piwik no script img

IOC-Entscheidung Russland und OlympiaKein Komplett-Ausschluss in Rio

Das IOC gibt die endgültige Entscheidung an die internationalen Sommersportverbände weiter. Die russischen Leichtathleten sind aber trotzdem raus.

Wird es bei den diesjährigen Olympischen Sommerspielen nicht geben: russische LeichtathletInnen Foto: ap

Lausanne dpa | Die russische Mannschaft wird nicht komplett von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen. Diese Entscheidung teilte IOC-Präsident Thomas Bach am Sonntag in Lausanne mit. Es liege vielmehr nun an den einzelnen internationalen Sommersportverbänden, darüber zu befinden, ob russische Athleten in den jeweiligen Sportarten antreten dürften oder nicht.

Unter der Führung des deutschen Präsidenten Bach hatte das Exekutivkomitee des IOC zuvor bei einer Telefonkonferenz beraten, ob nach den russischen Leichtathleten das komplette Land von den Sommerspielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen werden solle.

Demonstrativ hatte Kremlchef Wladimir Putin zuletzt die Gründung einer neuen Anti-Doping-Kommission in Russland angekündigt – womöglich auch, um einem Komplett-Bann zu entgehen. Die Leitung der Kommission soll vermutlich der 81-jährige Witali Smirnow übernehmen, der seit 45 Jahren IOC-Mitglied ist. „Er hat einen absolut tadellosen Ruf und genießt das Vertrauen der olympischen Familie“, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge.

Die russischen Leichtathleten sind von der Entscheidung am Sonntag nicht betroffen, sie bleiben von den Rio-Spielen ausgeschlossen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte am vergangenen Mittwoch die Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes durch den Weltverband IAAF als regelkonform bestätigt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Ich bin bei den vielfältigen Anti-Russland-Operationen der letzten Jahre ziemlich misstrauisch geworden. Was niemand vergessen sollte: Russland hat mit Edward Snowden den Staatsfeind Nr 1 der USA aufgenommen, und man muss wohl damit rechnen, daß die USA alles tun werden, um Russland dafür zu bestrafen. Dazu könnte gehören, die russische Sportbegeisterung mit einem Olympi-ausschluss zu treffen.

    Mir ist klar, daß es in Russland Doping gibt, aber leider auch anderswo (ach, wie ist denn die Tour de France ausgegangen?). Ob die Russen wirklich Doping-Weltmeister sind, weiss ich nicht.

    Aber es gäbe eine einigermassen faire Variante ohne pauschalen Ausschluss der Russen: JEDE/R Sportler/in wird in Rio peinlichst auf Doping getestet, und im Erfolgsfall sofort nach Hause geschickt. Wäre auch sicher rechtsstaatlicher als ein Verdachtsausschluss, nicht wahr?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @WBD-399:

      Es geht auch um Doping im Training und in der Wettkampfvorbereitung.

      Wie man bei den Kontrollen bei den Wettkämpfen davonkommt und trotzdem dopen kann, wurde doch jahrelang geübt. Deswegen braucht es eine vertrauenswürdige Langzeitüberprüfung der Athleten.

      Vertrauen hat die Rusada aber eben gerade nicht verdient. Hat ein russischer Sportler im Ausland trainiert und wurde dort auch kontrolliert, dann wäre das was anderes.

    • @WBD-399:

      Mit dieser Einstellung geben Sie alle Regeln zum Doping und deren Kontrolle/Sanktionierung auf - das ist ein Offenbarungseid. Wenn ein so krasser Fall von Doping öffentlich wird, dann sind das erstmal Fakten, auf die man reagieren muss. Diesen Fakten kann man m.E. keine Vermutungen über böse Absichten der USA oder Rücksichtnahme auf die russische Sportbegeisterung gegenüberstellen. Systematisches Doping lässt sich leider auch nicht durch "peinlichst" genaue Dopingtests ausschließen - so einfach ist das leider nicht.

  • Das IOC und die FIFA - es geht nur um Kommerz und persönliche Vorteile - Machtmissbrauch ist da nicht fern. Aber es gehören immer zwei dazu, eine solche Situation entstehen zu lassen und zu erhalten. Wir, alle die das System IOC aufrechterhalten stimmen stillschweigend zu. Die paar empörte Meinungen sind Teil des Spiels. Gefragt wäre jetzt mal Handeln - IOC boykottieren - oder Fernsehübertragungszeiten einschränken - oder andere wirksame Schritte, die dem wirtschaftlichen Profit des IOC wehtun - sonst wird sich nichts ändern und wir sind Komplizen des IOCs! Nur Jammern bestätigt unsere Opferrollensicht, die nicht so ganz der Wahrheit entspricht.

  • Die größte Ungeheuerlichkeit an diesem (und vielen vergleichbaren) Vorgängen ist ja, dass diese offenbar mafiösen internationalen Sportorganisationen wie IOC oder FIFA solche zum Himmel stinkenden Entscheidungen ganz ungeniert im Bewusstsein treffen, dass sie berechtigte Empörung auslösen werden - Leute wie Blatter, Infantino und jetzt auch Bach sind ja nicht blöd. Es schert sie einfach nicht.

     

    Dass in diesem Zusammenhang auch entschieden wurde, dass Julia Stepanowa, der die Welt eine Menge Aufklärung in Sachen russisches Staatsdoping verdankt, wegen ihrer Doping-Vergangenheit nicht starten darf, setzt der Heuchelei die Krone auf. Das IOC stellt sich damit auf eine Stufe mit dem kriminellen Staat Luxemburg, der die Offenbarer der Lux-Leaks vor Gericht gezerrt hat.