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INTERVIEWEierwerfer von Halle sucht neue Chance

■ SPD-Schipke: Inszenierung war lächerlich

Im Juli sucht Matthias Schipke, 21 Jahre alt und Jura-Student an der MLU, in Bremen einen Neuanfang innerhalb der SPD.

Wieso die schnelle Wiederaufnahme in die Partei?

SchipkeAuf dem Bremer SPD-Parteitag erfuhr ich viel menschliches Verständnis auch von Parteiprominenz. Ein anfänglicher Scherz der Bremer Jusos, ich könne doch bei ihnen eintreten, was im Gegensatz zu den neuen Bundesländern gleichbedeutend mit einer SPD-Mitgliedschaft ist, wurde schließlich Realität.

Wie rechtfertigen Sie das?

Es ist etwas anderes, wieder in Bremen als in Halle aufgenommen zu werden. Viele in der Ost-SPD waren nicht fähig, mit dem ganzen Vorfall umzugehen, auch wenn mein Ortsverein Halle-Süd der Sache relativ liberal gegenüberstand und nicht versuchte, mich runterzumachen.

In Bremen, wo ich im Juli ein Praktikum bei einem Rechtsanwalt beginnen werde, will ich einen Neuanfang in der SPD suchen, um später wieder nach Halle zurückzukehren.

Haben Sie dabei nicht die Befürchtung, stets als der „Eierwerfer der SPD“ angesehen zu werden?

Es wird jetzt auf meinen weiteren Stil ankommen, das Image aufzubessern. Viele haben mir in Halle eine gute Arbeit bescheinigt und wollen mir eine Chance geben.

Im übrigen bin ich nicht „der Eierwerfer“, sondern einer von mehreren gewesen.

Nun werden Sie aber davon ausgehen können, ständig unter „Beschuß“ der Unionsparteien zu stehen. Die CSU hat angekündigt, unentwegt Ihren Parteiausschluß zu fordern.

Die Unionsparteien werden sich lächerlich machen, wenn sie weiter auf der Sache rumhacken. Es war schließlich nicht sauber von beiden Seiten, was beim Kanzlerbesuch in Halle ablief. Ich habe einen Fehler gemacht und Kohl hat in seinem Verhalten auch Fehler gemacht.

Außerdem ging es bei dem Parteienstreit ohnehin nicht um meine Person oder um die Eier. Der Eierwurf schien mir eher ein Aufhänger für die damals fehlgelaufenen Gespräche zwischen CDU und SPD gewesen zu sein.

Haben Sie durch das Eierwerfer- Image Diskriminierung an ihrer Uni erfahren?

An der Uni war ich doch hier und da Gängeleien ausgesetzt. Sprüche wie „Der hat ganz Deutschland lächerlich gemacht“ oder Vergleiche mit Kriminellen gingen mir jedoch kaum nahe.

Im Prinzip war doch alles lächerlich, was gegen mich inszeniert wurde. Es gibt wichtigere Themen in der Welt.

Hagen Wangemann/adn

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