFP) – Zum ersten Mal seit zehn Jahren ist in der Republik Irland ein Polizist erschossen worden. Die Täter seien wahrscheinlich Mitglieder der nordirischen Untergrundorganisation IRA, hieß es gestern aus Polizeikreisen. Vier mit Sturmgewehren bewaffnete Männer hätten das Zivilfahrzeug des Polizisten in Adare im Südwesten der Republik gerammt und dann das Feuer eröffnet. Dabei sei ein Polizist getötet und ein weiterer schwer verletzt worden.

Mit Straßensperren und Hubschraubern wurde am Freitag nach den Männern gefahndet, die in einem zweiten Fahrzeug die Flucht ergriffen hatten. Zunächst war vermutet worden, es handele sich bei dem Angriff um einen Raubüberfall, weil die Polizisten ein Postfahrzeug begleiteten. Jedoch versuchten die Angreifer nicht, Geld zu rauben.

Die IRA geriet damit drei Tage vor Beginn der Allparteiengespräche über die politische Zukunft Nordirlands weiter unter Druck, ebenso wie ihr politischer Flügel Sinn Féin: Die britische Rundfunkgesellschaft BBC nannte nämlich unter Berufung auf Polizei- und IRA-Quellen die Namen von sechs angeblichen Mitgliedern der IRA-Führung. Unter ihnen befindet sich demnach auch der Vize- Chef der Sinn-Féin-Partei, Martin McGuinness, sowie Gerry Kelly, der in der vergangenen Woche für Sinn Féin in das Nordirland-Forum gewählt wurde. Beide hatten immer eine Zugehörigkeit zur IRA zurückgewiesen. Die anderen Mitglieder sind laut BBC Kevin McKenna, Joe Cahill, Brian Keenan und Sean Murray.

Sinn Féin protestierte scharf gegen die Namensnennungen der BBC. Es handle sich um ein „skandalöses Beispiel“ für schmutzigen Journalismus, der in einem heiklen Augenblick des Friedensprozesses direkt gegen die Sinn Féin gerichtet sei, erklärte die Partei, ohne jedoch die Zugehörigkeit ihrer Politiker zur IRA-Führung zu bestreiten.

Siehe auch Seite 8

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